Nach fünfmonatiger Verletzungspause greift Fiorentina-Stareinkauf Mario Gomez wieder an. Bei der WM will der Nationalstürmer mehr sein als ein Sparringspartner. In Florenz fühlt er sich sehr wohl und peilt in dieser Saison noch einen Titel an. Seinen Ex-Klub Bayern München sieht er über Jahre als das Maß aller Dinge.
"Ich habe ziemlich gelitten. Erst sollten es acht, neun Wochen Pause sein. Am Ende waren es fast fünf Monate. Das Schwierige für mich war in dieser Zeit, dass mir keiner sagen konnte, wie lange es wirklich dauert", bilanzierte Gomez im Interview mit "Sport Bild" seine Innenband- und Sehnenverletzung, nach der er am letzten Wochenende gegen Inter sein Comeback gefeiert hat.
Der 28-Jährige hat in dieser Zeit ein ums andere Mal mit dem Schicksal gehadert: "Ein paar Zentimeter entzündete Sehne im Knie haben mich lange daran gehindert, Fußball zu spielen. Das war frustrierend." Angst um die WM-Teilnahme hatte er aber nicht, "weil die Verletzung so früh in der Saison passiert ist."
"WM in Brasilien ist das Größte"
Beim Turnier im Juni und Juli hofft Gomez, ein wichtiger Teil der Mannschaft zu sein: "Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass ich Sparringspartner für das Training bin. Ich will bei der WM etwas bewegen. Es gibt Miro Klose, mich und vielleicht eine andere Variante mit einer falschen Neun. Das steht aber nicht in meiner Macht."
Anders als 2010 will er sich bei seinen zweiten Welttitelkämpfen in einer starken Form präsentieren: "Eine WM in Brasilien ist das Größte, was du als Fußballer spielen kannst. Da will ich nicht zuschauen, sondern spielen. Ganz klar."
Höhere Anerkennung im Ausland
Obwohl er aufgrund seiner Verletzung erst sechs Pflichtspiele für den AC Florenz bestritten hat, fühlt sich Gomez in der Toskana pudelwohl: "Dieser Schritt war absolut richtig. Ich soll helfen, dass Platz vier aus der vergangenen Saison dieses Jahr getoppt wird. Wir wollen in die Champions League einziehen und den Pokal gewinnen."
Den Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung führt er darauf zurück, dass es "für einen ausländischen Spieler in der jeweiligen Liga immer einfacher" sei. "Wenn jemand in Deutschland Beifall bekommt, hat er einen Tag gute Presse. Bekommt er Pfiffe, ist das ein Dauerthema", erklärte der gebürtige Schwabe.
"Bayern das Maß aller Dinge"
Seinem Ex-Klub Bayern München prophezeit der Torjäger eine goldene Zukunft. Er sei sich sicher, dass der Verein in den "nächsten fünf Jahren zwei-, bis dreimal die Champions League gewinnen" wird. Gomez' Begründung: "Bayern ist im Moment das Maß aller Dinge."
Dass die Münchner auch deshalb an der Spitze stehen, weil sie die Konkurrenz gezielt schwächen, negierte der 28-Jährige: "Sie kaufen die Spieler, bei denen sie denken, dass sie einen weiterbringen. Götze und Lewandowski sind zwei Weltklasse-Spieler, die zum besten Verein der Welt gehören. So einfach ist das."
Auch Lewandowski wird ausgetauscht werden
Seinen designierten Nachfolger Robert Lewandowski bezeichnete Gomez als "Weltklassestümer", der Bayern noch stärker machen werde. Allerdings prophezeite er auch dem Polen eine begrenzte Halbwertzeit: "Lewandowski wird aller Voraussicht nach auch nicht bis zum Karriereende bei Bayern bleiben. Das ist bei Bayern nahezu ausgeschlossen als Angreifer."
Gomez, der zwischen 2009 und 2013 insgesamt 113 Tore für die Münchner schoss, konkretisierte: "Stürmer werden irgendwann, wenn ein neues System, ein neuer Trainer kommt, ausgetauscht. Das ist normal in München." Lewandowski besitze aber "die Voraussetzungen dazu, sich für sehr lange Zeit durchzusetzen."
Mario Gomez im Steckbrief