Der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hat neun Bundesliga-Legionäre in sein Aufgebot für die WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) berufen.
Ottmar Hitzfeld hat zum Abschluss seiner erfolgreichen Karriere als Trainer noch einen großen Traum: ein WM-Viertelfinale mit "Deutschland II" gegen sein Heimatland Deutschland.
"Das wäre natürlich ein Highlight für mich, nochmal gegen Deutschland spielen zu können. Und das Viertelfinale zu erreichen, wenn Deutschland Weltmeister wird, wäre eine großartige Leistung meiner Mannschaft", sagte der Schweizer Nationaltrainer im Interview "SID". Erst dreimal überhaupt hat die Schweiz ein WM-Viertelfinale erreicht, zuletzt vor 60 Jahren bei der Heim-WM 1954.
Neun Bundesliga-Spieler dabei
Hitzfeld benannte am Dienstag seinen Kader für das Turnier in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli). Es ist fast eine zweite "DFB-Auswahl". In Torhüter Diego Benaglio (Wolfsburg), Johan Djourou (Hamburg), Ricardo Rodriguez (Wolfsburg), Tranquillo Barnetta (Frankfurt), Xherdan Shaqiri (Bayern München), Granit Xhaka (Mönchengladbach) Gelson Fernandes, Admir Mehmedi (beide Freiburg) und Josip Drmic (Nürnberg) gehören gleich neun Bundesliga-Legionäre dem WM-Aufgebot der "Nati" an.
Dass einige Leistungsträger wie Shaqiri, Benaglio oder Barnetta angeschlagen waren oder sind, stelle die Schweiz "natürlich vor Probleme. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir aus dem Vollen schöpfen können. Wir haben nicht die Ressourcen wie zum Beispiel Deutschland. Es darf deshalb nicht mehr viel passieren, die Zeit läuft uns davon", sagte Hitzfeld.
Doch ungeachtet möglicher Probleme: Die Erwartungen an den 65-Jährigen und sein Team sind auch in der Schweiz hoch. Da werde erwartet, berichtete Hitzfeld, "dass wir zumindest die Gruppenphase überstehen und dann ins Achtel-, Viertel- oder sogar ins Halbfinale kommen. Es darf überall geträumt werden." Als realistisch erachtet der Trainer-Routinier solche Träume nicht.
Gegner Nr. 4: Das Klima
In Gruppe E trifft die Schweiz auf Ecuador, Honduras und Frankreich. Doch der frühere Münchner und Dortmunder sieht noch einen weiteren "großen Gegner": das Klima.
"Das ist der vierte Vorrundengegner. Wir spielen ja auch am schwierigsten Ort in Manaus, wo subtropisches Klima herrscht. Das stellt schon sehr hohe Ansprüche an unsere Mannschaft. Diese Bedingungen zu ignorieren, wäre fatal, sie dürfen aber auch keine Entschuldigung sein", sagte Hitzfeld. Dass in Südamerika aber noch nie ein Europäer Weltmeister wurde, "kommt nicht von ungefähr".
Auch wenn Hitzfeld nach Brasilien als Trainer aufhören wird - einen Rückblick auf seine überaus erfolgreiche Zeit erlaubt er sich noch nicht. "Dazu beschäftige ich mich zu intensiv mit der Aktualität, mit Brasilien. Für einen Rückblick habe ich danach immer noch genügend Zeit", sagte er.
Abschied defintiv
Er gehe auch nicht gelassener in die WM, "egal ob man danach aufhört. Die Spannung ist immer da. So ein Turnier ist immer mit Druck verbunden. Das ist aber auch gut so, um das Letzte aus sich herauszuholen", betonte Hitzfeld im "SID"-Gespräch.
Für ihn sei es aber zumindest eine "befreiende Motivation, dass ich weiß: Nach der WM ist Schluss - und man muss nicht schon wieder die EURO vorbereiten."
Ein Szenario, seinen Entschluss noch einmal zu überdenken, gibt es für den "Sky"-Experten nicht: "Nein, mein Schritt ist endgültig. Man muss auch an die Gesundheit denken, an die Familie. Es gibt ein Leben nach dem Fußball."
Das Schweizer WM-Aufgebot:
Torhüter: Diego Benaglio (VfL Wolfsburg), Roman Bürki (Grasshopper Zürich), Yann Sommer (FC Basel)
Abwehr: Johan Djourou (Hamburger SV), Michael Lang (Grasshopper Zürich), Stephan Lichtsteiner (Juventus Turin), Ricardo Rodriguez (VfL Wolfsburg), Fabian Schär (FC Basel), Philippe Senderos (FC Valencia), Steve von Bergen (Young Boys Bern), Reto Ziegler (Sassuolo Calcio)
Mittelfeld: Tranquillo Barnetta (Eintracht Frankfurt), Valon Behrami (SSC Neapel), Blerim Dzemaili (SSC Neapel), Gelson Fernandes (SC Freiburg), Gökhan Inler (SSC Neapel), Xherdan Shaqiri (Bayern München), Valentin Stocker (FC Basel), Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach)
Angriff: Josip Drmic (Nürnberg), Mario Gavranovic (FC Zürich), Admir Mehmedi (SC Freiburg), Haris Seferovic (Real Sociedad San Sebastian)