Innerhalb von zwei Monaten sollen 44 Menschen gestorben sein - die Hälfte davon an Herzversagen aufgrund der Arbeitsbedingungen und der teils unmenschlichen Hitze. Bei einem "großen Bauprojekt" für die WM, die schon wegen des Austragungstermins stark umstritten ist, soll demnach Zwangsarbeit im Spiel sein. Die Zeitung bezieht sich auf Dokumente der nepalesischen Botschaft.
Der Internationale Gewerkschaftsbund IGB hat laut Guardian den Tod von Gastarbeitern untersucht, die auf dem Weg zur WM in Stärke von bis zu 2,2 Millionen Menschen in Katar erwartet werden, vor allem aus Nepal, Sri Lanka und Indien. Zu erwarten seien schlimmstenfalls 600 Todesfälle im Jahr, falls die Regierung nicht umgehend handle. Der IGB verweise auf harte, gefährliche Bedingungen und eine slumähnliche Unterbringung. Krankheiten und Hunger seien an der Tagesordnung.
"Die katarischen Behörden tun in dieser Sache nichts, was Substanz hat", wird die IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow (Australien) zitiert. Die Zahlen zeigten, dass "mindestens ein Gastarbeiter pro Tag in Katar stirbt. Beim Ausbleiben von echten Maßnahmen wird der Anstieg der ausländischen Kräfte um 50 Prozent mit einem Anstieg der Todesfälle einhergehen". Laut IGB befinden sich derzeit 1,2 Millionen ausländische Arbeiter in Katar, eine weitere Million wird bis zur WM erwartet.
"System moderner Sklaverei"
Die IGB appellierte an den Weltverband FIFA, eine klare Botschaft auszusenden, dass "sie nicht erlaubt, die WM auf dem Rücken eines Systems moderner Sklaverei aufzubauen. Das ist derzeit die Realität Hunderttausender Gastarbeiter." Bereits im März hatte Burrow der Bild-Zeitung gesagt, Katar sei ein "Sklavenhändler-Staat. Um die Infrastruktur zu bauen, werden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als die 736 Fußballer, die bei der WM auf dem Rasen stehen".
Der "Guardian" hat recherchiert, dass zwischen 4. Juni und 8. August 44 nepalesische Arbeiter gestorben sind, häufig an Herzversagen oder bei Unfällen auf den Baustellen. Teilweise sollen Arbeitgeber Löhne zurückhalten, die Pässe einziehen oder den Arbeitern bei bis zu 50 Grad Gratis-Wasser verweigern. Die indische Botschaft berichtet von 82 toten Landsleuten von Januar bis Mai dieses Jahres, 1480 Menschen hätten sich in der Botschaft beschwert. Von 2010 bis 2012 sollen mehr als 700 indische Arbeiter gestorben sein.
Die FIFA erklärte, sie seien "sehr besorgt" wegen der aktuellen Berichte. Die katarische Regierung ließ verlauten, es gäbe "keine Entschuldigung auch nur einen Arbeiter in Katar so zu behandeln." Die Organisatoren weiter: "Die Gesundheit und Sicherheit jedes Arbeiters, der zur WM 2022 beiträgt, genießt bei uns höchste Priorität. Darum geht es und vor allem, da wir all unsere Versprechungen, die wir im Bezug auf die Ausrichtung der WM gegeben haben, voll einhalten wollen."
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