WM

Tor oder nicht?

SID
Noel Valladares beförderte den Ball nach einem Schuss von Karim Benzema ins eigene Tor
© getty

Zum ersten Mal in der WM-Geschichte hat die Torlinientechnik auf "Goal" entschieden. Der im Grundsatz korrekte Premieren-Entschluss beim 3:0 (1:0)-Sieg Frankreichs über Honduras entfachte aber direkt neue Diskussionen.

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Für die FIFA war er ein "historischer Moment", für den Hersteller die Bestätigung jahrelanger Arbeit: Der erste Treffer der WM-Geschichte, der durch technische Hilfsmittel anerkannt wurde. Dass beim 3:0 (1:0)-Sieg der Franzosen gegen Honduras ausgerechnet Frankreichs Stürmer Karim Benzema die Torlinientechnologie kritisierte, störte "am Tag danach" eigentlich niemanden.

"Das Ding funktioniert. Das System hat die strittige Szene korrekt angezeigt", sagte Rolf Dittrich, Pressesprecher der Firma "GoalControl", am Montag dem SID. Die durch den Premieren-Entschluss entfachten Diskussionen wollte Dittrich daher auch nicht kommentieren. "Das darf ich auch gar nicht. Die FIFA muss dazu Stellung nehmen und die Konsequenzen ziehen", äußerte er. Denn so einfach, wie es Dittrich darstellt, war die brisanteste Szene des Gruppenspiels bei weitem nicht.

43.012 Zuschauer im Estadio Beira-Rio in Porto Alegre und Millionen auf dem Planeten hatten gesehen, wie Benzema in der 48. Minute den Ball an den Innenpfosten schoss und das Spielgerät danach die Torlinie entlang flog. Erst der honduranische Keeper Noel Valladares bugsierte den Ball minimal über die Linie, ein Eigentor - doch das war nur für die Statistik.

Valladares "total sicher"

Viel entscheidender waren die Szenen danach. Obwohl Valladares den Ball sofort wieder ins Spielfeld geworfen hatte, erkannte der brasilianische Schiedsrichter Sandro Ricci korrekterweise das Tor an, auch wenn Valladares behauptete: "Ich bin mir total sicher, dass der Ball nicht komplett im Tor war."

Riccis Uhr signalisierte jedoch, dass der Ball die Linie in vollem Umfang überquert hatte. So weit, so richtig. Dumm nur, dass auf den Bildschirmen im Stadion zunächst Benzemas Schuss ("No Goal") und erst danach der eigentliche Treffer ("Goal") eingeblendet wurde.

Was eigentlich alles klarer machen sollte, hinterließ plötzlich Fragezeichen. Auch deshalb übte Benzema direkt Kritik: "Ich weiß nicht, ob solch eine Technologie gut für den Fußball ist."

Dass die Technik sicherlich förderlich ist und über die wichtigste Frage im Fußball korrekt entscheidet, ist sicherlich positiv zu bewerten. "Niemand hätte dieses Tor ansonsten gegeben", sagte der ehemalige Schweizer Referee Urs Meier im ZDF. Und deshalb überlegt der Weltverband FIFA lediglich, nicht mehr alle Szenen im Stadion zu zeigen, sondern nur die wirklich strittigen. Konfusion ade, sozusagen.

"Wir verstehen, dass es für viele Fans neu ist. Wir arbeiten aber daran, es noch klarer zu machen und werden die Richtlinien überarbeiten, damit diese Verwirrung nicht mehr entstehen kann", teilte FIFA-Sprecherin Delia Fischer am Montag mit.

Erst kein Tor, dann Tor

"Das ist unglücklich, dass das erste Bild nicht die Entscheidung des Schiedsrichters bestätigt. Aber es war der Pfostentreffer, erst danach sahen wir das richtige Bild", erklärte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps. Der Coach widersprach daher Benzema und bezeichnete das technische Hilfsmittel als "sehr gute Lösung", als eine "sinnvolle Einführung".

Weniger Verständnis zeigte naturgemäß der honduranische Trainer Luis Suárez, der ob der kuriosen Szenen auch während der Pressekonferenz noch leicht verwirrt war. "Erst kein Tor, dann Tor - an welche Wahrheit soll ich denn glauben?", fragte er, nachdem er noch am Spielfeldrand heftig mit Deschamps diskutiert hatte. "Auf dieser Technik-Ebene sollte eigentlich Klarheit herrschen. Ich weiß nicht, wie ich mich im Moment fühlen soll."

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