Joshua Kimmich hat sich mit dem Turnier endgültig emanzipiert
"Wie der jetzt in der Nationalmannschaft spielt, seitdem er weiß, dass er in der kommenden Saison bei Bayern München spielen soll - da ist jetzt bei ihm ein ganz anderes Selbstvertrauen vorhanden, das zu beobachten ist wunderbar."
Knapp eine Woche vor dem deutschen Confed-Cup-Erfolg äußerte Bayern-Präsident Uli Hoeneß diesen Satz über Joshua Kimmich, der damals schon seine Richtigkeit hatte, mit dem gewonnenen Finale gegen Chile aber noch einmal eine ganz andere Bedeutung erlangte. Denn sollte irgendjemand noch einen Beweis für Kimmichs Tauglichkeit für höchste Aufgaben gebraucht haben: Der Confed Cup - und speziell das Finale - lieferte diesen.
Der Münchner mauserte sich schnell zu einem der wertvollsten Akteure in Joachim Löws junger Mannschaft, egal ob rechts hinten in der Dreierkette oder als rechter Außenbahnspieler. Nach hinten agierte er als tadelloser Zweikämpfer und Wadenbeißer, im Spiel nach vorne ließ er sogar Deutschlands selbsternannten besten Stürmer Sandro Wagner mit einem Staunen zurück ("Kimmich ist unglaublich. Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so gut flankt"). Die Unkenrufe, Kimmich sei ein reiner Sechser und als Außenverteidiger verschenkt - sie dürften noch in der Nacht des Triumphs verstummen.
Kimmich hat sich endgültig emanzipiert. Fußballerisch trotz einer Saison, in der er von Carlo Ancelotti unerklärlicherweise links liegen gelassen wurde. Aber auch in Sachen Auftreten. Im Finale wollte sein bayerischer Teamkollegen Arturo Vidal Kimmich an die Gurgel, der 22-Jährige stellte sich dem chilenischen Wüterich. Nach dem Spiel gab es kein Zurückrudern, keine Liebesbeweise und keine Nettigkeiten, sondern ein: "Er war halt sauer, dass sie 0:1 hinten waren und wir das Ding gewonnen haben."