Cristiano Ronaldo ließ sich Zeit. Als der Superstar als einer der Letzten auf den Trainingsplatz trabte, klickten die Kameras der Fotografen im Stakkato. Nur ein kleiner Tapeverband unter dem linken Knie erinnerte daran, dass tags zuvor helle Aufregung bei den portugiesischen Fußball-Fans geherrscht hatte.
Ronaldo schnappte sich gleich einen Ball und donnerte ihn ins Netz. Die Botschaft: Alles bestens, ich bin fit. "Er ist okay", sagte anschließend sein Teamkollege William Carvalho, "er wird alles dafür tun, dem Team am Montag zu helfen." Beim WM-Auftakt in Salvador gegen die deutsche Nationalmannschaft ist Portugal schließlich auf seinen Weltfußballer angewiesen.
"Zu 99,9 % fit"
Mit einem dicken Eisbeutel am Knie hatte CR7 am Tag zuvor erste Training nach der Ankunft in Brasilien vorzeitig beendet. Fotos vom Superstar, der die Hände vors Gesicht schlägt, und vom vermeintlich lädierten Knie sorgten auf Twitter für Aufregung. Doch Ronaldo selbst gab schon kurz danach Entwarnung. "Ich bin zu 99,9 Prozent fit", sagte der 29-Jährige.
Die Fans von Porto bis Faro atmeten erleichtert auf. Denn alle wissen: Ohne Ronaldo hat ihr Team in der schweren Gruppe gegen die DFB-Elf, Ghana und die USA keine Chance. "Portugal hängt völlig von Ronaldo ab", bestätigte der ehemalige Weltstar Luis Figo und bescheinigte dem Torjäger von Champions-League-Sieger Real Madrid "enorme Willensstärke".
Sieben Tore gegen deutsche Teams
Motivation dürfte Ronaldo gerade gegen die deutsche Mannschaft nicht fehlen. Schließlich hat er mit dem dreimaligen Welt- und Europameister noch eine Rechnung offen. Seit 2006 verlor er mit Portugal gleich bei drei großen Turnieren - zuletzt bei der EM 2012 0:1 in der Vorrunde. Auch mit Real scheiterte er vor zwei Jahren im Champions-League-Halbfinale gegen Bayern München und acht deutsche Nationalspieler - gegen Manuel Neuer verschoss er damals einen Elfmeter.
Zumindest auf Klubebene beendete Ronaldo in diesem Jahr seinen Deutschland-Fluch eindrucksvoll. Sieben Tore erzielte der Weltfußballer, als er mit den Königlichen in der Königsklasse die ersten Drei der Bundesliga, Schalke, Dortmund und Bayern, nacheinander ausschaltete.
Auch Coentrao fit
Die Niederlagen bei der WM 2006, der EM 2008 und vor zwei Jahren in Lwiw seien "Geschichte. Was zählt, ist die Partie am Montag", betonte Ronaldo. Gegen die Deutschen, gegen die er zuletzt jeweils untertauchte und anschließend Hohn und Spott erntete, will er diesmal seine eindrucksvolle Bilanz von 48 Toren in 112 Länderspielen ausbauen.
Rechtzeitig zum Duell mit dem Titelanwärter Deutschland meldete sich auch das zweite Sorgenkind bei Nationaltrainer Paulo Bento fit. Linksverteidiger Fábio Coentrão von Real Madrid, der wegen Hüftproblemen das erste Training in Brasilien verpasst hatte, absolvierte die zweite Übungseinheit - diesmal hinter verschlossenen Türen - problemlos. Somit kann Bento, der erstmals mit allen 23 WM-Akteuren trainierte, auf seine beste Elf zurückgreifen.
Die wird er auch brauchen, glaubt Carvalho. "Deutschland hat eine großartige Mannschaft mit erfahrenen Spielern, die alle für große Klubs spielen", meinte er, fügte aber schnell an: "Aber das haben wir auch."
Cristiano Ronaldo im Steckbrief