Wenn der Weltverband FIFA am Dienstag die Einteilung der Lostöpfe bekannt gibt, ist Kritik programmiert. Auch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft droht auf dem Weg zum heiß ersehnten vierten WM-Titel bei der Auslosung, die am Freitag (17 Uhr) im Badeort Costa do Sauípe stattfindet, eine schwere Vorrunden-Gruppe - dennoch fliegt Bundestrainer Joachim Löw gelassen nach Brasilien.
"Wir nehmen es wie es kommt. Wir haben keine Wunschgegner. Wenn Deutschland in ein Turnier geht, will man immer den maximalen Erfolg", sagte der 53-Jährige vor dem Abflug am Dienstagabend von München über Sao Paulo nach Salvador di Bahia an der Atlantikküste.
Im ersten Topf gesetzt
Neben Gastgeber Brasilien sind für die Endrunde 2014 (12. Juni bis 13. Juli) Weltmeister Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Belgien, Uruguay und die Schweiz auf den Plätzen eins bis sieben der FIFA-Weltrangliste vom Oktober gesetzt. In den weiteren drei Töpfen befinden sich jeweils acht Teams. Dabei will die FIFA neben sportlichen auch regionale Kriterien heranziehen.
US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann, mit seinem Team auch ein möglicher Kontrahent der Deutschen und möglicherweise nur in Topf vier, hatte sich über den neuen Modus zuletzt schon heftig beschwert: "Das ist unausgewogen und wird jede Menge Fragezeichen und viele Diskussionen hervorrufen." Wenn man den ersten Lostopf betrachten würde, "dann denkt man ein bisschen darüber nach, ob das der richtige Weg ist." Es werde "einige Killergruppen geben".
Der dreimalige Weltmeister Deutschland könnte etwa schon in der Vorrunde auf Erzrivale Niederlande, Angstgegner Italien, Ex-Weltmeister Frankreich, Portugal oder auch England treffen. Zudem könnte es Duelle gegen Mexiko, die Elfenbeinküste, Japan oder Ghana geben.
Maximal zwei Europäer in einer Gruppe
Andererseits sind aber auch vermeintlich leichtere Gruppenspiele gegen den Iran, Australien, Hondorus, Costa Rica (alle Topf vier), Ecuador, Algerien (Topf drei), Griechenland oder Bosnien-Herzegowina (Topf zwei) möglich. Sicher ist nur, dass lediglich zwei Teams aus Europa in einer Gruppe spielen dürfen.
Doch egal wie es am Freitag bei der 90-minütigen Mega-Show im noblen "Resort Coasta do Sauípe" für das DFB-Team kommen wird - Löw und seinen Stars ist es offenbar weitgehend egal. "Wenn wir gewinnen wollen, dann müssen wir eh jeden schlagen", meinte Nationalspieler Toni Kroos. Schon bei der EURO 2012 habe Deutschland eine Gruppe mit Portugal, den Niederlanden und Dänemark meistern müssen, "die nicht viel stärker sein konnte. Wir haben die Situation aber gut angenommen", ergänzte der Bundestrainer.
Eine gewisse Nervosität kann aber auch Löw nicht verleugnen. "Ich fahre mit großer Spannung dahin, mit großer Neugier. Das ist der Moment, wo es so richtig losgeht. Dann nimmt das eine wahre Gestalt an, dann wird das alles konkreter", sagte er unlängst. Auch Nationalkeeper Manuel Neuer blickt "gespannt auf die Auslosung, denn dann wissen wir, wo das Quartier ist, wo wir spielen. Ob es dort kalt oder warm ist. Es interessiert mich schon."
WM-Quartier noch nicht gefunden
Löw und Präsident Wolfgang Niersbach führen eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an, der zudem noch DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Assistenztrainer Hansi Flick angehören. Für die DFB-Reisegruppe wird der Brasilien-Aufenthalt jeodch am Freitag mit der Auslosung noch nicht beendet sein. Löw will endlich auch die seit Monaten andauernde Suche nach einem geeigneten WM-Quartier abschließen.
Zur Auswahl stehen nach mehreren Vorbesichtigungen - Bierhoff und Co. waren insgesamt 26.000 Kilometer gereist und hatten acht Quartiere unter die Lupe genommen - noch eine Hotelanlage in Salvador und eine Unterkunft in Sao Paolo. Die Entscheidung hängt nun davon ab, in welche Gruppe Deutschland gelost wird. Danach soll auch der Vorbereitungsplan für die WM in Brasilien, wo laut Löw "die Uhren anders ticken als in Europa", konkretisiert werden.
Die voraussichtlichen Lostöpfe für die Auslosung im Überblick:
Topf 1: Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Belgien, Schweiz, Uruguay
Die Töpfe 2 bis 4 könnten wie folgt aussehen:
Topf 2: Niederlande, Italien, England, Portugal, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Russland
Topf 3: Frankreich, Chile, Ecuador, Algerien, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Nigeria
Topf 4: Australien, Iran, Japan, Südkorea, Costa Rica, Honduras, Mexiko, USA