WM

Schily: "Wir sind getäuscht worden"

SID
Neue Erkenntnisse zum Transfer der 6,7 Millionen Euro konnte Otto Schily nicht beisteuern
© getty

Der frühere Bundesinnenminister Otto Schily hat seine Rolle bei der WM 2006 verteidigt und schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger erhoben. Zwanziger habe als damaliger OK-Verantwortlicher für die Finanzen über die ominösen 6,7 Millionen Euro nicht die Wahrheit gesagt.

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"Man muss das deutlich sagen. Wir sind damals von Herrn Zwanziger getäuscht worden", sagte der 83-Jährige bei seinem Auftritt im Sportausschuss des Deutschen Bundestages und sprach von einem "ungeheuerlichen Vorgang".

Darüber hinaus hoffe er, dass die Staatsanwaltschaft in nächster Zeit endlich Licht ins Dunkel bringt. Neue Erkenntnisse zum Transfer der 6,7 Millionen Euro konnte Schily in seiner Anhörung durch die Sportpolitiker nicht beisteuern.

Bislang ist noch unklar, welchen Einfluss das Geld auf die WM-Vergabe hatte. Im Präsidialausschuss, dem Schily bis 2005 als damaliges Aufsichtsratsmitglied der Bewerbung angehörte, wurde ihm gesagt, dass die 6,7 Millionen Euro wegen der Zusatzkosten für die Eröffnungsgala an die FIFA gezahlt wurden.

Mutlu enttäuscht

Dass das Geld einem anderen Zweck diente, ahnte Schily nach eigenem Bekunden nicht.

Grünen-Sprecher Özcan Mutlu zeigte sich enttäuscht vom Auftritt des damaligen Sportministers. "Ich bin aus der Sitzung mit mehr Fragen als Antworten rausgekommen", sagte Mutlu.

Der Oppositionsmann wunderte sich, dass Schily 2004 eine Erklärung unterschrieben habe, wonach die FIFA die geplante Eröffnungsgala der WM sowie alle weiteren Zusatzkosten übernehmen wollte.

"Eine ganz wesentliche Aussage"

Schily hätte feststellen müssen, dass der DFB die 6,7 Millionen Euro für die angeblich teurer gewordene Gala gar nicht hätte zahlen müssen. "Ich verstehe auch nicht, warum später beim DFB keiner die 6,7 Millionen Euro von der FIFA zurückgefordert hat", sagte Mutlu.

Ausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag bewertete die Sitzung positiver: "Es gab die klare Aussage, dass Bundesgelder nicht von den Vorgängen um die 6,7 Millionen betroffen sind. Das ist für Bundespolitiker erst einmal eine ganz wesentliche Aussage."

Schilys Vortrag über fast zwei Stunden kam ihr glaubwürdig vor. "Die Aussagen erschienen mir stringent und klar", sagte die SPD-Politikerin. Handfeste Erkenntnisse erhofft sie sich von weiteren Ausschussitzungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. "Wir müssen abwarten, bis alle Ermittlungen abgeschlossen sind. Es sind schon Termine für Ende Februar und Anfang März geblockt", sagte Freitag.

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