Als drei Jahre nach dem Triumph von Berlin ein brasilianischer "Tornado" im südafrikanischen Winter den Fußball-Weltmeister kräftig durcheinandergewirbelt hatte, stimmte Italien den Abgesang auf seine alternden Helden an.
"Das Italien, das die WM gewonnen hat, gibt es nicht mehr", urteilte die Sporttageszeitung "Tuttosport" nach der blamablen 0:3 (0:3)-Pleite beim Confed Cup gegen Rekordweltmeister Brasilien.
"Die Mannschaft hat viele Falten gezeigt", schrieb die "Gazzetta dello Sport" nach dem Vorrundenaus der Azzurri und mahnte "die Diskussion über einen Generationswechsel" an.
Vor allem Weltmeistertrainer Marcello Lippi rückte in den Fokus der Kritik. "Er stellt sich taub, er will keine Revolution einleiten", hieß es in Tuttosport. "Doch er wird ganz bestimmt die Mannschaft neu aufbauen müssen."
Keine Einsicht bei Lippi
Aber auch nach der Demontage durch die brasilianischen Fußball-Zauberer, die dem viermaligen Weltmeister auf den Tag genau 39 Jahre nach dem 1:4 im WM-Finale von Mexiko erneut eine Lektion erteilten, blieb Lippi stur.
"Die Spieler, die ihr hier gesehen habt, sind die Besten. An ihnen halte ich fest", sagte der 61-Jährige, der erneut acht Weltmeister von 2006 aufgeboten hatte. "Das Projekt geht weiter, es gibt keinen Grund, das Personal zu ändern."
Die Helden von Berlin, nach der 0:1-Blamage drei Tage zuvor gegen Ägypten daheim schon als "Mumien" verspottet, hielten mit ihrer müden und kraftlosen Vorstellung vor 41.195 Zuschauern im Lotus-Verfeld-Stadion von Pretoria aber eher ein Plädoyer für einen Generationswechsel.
Kapitän Fabio Cannavaro, der mit seinem 126. Länderspiel den Rekord von Paolo Maldini einstellte, war in einer desolaten Abwehr gegen die Fußball-Samba von Kaka und Co. genauso überfordert wie seine Kollegen.
Cannavaro: "Das tut weh"
Zuletzt hatte eine Squadra Azzurra vor 80 Jahren zur Halbzeit 0:3 hinten gelegen, im April 1929 gegen Österreich in Wien.
"Das tut weh", sagte der 35-Jährige, gab seinem Trainer jedoch recht: "Wir wollten einige neue Spieler testen, aber das Resultat war enttäuschend."
Einzig der 22-jährige Giuseppe Rossi, der beim 3:1 zum Auftakt gegen die USA zwei Tore erzielte hatte, wusste von den Jungen zu überzeugen.
Ihn wechselte Lippi allerdings erst nach dem 0:1 durch Luis Fabiano ein (37.), der nur sechs Minuten später seinen dritten Turniertreffer folgen ließ.
Endspiel gegen Spanien im Blick
Als Sekunden vor dem Halbzeitpfiff Andrea Dossena eine Hereingabe von Robinho ins eigene Tor lenkte, war Italien am Boden und der "Tornado Brasilien" ("Corriere dello Sport") ins Halbfinale gefegt.
Vor dem Duell mit Gastgeber Südafrika und ihrem Landsmann Joel Santana am Donnerstag in Johannesburg hat die Selecao schon das Finale im Blick.
"Alle hoffen auf ein Endspiel gegen Spanien", sagte Superstar Kaka. Besonders glücklich war Doppeltorschütze Luis Fabiano. "Beim letzten Spiel gegen die USA hatte meine Tochter Geburtstag, aber ich konnte ihr kein Tor schenken", sagte der Stürmer des FC Sevilla, "also habe ich ihr für das Italien-Spiel Tore versprochen."
Lucio rundum zufrieden
Der 28-Jährige hielt sein Versprechen und baute seine eindrucksvolle Bilanz unter Trainer Dunga auf 20 Treffer in 29 Spielen aus. Ein einziges Tor hätte Italien in der Schlussphase gereicht, um sich doch noch in das Halbfinale zu mogeln.
Denn zeitgleich lieferten die USA beim 3:0 (1:0) gegen Ägypten die erhoffte Schützenhilfe. Doch selbst dazu war "die müde und schlampige Mannschaft" (Corriere dello Sport) nicht in der Lage.
"Gegen Brasilien muss man 100 Prozent bringen, das haben wir nicht", sagte Bayern-Star Luca Toni, der nach 57 erneut schwachen Minuten vom Feld musste und das Duell gegen seinen Klubkollegen Lucio deutlich verloren hatte.
Der Kapitän der Brasilianer war mit der Gala seiner Mannschaft rundum zufrieden. "Wir haben sehr intelligent gespielt, mit guter Defensive und schnellen Kontern", sagte der Münchner und lobte die brillante Offensivabteilung um Kaka: "Wir haben super Potenzial nach vorne, da sind wir für jeden Gegner gefährlich."
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