Damit steht der bitter enttäuschende Europameister von 2004, der auch in seinem insgesamt vierten WM-Spiel nach dem kläglichen Vorrunden-Aus 1994 vergeblich auf das erste Tor wartete, schon in der zweiten Partie der Gruppe B am kommenden Donnerstag gegen Nigeria schwer unter Druck.
Für die Südkoreaner, war es der erste WM-Sieg gegen eine europäische Mannschaft außerhalb Südkoreas. Jung-Soo Lee von den Kashima Antlers (7.) und Kapitän Ji-Sung Park von Manchester United (52.) sorgten vor 31.513 Zuschauern für den hochverdienten Sieg der Asiaten, die mit den behäbigen und ideenlosen Griechen nur in den ersten Minuten des Spiels Probleme hatten.
Nachbetrachtung:
Otto Rehhagel hat ein Problem. Was seine Griechen gegen Südkorea gezeigt haben, war schlicht und einfach unterirdisch und nicht WM-würdig. Vorne ohne Ideen, hinten langsam und unkonzentriert. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Kreativität, Youngster Ninis muss in den nächsten Spielen eine Chance bekommen. Salpingidis bewarb sich in 30 Minuten für einen Startelf-Platz gegen Nigeria. Rehhakles muss sich auch an die eigene Nase fassen. Seine Entscheidung, den gelernten Außenverteidiger Vyntra im Abwehrzentrum aufzubieten und den gelernten Innenverteidiger Kyrgiakos draußen zu lassen, ging voll nach hinten los. Dafür wird er in der Heimat noch einiges zu hören bekommen.
Die Südkoreaner unterstrichen, dass mit ihnen zu rechnen ist. Laufstark wie eh und je, standen die Asiaten defensiv sicher und gaben den Griechen in der Offensive kaum Anhaltspunkte. Die vier Offensivspieler Ji-Sung Park, Lee, Yeom und Chu-Young Park tauschen ständig ihre Positionen und sind allesamt technisch versiert. Besonders ManUtds Park hat alle Freiheiten, taucht links, rechts und zentral auf. Einen Makel gilt es aber auszumerzen: Die Südkoreaner hatten schon früh viel Platz zum Kontern, spielten diese aber oft unkonzentriert und unpräzise aus. Gegen Argentinien muss das besser werden.
Reaktionen:
Jung-Moo Huh (Trainer Südkorea): "Wenn meine Mannschaft ruhiger geblieben wäre, hätte sie noch das eine oder andere Tor mehr schießen können. Eines unserer wesentlichen Konzepte war, das Aufbauspiel der Griechen früh zu unterbinden. Das ist uns gelungen. Unser Spiel war noch nicht perfekt, aber wir haben die Erwartungen erfüllt. Auf diesen Sieg können wir aufbauen."
Otto Rehhagel: "Die Mannschaften wussten zunächst noch nicht so recht, wo sie stehen. Erst gab es eine Standardsituation für uns, um in Führung zu gehen, und danach eine Standardsituation gegen uns. Da haben wir nicht aufgepasst und den Gegner aufgebaut. Weitere Fehler in der Abwehr haben und aus dem Rhythmus gebracht. Wir hatten auch nicht das nötige Glück. Der Sieg Südkoreas geht in Ordnung. Natürlich bin ich enttäuscht, aber das bin ich immer, wenn ich verliere."
Für das Rehhagel-Team hatte es gut begonnen: In der dritten Minute hatte Griechenland die große Chance zur Führung. Nach einer Ecke von Kapitän Georgios Karagounis kam Vasilis Torosidis aus kurzer Distanz frei zum Schuss, verfehlte den Torwinkel aber nur um Zentimeter. Vier Minuten später waren alle Planungen von Rehhagel über den Haufen geworfen.
Nach einem Freistoß von Sung-Yueng Ki tauchte Angelos Charisteas, Stürmer vom 1. FC Nürnberg, mit dem Kopf unter dem Ball durch. Hinter dem Volkshelden, der die Griechen 2004 zum EM-Titel geführt hatte, stand Jung-Soo Lee völlig frei und schob fünf Meter vor dem Tor ungehindert zum 1:0 ein.
Danach zogen sich die Asiaten etwas zurück, die Griechen hatten aber mit ihrem langsamem Aufbauspiel große Probleme, sich gegen die gut organisierte südkoreanische Defensive durchzusetzen. Aus dem Spiel kam außer ein paar langen Bällen in die Spitze so gut wie gar nichts, einzig bei Standards entstand manchmal so etwas wie Gefahr.
Dagegen waren die Asiaten bei Kontern weiter brandgefährlich. Nach einem sehenswerten Pass von Kapitän Park lief Chu-Yung Park frei auf Alexandros Tzorvas zu, scheiterte aber am glänzend reagierenden griechischen Torwart (28.).
Rehhagel hatte mit Anpfiff als ältester Trainer der WM-Historie Fußball-Geschichte geschrieben. Der ehemalige Bremer und Kaiserslauterer Meistercoach war bei seiner WM-Premiere in Durban 71 Jahre und 306 Tage alt und löste damit den Italiener Cesare Maldini als "WM-Methusalem" ab. Der Vater von Superstar Paolo Maldini war 70 Jahre und 131 Tage alt, als er bei der Endrunde 2002 mit Paraguay im Achtelfinale gegen Deutschland ausschied.
Südkoreaner vergeben gute Chancen
Auf seine mittlerweile selbst in Griechenland ungeliebte "Dinosaurier-Taktik" mit vier Manndeckern und Libero verzichtete Rehhagel und setzte stattdessen auf ein 4-3-3-System mit dem Neu-Frankfurter Theofanis Gekas in der Sturmmitte. In der 44. Minute verpasste der Ex-Leverkusener per Kopf eine Flanke nur knapp.
Nach der Pause brachte Rehhagel für Karagounis Christos Patsatzoglou, der völlig enttäuschende Charisteas übernahm die Spielführerbinde. Am Spiel änderte diese Maßnahme nichts.
Park (52.) und der Freiburger Du-Ri Cha (63.) verpassten aus aussichtsreicher Position die frühzeitige Vorentscheidung, ehe sich die Griechen zumindest etwas mehr Spielanteile erarbeiten konnten.
Doch Hellas blieb im Abschluss harmlos. Gekas (68./81.) und Dimitris Salpingidis (70.) konnten Südkorea bei ihren Chancen nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen.
Chung-Yong Lee von den Bolton Wanderers hatte in der Schlussphase sogar das dritte Tor für die Südkoreaner auf dem Fuß (85.).
Südkorea - Griechenland: Daten zum Spiel