"Wir müssen die WM ins 21. Jahrhundert, in die Zukunft bringen", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino: "Der Fußball ist global. Es ist eine sehr positive Entwicklung. Das Fußballfieber in einem qualfizierten Land ist die größte Werbung für den Fußball, die es geben kann."
Die entscheidende Council-Sitzung in Zürich, in der "einstimmig" entschieden wurde, hatte um 9.00 Uhr begonnen, ohne den DFB - der tatenlos zusehen musste.
"Ich bin nicht glücklich mit dieser Entscheidung und hätte mir vor allem gewünscht, dass alle wichtigen Fragen zu Organisation und Modus komplett geklärt sind", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Meine große Sorge ist, dass sich der Fußball an sich verändert, dass die Attraktivität des Spiels leidet. Wir alle lieben Spiele, in denen sich die Mannschaften mit offenem Visier begegnen. Nun sehe ich aber die Gefahr, dass wir künftig vermehrt defensiv eingestellte Teams sehen könnten."
Die WM-Aufstockung war nach der Wahl von Gianni Infantino zum FIFA-Präsidenten im vergangenen Februar quasi nicht mehr zu verhindern. Der Schweizer hatte den "Kleinen" unter den 211 FIFA-Nationen im Wahlkampf eine WM mit (mindestens) 40 Teilnehmern versprochen, das musste Infantino so schnell wie möglich einlösen.
Widerstand hält sich in Grenzen
Allerdings hielt sich der Widerstand in Grenzen. Die lauteste Kritik kam aus Deutschland und der Bundesliga, die Macher hätten gerne am bewährten Format mit 32 Teams festgehalten. "Das finde ich ganz schlecht. Das wird derart langatmig", sagte Ehrenspielführer Uwe Seeler dem SID: "Das wird für den Fußball nicht gut sein - aber es war klar, dass es kommen würde, denn damit kann man ein paar Mark mehr machen."
Ex-Bundestrainer Berti Vogts war am Dienstag gar "sehr, sehr erschrocken". Die FIFA-Entscheidung sei "furchtbar", sagte er: "Wenn man die WM zugrunde richten will, muss man diesen Weg weitergehen. Das ist nicht mehr meine WM. Was soll das bloß? Es ist ganz schlimm."
Die von Bayern Münchens Vorstandsboss angeführte europäische Klub-Vereinigung ECA beklagte, "dass aus politischen, nicht aus sportlichen Gründen sowie unter erheblichem politischem Druck entschieden wurde".
"Fragen im Interesse des Fußballs lösen"
Nun gehe es darum, sich "mit den anderen Nationen der UEFA abzustimmen", sagte Grindel: "Und dann versuchen zu sehen, dass wir die Fragen, die noch nicht geklärt sind, im Interesse des Fußballs lösen."
Zum größten Politikum wird in den kommenden Monaten die Anzahl von Startplätzen pro Konföderation werden. Alle wollen ein größeres Stück vom Kuchen, die UEFA wird auf mindestens zwei bis drei WM-Startern mehr als bisher (13, 2018 plus Gastgeber Russland) bestehen.
"Ich habe schon auch versucht, darauf aufmerksam zu machen, dass wir uns sehr stark auf die Frage der Teilnehmerplätze konzentrieren müssen", sagte Grindel: "Das ist für die Nationen in der UEFA wichtig. Dass, wenn andere eine Chance haben, ihren Fußball in Afrika und Asien zu entwickeln, das auch für die Nationen und Verbände der UEFA gelten muss." Es gehe um eine "deutliche Postion" der UEFA im FIFA-Council.
Ein deutscher Vertreter saß am Dienstag aufgrund der Ethik-Sperre und des damit verbundenen Rücktritts von Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach nicht am Council-Tisch. Grindel rückt erst im Frühjahr in das wichtigste Gremium nach.
Neuer Modus
Der neue Modus der WM sieht dann eine zusätzliche K.o.-Runde der letzten 32 Mannschaften vor.
Nur die jeweiligen Dritten der 16 Vorrunden-Dreiergruppen scheiden somit aus, nach der Zwischenrunde der 32 übrigen Teams geht es wie gehabt mit dem Achtelfinale weiter. Ob Gruppenspiele bei Gleichstand durch ein Elfmeterschießen entschieden werden, ließ FIFA-Präsident Gianni Infantino offen. Die Details sollen drei Jahre vor der WM 2026 besprochen werden.
Die nun 80 statt 64 Spiele werden in - wie bisher - 32 Tagen gespielt, was den abstellenden Vereinen entgegenkommt. Laut FIFA-Mitteilung bleibt zudem die Zahl der Ruhetage pro Mannschaft identisch. Weiterhin wird der Weltmeister am Turnierende sieben Spiele absolviert haben.