Blamiert, frustriert und konsterniert: Nach der peinlichen Schlappe am Freitagabend im Testspiel gegen China (0:1) liegt die einst so stolze Equipe Tricolore in Trümmern. "Alarmstufe Rot. Es herrscht der Notzustand", titelte Frankreichs Sporttageszeitung "L'Equipe" nach der Blamage auf der Insel La Reunion und brachte die Stimmung im Land des Weltmeisters von 1998 auf den Punkt.
Schlagzeilen, die die verunsicherten Spieler und ihren schon seit dem Amstantritt 2004 immer wieder im Kreuzfeuer öffentlicher Kritik stehenden Trainer Raymond Domenech auch nach der Landung am Samstagmorgen im südafrikanischen George erreicht haben dürften.
"Irgendwas fehlt uns"
Vor ihrem WM-Auftaktspiel am kommenden Freitag in Kaptstadt gegen Uruguay heißt es bei den Franzosen: Anspannung statt Vorfreude, Stress statt Euphorie und Last statt Lust.
"Irgendetwas fehlt uns. Ich sage nicht, dass ich unbesorgt bin. Aber man sollte berücksichtigen, dass es nur ein Testspiel war. Die Weltmeisterschaft beginnt erst am 11. Juni - nicht jetzt", meinte Domenech, ergänzte aber: "Vor dem Tor fehlt es uns an Spontanität und Frische. Es liegt noch eine Woche voll harter Arbeit vor uns."
Es ist jedoch mehr als ein Feinschliff, den der Coach seinem Team auf der Zielgeraden der Vorbereitung noch verpassen muss. Ob dem 58-Jährigen noch rechtzeitig die Wende gelingen wird, scheint fraglich. War die Testphase bisher doch eher Tal- als Bergfahrt.
Ribery einer der besseren Akteure
Einem mühevollen 2:1 gegen Costa Rica folgte ein wenig überzeugendes 1:1 gegen Tunesien. Die Niederlage gegen die nicht für die WM qualifizierten Chinesen bedeutete nun den Tiefpunkt.
Daran konnte auch Bayern-Profi Franck Ribery nichts ändern, der bei der Partie auf La Reunion noch zu den besseren Akteuren bei Les Bleus gehörte. Ex-Kapitän Thierry Henry vom FC Barcelona stand derweil erneut nicht in der Startformation.
Domenech will sich von den blanken Resultaten nicht beirren lassen. "Gegen China haben wir uns schon viel mehr Chancen herausgespielt. Ich denke, wir verbessern uns", sagte der Coach, der sich zuletzt sogar Attacken des französischen Fußball-Idols und UEFA-Präsidenten Michel Platini ausgesetzt gesehen hatte: "Wir haben ein Raymond-Problem." Mit Ende der WM ist dieses jedoch gelöst. Der ungeliebte Trainer wird durch Laurent Blanc ersetzt.
"Frankreich wird Respekt haben"
Zuvor gilt es jedoch, den Schwierigkeiten zu trotzen und in Südafrika zu bestehen. Auf schon vor dem Anpfiff eingeschüchterte Gegner sollten Domenech und Co. allerdings nicht hoffen.
Uruguays Nationaltrainer Oscar Tabarez schickte jedenfalls schon mal einen Gruß in Richtung der Franzosen: "Sie werden nicht bestimmen, wie wir gegen sie spielen. Frankreich wird Respekt vor uns haben und wir werden ihnen das Leben schwer machen."Auch den weiteren Gruppengegnern Mexiko und Gastgeber Südafrika dürften vor der Equipe Tricolore nicht gerade die Knie schlottern. Im Falle eines Vorrunden-Ausscheidens könnte die WM für Frankreich schon am 22. Juni beendet sein. Was bliebe, wäre neben großer Enttäuschung auch eine schnelle Erlösung - die von Domenech.