WM

Starke DFB-Elf macht's unnötig spannend

Von Mario Krischel
Joshua Kimmich und Torschütze Leon Goretzka bejubeln dessen Treffer zum 3:1
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einem knappen Sieg in den Confed Cup in Russland gestartet und hat gegen Australien mit 3:2 (2:1) gewonnen. Die über weite Strecken eigentlich harmlosen Socceroos erwischten Torwart Bernd Leno zweimal auf dem falschen Fuß.

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Vor 28.605 Zuschauern im Fisht Olympic Stadium in Sotschi brachte Lars Stindl die deutsche Mannschaft bereits nach fünf Minuten in Führung. Vor der Pause markierte erst Tom Rogic den Ausgleich (41.), wenig später traf Julian Draxler vom Punkt (44.). Nach dem Seitenwechsel legte Leon Goretzka nach (48.), ehe Australien durch Tomi Juric verkürzte (56.).

Stindl durfte sich bei seinem dritten Einsatz im Weiß-Schwarzen Dress genau wie Goretzka über sein erstes Länderspieltor freuen.

Am Donnerstag kann die DFB-Elf im zweiten Gruppenspiel gegen Chile (20 Uhr im LIVETICKER) bereits einen großen Schritt in Richtung Halbfinale gehen.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Australiens Coach Ange Postecoglou wechselt im Vergleich zum 0:4 im Freundschaftsspiel gegen Brasilien viermal. Für Langerak, Cahill, Kruse und Troisi rücken Ryan, Mooy, Rogic und Juric in die Anfangsformation.

Joachim Löw nimmt gegenüber dem 7:0 in der WM-Quali gegen San Marino drei Änderungen vor. Leno, Rüdiger und Rudy ersetzen ter Stegen, Can und Younes.

5., 0:1 Stindl: Über Kimmich und Goretzka landet der Ball bei Brandt, der auf der rechten Außenbahn Fahrt aufnimmt, in den Sechzehner eindringt und dann zurücklegt auf den völlig frei stehenden Stindl, der aus gut zehn Metern mühelos zur frühen Führung einschießen kann.

16.: Goretzka bringt von der rechten Seite eine scharfe Hereingabe in die Mitte, die sich Wagner erarbeitet. Sein Flugkopfball geht um Haaresbreite links am Tor vorbei

23.: Im Offensivspiel geht nahezu alles über Goretzka. Erneut hat der Schalker das Auge für Wagner, den er per Chipball über die Abwehr bedient. Frei vor Ryan zieht Wagner jedoch knapp am langen Pfosten vorbei.

37.: Aus dem Halbfeld bringt Mooy einen Freistoß auf den zweiten Pfosten, wo sich der aufgerückte Sainsbury im Rücken der deutschen Abwehr davonstiehlt, dann aber völlig blank vor Leno selbst überrascht ist und seinen Kopfball nicht aufs Tor bringen kann.

41., 1:1 Rogic: Australien stellt das Spielgeschehen auf den Kopf. Rogic bekommt im Zentrum das Spielgerät, wird nicht angegriffen und marschiert auf den deutschen Sechzehner zu. Sein erster Versuch, der weit neben das Gehäuse gegangen wäre, wird von Mustafi direkt wieder vor seine Füße geblockt. Der zweite Anlauf per Dropkick rutscht Leno durch die Arme.

44.: 1:2 Draxler: Nachdem Goretzka im Strafraum regelwidrig von den Beinen geholt wird, schnappt sich Draxler den Elfmeter und verlädt Ryan. Rechts unten schlägt's ein.

48., 1:3 Goretzka: Kimmich hat viel Zeit und bedient den durchgestarteten Goretzka ideal, der den Ball mit dem ersten Kontakt aus der Luft im Tor versenkt.

56., 2:3 Juric: Nach einem zunächst abgeblockten Freistoß von Mooy hält Rogic aus der Distanz drauf. Der Ball wird noch leicht von Jurics Schulter abgefälscht, sodass Leno ihn nicht festhält und vor die Füße von Juric prallen lässt, der sich artig bedankt und einschiebt.

75.: Der für Wagner ins Spiel gekommene Werner behauptet sich im Strafraum gegen Degenek und kommt zum Abschluss, scheitert allerdings am Pfosten.

Fazit: Ein verdienter Sieg für den Weltmeister, der es spannender machte als notwendig. Das flüssige Kombinationsspiel im Angriff sorgte für positive Momente, die Abschlüsse waren ausbaufähig. Klar ist aber auch, dass Australien auf dem Weg zum Titel definitiv kein Maßstab war.

Der Star des Spiels: Leon Goretzka. Der absolute Aktivposten im deutschen Spiel. Beinahe jeder Angriff ging über den jungen Schalker, der sowohl als Verteiler wie auch als Vollstrecker glänzen konnte. Sein zwischenzeitliches Tor zum 3:1 war die Krönung eines sehr starken Auftritts.

Der Flop des Spiels: Bernd Leno. War über große Teile des Spiels eigentlich beschäftigungslos, doch patzte er bei beiden Gegentreffern entscheidend. Beim Ausgleich zum 1:1 gelten aufgrund der kurzen Distanz und der geringen Reaktionszeit noch mildernde Umstände, das 2:3 geht jedoch eindeutig auf seine Kappe.

Der Schiedsrichter: Mark Geiger (USA). Stand kaum im Fokus und traf in den wichtigen Szenen stets die richtige Entscheidung. Beim Anschluss der Australier nahm er sicherheitshalber den Video-Referee dazu, ansonsten in seiner Leitung souverän.

Das fiel auf:

  • Extrem fluide Grundformation der DFB-Elf im Wechsel zwischen Offensive und Defensive, die sich mit den üblichen Zahlenreihen kaum beschreiben lässt. Bis auf die beiden Innenverteidiger, Rudy und Wagner alle Spieler auf wechselnden Positionen. Erstaunlich, dass Brandt in der Defensive Rechtsverteidiger spielte und teilweise hinter Kimmich agierte, der oft aus der letzten Linie ins Mittelfeld rückte.
  • Im Angriff wurde die Szenerie beinahe noch unübersichtlicher. Draxler, nominell auf links außen, Stindl und Goretzka tummelten sich mehr oder weniger als Zehner-Trio hinter Wagner. Hector und Brandt übernahmen die Flügel. Einzig Rudy blieb in der Mittelfeldriege ein Stück zurück. Besonders agil zeigten sich Goretzka, Kimmich und Brandt, deren Zusammenspiel die Socceroos konstant überforderte.
  • Teilweise presste die Löw-Elf mit drei Mann schon im vorderen Drittel und erzwang so wiederholt schnelle Ballverluste beim Gegner, der mit dem Tempo und den deutschen Positionswechseln überfordert schien.
  • Im zweiten Abschnitt nahm der Weltmeister nach einem wilden Beginn zwei Gänge raus und büßte an Überlegenheit ein. Australien zeigte sich zwar ein bisschen aktiver, richtig gefährlich wurde es für Leno nach dem 2:3 allerdings nicht mehr.

Australien - Deutschland: Die Daten zum Spiel