Zuletzt hatte sich die Kritik an der Vergabe der WM 2022 an das Emirat am Persischen Golf nochmals verschärft. Immer wieder werden vor allem die zum Teil skandalösen Bedingungen für die ausländischen Arbeitskräfte in Katar angeprangert, Hunderte - vor allem aus Nepal und Indien - sind bereits ums Leben gekommen. Der Vorwurf lautete wiederholt: die Arbeiter seien teilweise wie Sklaven gehalten worden.
"Damit rückt die FIFA natürlich selbst in den Fokus, wenn sich in Katar nichts ändert an der Situation der Wanderarbeiter. Und die FIFA braucht einen Plan B, wenn Katar das nicht umsetzt. Welcher soll das sonst sein als ein WM-Entzug?", wurde Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) nach ihrer Inspektionsreise ins Land des WM-Gastgebers 2022 von Sport Bild plus zitiert.
Roth fordert Plan B
Roth macht dabei Druck auf das Emirat: "Das WM-Organisationskomitee hat eine WM angekündigt, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Alles in den schönsten Farben. Ich habe klar gemacht: Alles schön und gut, aber Katar muss jetzt liefern, wenn es um Menschen- und Arbeitsrechtsstandards geht, und nicht erst zur WM im Jahr 2022."
Allerdings ist die wachsende internationale Kritik an Katar nicht die einzige Baustelle, die der Weltverband derzeit abzuarbeiten hat. Nach den jüngsten Schmiergeld-Vorwürfen im Zuge der WM-Vergabe an die Katarer im Dezember 2010 gibt es neue Korruptionsanschuldigungen.
Neue Bestechungsvorwürfe
Nicht nur der ehemalige FIFA-Vizepräsident Mohamed Bin Hammam (Katar) soll damals seinen Exekutivkollegen Jack Warner (Trinidad und Tobago) mit Millionensummen geschmiert haben. Jetzt gibt es nach Angaben der Süddeutschen Zeitung auch Anzeichen dafür, dass der damalige WM-Bewerber Australien ebenfalls 350.000 Euro an Warner überwies; deklariert für Warners Sportzentrum auf Trinidad und Tobago - als Entwicklungshilfe.
Viel Arbeit also für Michael Garcia, den Chefermittler der Ethik-Kommission des Weltverbandes. FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (78) unterstrich indes unlängst nochmals, dass an der Entscheidung pro Katar nicht gerüttelt werde.
Japan als Ersatzgastgeber
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (63) hatte aber am vergangenen Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF klar gemacht: "Wenn es klare Beweise gibt, muss die FIFA das Thema neu aufrollen." Wenngleich der Beweis, "dass Korruption im Spiel war, noch nicht erbracht ist. Die Frage muss erlaubt sein, ob es Ergebnisse gibt. Es kann sein, dass alles sauber gelaufen ist."
Ein möglicher Ersatz für Katar steht derweil Gewehr bei Fuß. Die Japaner, eigentlich für ihre vornehme Zurückhaltung bekannt, können sich vorstellen, die WM-Gastgeberrolle zu übernehmen. "Wenn die FIFA nach einer Alternative sucht - wir besitzen jetzt schon die Stadien, die alle Kriterien erfüllen würden", sagte Kuniya Daini, Präsident des japanischen Fußball-Verbandes JFA, der Nachrichtenagentur AFP.
Die verbale Offensive aus Nippon überrascht sowohl vom Zeitpunkt als auch von der Deutlichkeit her. "Wir richten schon die Olympischen Spiele 2020 aus. Wenn es eine Chance gibt, würden wir gerne auch die WM ausrichten. Ich weiß allerdings nicht, wie wahrscheinlich das ist", sagte Daini. Angesichts der momentanen Gemengelage scheint nichts ausgeschlossen.
Die WM 2014 im Überblick