Er hätte den nun erhobenen Schwarzgeld-Verdacht bereits während seiner Amtszeit ausräumen können. Ähnlich hatte sich auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff geäußert.
"Der Vorwurf, ich hätte zu meiner Amtszeit diesen Vorgang überprüfen müssen, geht fehl, weil ich erst 2012 die Erkenntnisse gewonnen habe, die den bisherigen Erkenntnisstand veränderten", sagte Zwanziger, der ab 2004 geschäftsführender Präsident und von 2006 bis März 2012 Präsident des DFB war: "Wir waren bis 2012, ich denke, übereinstimmend, der Meinung, dass es um eine Rücküberweisung einer notwendigen Provisionszahlung ging."
Er selbst hatte diese Rückzahlung 2005 via Weltverband FIFA angeblich zur Weiterleitung an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus mit veranlasst.
Organisationszuschuss im Gegenzug
Mit seiner Aussage zur Provision bezieht sich Zwanziger auf die angeblich von der FIFA geforderte Zahlung von 6,7 Millionen Euro, der im Gegenzug ein Organisationszuschuss zur WM in Höhe von 170 Millionen Euro folgen sollte. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte während seiner Pressekonferenz am Donnerstag diese Version mit Bezug auf ein Gespräch mit Franz Beckenbauer in Salzburg berichtet.
"Erst im Jahr 2012", betonte nun Zwanziger, habe er "nach der Öffnung der ISL-Akte durch Gerichtsbeschluss Kenntnis über erhebliche Schmiergeldzahlungen von ISL an anonyme Empfänger in der Zeit von 1998 bis Sommer 2000 erhalten.
Darüber hinaus gab es die Information von Günter Netzer, die er heute zwar bestreitet, die mir aber gleichwohl Veranlassung gab, eine erneute Überprüfung einzufordern, weil mir der Grund Provisionszahlung nicht mehr schlüssig erschien."
Die schwarze Kasse
Angeblich hatte Netzer gesagt, das Geld sei verwendet worden, um die vier asiatischen Stimmen bei der WM-Vergabe im Juli 2000 zu sichern.
Zwanziger saß 2012 im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA und hatte damit auch Einblick in die spektakuläre ISL-Affäre um Bestechungszahlungen bei Rechtevergaben in Höhe von insgesamt 142 Millionen Euro. Ab 2003 war er Vize-Präsident im WM-OK für Finanzen.
In aktuellen Spiegel bezichtigt Zwanziger seinen Amtsnachfolger Niersbach der Lüge und behauptet als erster Hochkaräter, es habe vor der WM 2006 "eindeutig eine schwarze Kasse in der deutschen Bewerbung" gegeben. Außerdem sei 2002 der ominöse Millionen-Vorschuss von Robert Louis-Dreyfus beim katarischen Strippenzieher Mohamed Bin Hammam gelandet.