Bei einer Massenpanik bei einem Testspiel in Johannesburg werden 15 Menschen verletzt. Die Verletzungsserie vor der WM hört nicht auf - aber immerhin hat Kevin-Prince Boateng Grund zur Freude. Und auch Didier Drogba ist zuversichtlich. Brasilien trainiert mit angezogener Handbremse.
Massenpanik bei Testspiel: Eine Massenpanik bei einem Testspiel in Johannesburg hat fünf Tage vor Beginn der WM in Südafrika für Bestürzung gesorgt. Laut Angaben der südafrikanischen Polizei wurden bei der Begegnung zwischen den WM-Teilnehmern Nigeria und Nordkorea am Sonntag (3:1) mindestens 15 Personen verletzt, als Fans versuchten, die vom Sicherheitspersonal bereits geschlossenen Tore des Makhulong-Stadions zu durchbrechen. Ein Polizist erlitt schwere Verletzungen.
"Es gab keine Toten, aber einen schwerverletzten Beamten und mindestens 14 leichter verletzte Zivilisten", sagte Colonel Opperman von der zuständigen Tembisa Police im Nordosten von Johannesburg. "Es gab ein Problem mit den Eintrittskarten. Es wurden Gratistickets ausgegeben, und als die Menschen davon hörten, begann der tragische Ansturm auf die Tore."
Probleme hatte es am Sonntagnachmittag bereits gegeben, als die Stadiontore geöffnet wurden. Die Polizei hatte offenbar nicht mit dem großen Interesse der Fans an diesem Spiel gerechnet. Die Beamten versuchten verzweifelt, die Tore wieder zu schließen, wurden aber einfach überrannt. Das Stadion, das rund 10.000 Zuschauer fasst, war allerdings nicht voll besetzt.
Augenzeugen berichteten, dass Dutzende nigerianische Anhänger niedergetrampelt wurden, während im Stadion die Nationalhymnen gespielt wurden. In der zweiten Halbzeit wurden erneut die Tore gestürmt. Ein Polizist erhob Vorwürfe gegen den Weltverband FIFA: "Die FIFA hat gewollt, dass der Eintritt gratis ist. Das haben sie nun davon."
Boateng überzeugt: In Deutschland nach seinem folgenschweren Foul an Michael Ballack geächtet, in Ghana nach seinem Debüt für die Black Stars gefeiert: Kevin Boateng absolvierte nach seinem Wechsel vom DFB zur ghanaischen Nationalmannschaft beim 1:0-Erfolg gegen Lettland am Samstag im englischen Milton Keynes sein Debüt für die Afrikaner und wurde anschließend von Trainer Milovan Rajevac gelobt.
"Er hat seine Sache toll gemacht. Er hat in einer für ihn ungewohnten Rolle gespielt, mit der er gut zurechtkam. Diese soll er auch künftig einnehmen", sagte der Serbe nach dem Auftritt Boatengs gegen Lettland. Der Halbbruder des deutschen Nationalspielers Jerome Boateng zeigte bis zu seiner Auswechslung in der 67. Minute im zentralen defensiven Mittelfeld eine überzeugende Leistung.
Der ehemalige Bundesligaspieler von Hertha BSC Berlin und Borussia Dortmund soll bei Ghana den verletzten Teamleader Michael Essien vom FC Chelsea ersetzen.
Hoffnung für Drogba: Für Didier Drogba wird die Teilnahme an der WM zu einem Wettlauf mit der Zeit. Der verletzte Stürmer-Star der Elfenbeinküste wurde am Samstag in Bern zwar erfolgreich an seinem gebrochenen Ellbogen operiert, ob der Angreifer vom FC Chelsea aber tasächlich noch rechtzeitig fit wird, steht derzeit noch in den Sternen.
Zudem müsste der Weltverband FIFA dem Ivorer noch das Tragen einer Manschette erlauben. Der deutsche Kapitän Philipp Lahm hatte beim Eröffnungsspiel der WM 2006 gegen Costa Rica mit solch einer Manschette spielen dürfen.
Der 32 Jahre alte Premier-League-Torschützenkönig Drogba wollte nach der geglückten Operation zunächst keine Prognose abgeben, nachdem er im Anschluss an seinen Bruch am Freitag im Länderspiel gegen Japan (2:0) noch verkündet hatte: "Der World Cup ist vorbei."
Zwei Tage später hat nun aber der ganze afrikanische Kontinent wieder die Hoffnung, dass nach Michael Essien (Ghana) und John Obi Mikel (Nigeria) nicht noch ein weiterer Superstar des Schwarzen Kontinents für die WM in Südafrika ausfällt.
"Der notwendige chirurgische Eingriff ist erfolgreich verlaufen", sagte der Generalsekretär des Fußball-Verbandes der Elfenbeinküste (FIF), Hego Ouattara. Die beiden behandelnden Ärzte Ralph Hertel und Michel Gaillot sowie der medizinische Stab der Ivorer rechnen sogar mit einer "schnellen Rückkehr auf den Fußballplatz."
Auch Coach Sven-Göran Eriksson sieht einer WM-Teilnahme von Drogba weiter positiv entgegen. "Drogbas WM-Teilnahme ist immer noch möglich. Vielleicht kann er mit einem Schutz spielen. Aber natürlich mache ich mir große Sorgen", sagte der schwedische Coach der Elfenbeinküste, der seinen Kapitän unbedingt mit einer Arm-Manschette spielen lassen will.
Cossu zur Sicherheit: Nach der Verletzung von Mittelfeldstratege Andrea Pirlo wird Titelverteidiger Italien am Dienstag mit Andrea Cossu als 24. Spieler zur WM aufbrechen. Der 30-Jährige von US Cagliari könnte für Pirlo in den 23-köpfigen Kader rutschen, falls sich der Spielmacher des AC Mailand aufgrund seiner Wadenzerrung noch vor dem Auftaktspiel der Squadra Azzurra gegen Paraguay endgültig für das gesamte Turnier abmelden sollte.
Für einen Einsatz gegen die Südamerikaner steht Pirlo definitiv nicht zur Verfügung, auch sein Mitwirken in der zweiten Partie der Gruppenphase am 20. Juni in Nelspruit gegen Neuseeland scheint unwahrscheinlich.
Brasilien trainiert extra verhalten: Rekord-Weltmeister Brasilien trainiert fünf Tage vor Beginn der WM nach Angaben von Angreifer Grafite vom Bundesligisten VfL Wolfsburg wegen der Verletzungen zahlreicher Topstars mit angezogener Handbremse: "Wir bekommen natürlich mit, wer alles ausfällt. Wir Spieler haben alle eine lange Saison in den Knochen, deswegen gegen wir nicht hart in die Zweikämpfe. Deshalb klopfen wir auf Holz, damit uns Brasilianern nichts passiert", sagte Grafite am Sonntag.
Skrtel angeschlagen: Und wieder mal eine Verletztenmeldung, diesmal trifft es die Slowakei. Abwehr-Chef Martin Skrtel (Liverpool) hat sich beim 3:0-Testspielsieg gegen Costa Rica eine leichte Knöchelverletzung zugezogen. Aber offenbar ist es nichts schlimmes. Nationaltrainer Vladimir Weiss: "Der Knöchel ist geschwollen, aber ich denke, er wird in Ordnung sein."
Honduras-Duo verletzt raus: Schlimmer hat es offenbar die beiden Honduras-Stars Wilson Palacios (Tottenham) und David Suazo (FC Genua) erwischt. Beim 0:3 gegen Rumänien blieb Mittelfeld-Motor Palacios nach einer Kollision liegen und musste abtransportiert werden. Suazo bekam einen Schlag aufs Knie.