Nach dem verpatzten WM-Start redete Kevin-Prince Boateng erst gar nicht um den heißen Brei herum. "Ja, ich war überrascht, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe. Anscheinend hatte der Trainer eine andere Idee", sagte der gebürtige Berliner, der bei Ghanas 1:2 gegen die USA eine Stunde lang tatenlos von der Bank aus zusehen musste.
Erst in der 59. Minute kam Boateng auf den Platz, setzte durchaus Akzente, vergab mit zwei Schüssen weit über das Tor seine besten Chancen aber kläglich.
Am Ende stand der Schalke-Profi ebenso wie Ghana mit leeren Händen da. Im Duell mit Deutschland am Samstag in Fortaleza droht dem viermaligen Afrika-Meister nun sogar das vorzeitige Aus.
"Wir wissen, dass wir jetzt gewinnen müssen, und wir wissen auch, dass es keine einfache Aufgabe wird gegen Deutschland. Aber wir werden uns dafür vorbereiten und probieren, wieder alles zu geben", sagte Boateng, der nicht das einzige Opfer der Rotation von Nationaltrainer Kwesi Appiah wurde. Mittelfeld-Star Michael Essien vom AC Mailand kam sogar erst in der 71. Minute aufs Feld.Taktik geht nicht auf
"Kevin und Michael sind gute Spieler. Ich habe mich heute aber für ein 4-4-2 entschieden und fand, dass Jordan Ayew und Asamoah Gyan im Training gut harmoniert haben", sagte Appiah.
Eine Taktik, die nicht aufging, das sah auch der Coach ein: "Das frühe Gegentor war für uns eine Katastrophe. Jetzt brauchen wir zwei Siege, um uns noch für das Achtelfinale zu qualifizieren, auch wenn es schwer wird."
Das sieht auch Boateng so. "Das erste Spiel ist immer das schwerste und irgendwie auch immer das wichtigste. Das haben wir verloren, das haben wir verpennt", sagte der 27-Jährige, der die späte Niederlage gegen das US-Team möglichst schnell aus dem Kopf bekommen will: "Wir dürfen jetzt nicht den Kopf hängen lassen, wir haben in drei Tagen wieder ein Spiel."
Dabei war gegen die von Jürgen Klinsmann trainierten Amerikaner wesentlich mehr drin. Nach dem frühen Rückstand durch Clint Dempsey (1.) hatte Ghana deutlich mehr vom Spiel, der Ausgleich durch Andre Ayew (82.) war hochverdient.
"Waren 90 Minuten besser"
Ein Kopfball von John Brooks (86.) besiegelte aber die Niederlage. "Auf diesem hohen Niveau wird jeder Fehler bestraft. Einmal nicht konzentriert, und schon passiert es", sagte Trainer Appiah.
"Klar ist die Enttäuschung groß, gerade nach einem Spiel, in dem wir 90 Minuten lang besser waren", sagte auch Boateng, der gegen Deutschland unbedingt wieder in der Startelf stehen will. Zumal auf der Gegenseite sein Bruder Jerome stehen wird.
Schon 2010 in Südafrika war es am letzten Gruppenspieltag zum direkten Boateng-Duell gekommen, damals gewann Deutschland 1:0. Was seinerzeit beiden Teams zum Weiterkommen reichte, könnte diesmal für Ghana das Aus aller WM-Träume bedeuten.