"Auf Chelsea haben auch alle draufgehauen"

Benjamin Semmler
10. April 200915:23
Freude bei zwei Ex-Hamburgern: Nigel de Jong (r.) und Vincent Kompany (l.)Getty
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EXKLUSIVNigel de Jong wechselte in der Winterpause vom Hamburger SV zu Manchester City. Bei den Duellen zwischen den beiden Teams im UEFA-Cup-Viertelfinale muss der 24-Jährige allerdings zu schauen, da er bereits für die Hanseaten in diesem Wettbewerb aktiv war. Bei SPOX spricht der Ex-Hamburger über das Wiedersehen mit seinem alten Klub.

Nigel de Jong kehrt zurück nach Hamburg. Mit dem Flieger von Manchester nach Amsterdam und dann mit dem eigenen Mercedes an die Elbe.

"Das wird schön. Ich freue mich so sehr auf das Spiel", sagt der Niederländer, der erst vor elf Wochen für sagenhafte 18 Millionen Euro in die Premier League gewechselt ist, im Gespräch mit SPOX. Gegen seinen Ex-Klub darf de Jong zwar nicht ran, aber die Reise mit der neuen Mannschaft in die alte Heimat ließ er sich nicht entgehen.

Mit SPOX sprach der 24-Jährige über den HSV, seine Ablösesumme, die Angst vor ManCitys Millionen, Robinho und den Vergleich zwischen Bundesliga und Premier League.

SPOX: Der HSV spielt eine erfolgreiche Saison und hat noch die Chance auf drei Titel. Haben Sie den Wechsel schon bereut?

Nigel de Jong: Die spielen wirklich eine Super-Saison. Das muss man wirklich sagen. Ich freue mich für die Jungs. Die machen einen tollen Job. Trotzdem war der Wechsel zu Manchester City eine richtige Entscheidung.

SPOX: Aber sportlich läuft's mäßig. Sie stehen auf Platz zehn in der Premier League. Im FA- und Liga-Cup ist ManCity früh ausgeschieden. Und im UEFA-Cup kamen Sie nur mit viel Glück im Elfmeterschießen gegen Aalborg weiter.

De Jong: Das kann man so sehen. Aber auch anders. Wir befinden uns in einer Aufbauphase und entwickeln uns doch erst zu einem Spitzenteam. Bei uns passiert zurzeit unheimlich viel, der Verein wächst jeden Tag. Und: Wir können noch den UEFA-Cup gewinnen.

SPOX: Doch erstmal müssen Sie Ihren Ex-Verein aus dem Weg räumen. Wie schätzen Sie die Chancen ein?

De Jong: Das ist 50:50! Beide Mannschaften haben vor allem im UEFA-Cup schon starke Spiele gezeigt. Und: Internationale Partien sind im Vorfeld immer schwer einzuschätzen. Das Niveau liegt jetzt einfach sehr eng beieinander.

SPOX: Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Partie? Immerhin gelten Sie als großer Hamburg-Sympathisant. Ihre Firma "Continental Cars" sitzt in Hamburg, Sie sind eng mit Romeo Castelen und Dennis Aogo befreundet.

De Jong: Das spielt vor so einem Spiel aber keine Rolle. Wir wollen weiterkommen, ManCity ist jetzt mein Verein. Alles andere ist schön, jedoch nebensächlich. Es ist UEFA-Cup.

SPOX: Dabei sind bei Ihrem Transfer eher Gelder in Champions-League-Dimensionen geflossen.

De Jong:  Ja, da war ich auch ein bisschen überrascht.

SPOX: Das ehrt sie. Sie halten von solchen Summen also auch nicht viel?

De Jong: Manchester City ist ein großes Projekt. Und vor dem Wechsel habe ich mir die Pläne des Vereins genau angehört. Schließlich war der Zeitpunkt für den Wechsel ideal. Und zu den Summen: Die Verantwortlichen wissen, was sie dort mit dem Kapital machen. Und auch mein Transfer war eine Investition für die Zukunft.

SPOX: Sie haben meine Frage nicht beantwortet.

De Jong: Doch. Soll Großes enstehen, muss großes Geld fließen. Da wurde mit Vince (Ex-HSVer Vincent Kompany, Anm. d. Red.) und mir angefangen, es wurden noch zwei, drei andere Jungs geholt. Und hoffentlich kommen im Sommer noch einige große Namen...

SPOX: Dann haben die ManCity-Kritiker noch mehr zu schreiben.

De Jong: Aber das ist doch normal. Das ist im Fußball immer so. Viele Leute haben Angst, wenn ein Klub sehr viel Geld hat. Das war damals mit Chelsea doch genauso. Da haben auch alle draufgehauen. Und heute? Kein Mensch spricht mehr über die Chelsea-Millionen. Es braucht Zeit und die Leute werden sich auch an ManCity gewöhnen.

SPOX: Haben Sie sich auch an die täglichen Gerüchte gewöhnt. Kaka, Diego, Terry. Jeder Superstar steht angeblich auf dem Zettel der Scheichs.

De Jong: Für uns ist das kein Thema. Die Mannschaft bleibt da ganz ruhig. Das sind Gerüchte, das ist normal. Wir konzentrieren uns auf das Fußballspielen und lesen einfach nicht so oft Zeitung.

SPOX: Haben Sie die Scheichs persönlich kennengelernt? Sitzen die nach dem Spiel in der Kabine?

De Jong: Nein, nein. Das sind Geschäftsleute. Ein oder zwei Mal sind sie im Stadion gewesen. Die halten sich sehr angenehm im Hintergrund. Das ist okay so.

SPOX: Lloris Karius, ein 16-Jähriger Nachwuchskeeper vom VfB Stuttgart, wechselt im Sommer zu ManCity. Es hieß, dass der Verein ein klares Konzept vorgelegt hat, in dem Spieler der Weg in den Profifußball aufgezeigt wurde - inklusive ständiger Betreuung.

De Jong: Stimmt, stimmt. Die haben die beste Jugend...

SPOX: ... kennen Sie die Nachwuchsabteilung von ManCity?

De Jong: Die kennt jeder in England. Egal welcher Jahrgang. ManCity ist in jeder Altersklasse top. Die Jugendmannschaften von ManCity sind die besten Englands. Deswegen ist der Verein sehr interessant für junge Spieler. Auch für deutsche Talente.

SPOX: Die, wie es in England oft üblich ist, bei den Profis mittrainieren dürfen.

De Jong: Ja. Einmal in der Woche kommen einige junge Spieler und machen mit. Das ist eine gute Sache.

SPOX: Stellen Sie uns mal Robinho vor. Was ist das für ein Typ?

De Jong: Ein Guter. Ein guter Fußballer. Ein guter Mensch. Ganz normal.

SPOX: Normal? Robinho?

De Jong: Ganz normal. Die Medien machen zwar gerne mehr aus ihm, aber in der Mannschaft ist Robinho wie jeder andere.

SPOX: Piotr Trochowski wird zunehmend mit Vereinen aus der Premier League in Verbindung gebracht. Würden Sie ihm einen Wechsel empfehlen?

De Jong: Die Premier League ist für jeden Fußballer interessant. Doch die Atmosphäre in den Stadien und das ganze Drumherum ist im Prinzip genauso. Das sind zwei Top-Ligen. Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob er die Chance ins Ausland zu wechseln, nutzen will.

SPOX: Und, wie werden Sie die Ex-Kollegen nachher begrüßen?

De Jong: Ich gehe nach dem Spiel auf jeden Fall mal in die Kabine. Und dann mal schauen...

Das UEFA-Cup-Viertelfinale im Überblick