Lange hat es nicht gedauert. Am Tag, als in Sao Paulo die WM in Brasilien begann, erhielt Felix Brych seinen ersten Auftrag: Der deutsche WM-Schiedsrichter wird am Samstag um 16.00 Uhr das Spiel zwischen Uruguay und Costa Rica leiten - ein Aufeinandertreffen, bei dem es gut zur Sache gehen könnte. Gespielt wird in Fortaleza (21.00 Uhr MESZ/ARD), das dortige Estadio Castelao fasst knapp 65.000 Zuschauer, es soll dann etwa 30 Grad warm sein.
Doch egal, wie heiß und hitzig es werden mag - Brych ist bestens vorbereitet. Seit diesem unseligen Phantomtor von Sinsheim kann ihn eh nichts erschüttern. "Ich habe dadurch viel gelernt", sagte der Jurist im Gespräch mit dem SID über jenen "Treffer" von Stefan Kießling, den er im vergangenen Oktober anerkannt hatte. Die Tage und Wochen nach dieser Fehlentscheidung seien hart gewesen, "aber das hat mich stärker gemacht", sagt Brych - und bereit für die WM.
"Schiedsrichter machen Fehler"
Auch der Fußball-Weltverband ist davon überzeugt, dass der Deutsche seine Lehren aus dem Vorfall gezogen hat. Massimo Busacca, früher selbst ein renomminierter Schiedsrichter und jetzt deren Chef, zuckt nur mit den Schultern, wenn er über Brychs Fauxpas spricht. "Schiedsrichter machen Fehler", sagt er im Gespräch mit dem "SID", außerdem sei die Situation so schwierig gewesen, "dass jeder diesen Fehler hätte machen können, auch ich."
Bei seinen Gesprächen mit Busacca sei Sinsheim "überhaupt nicht thematisiert" worden, sagt Brych. Schließlich gibt es genug andere, wichtigere Themen. Da wäre etwa die Hitze. Brych kommt damit klar. "Ich bin fit", sagt er, "alles andere wäre ja auch ein Witz."
"Uns fehlt es an nichts"
Schließlich hat er sich zwei Jahre auf die WM vorbereitet, war im vergangenen Jahr bei der WM-Generalprobe Confed Cup vor Ort und kennt die Verhältnisse. "Ich komme gerne zurück, uns fehlt es an nichts", sagt Brych. Und neben einem öffentlichen Training in der Fußballschule des brasilianischen Idols Zico gab es kurz vor der WM auch noch mal Regelkunde und Videositzungen, bei denen auch über die zwei Neuerungen Torlinientechnik und Freistoß-Spray gesprochen wurde.
Beim Spray ist Brych ein bisschen skeptisch: Ob es sich bewährt, müsse sich erst bei den Spielen zeigen. Mit der Technik aber habe er beim Confed Cup "gute Erfahrungen gemacht. Allein der Umstand, dass uns geholfen werden kann in einem Ernstfall, ist gut für uns zu wissen." Ein weiteres Phantomtor muss Brych in Brasilien also nicht fürchten.