Die Kroaten haben im zweiten Spiel der Gruppe A bei der WM 2014 gegen Kamerun die Chance aufs Achtelfinale gewahrt. Die Truppe von Niko Kovac schlug die Löwen klar mit 4:0 (1:0).
Vor 40.549 Zuschauern in der Arena Amazonia in Manaus traf Ivica Olic zur frühen Führung für die Kroaten (11.). Noch vor der Halbzeit sah Kameruns Alex Song für einen Schlag in den Rücken von Mario Mandzukic glatt Rot (40.).
Nach Wiederanpfiff drehte Kroatien gegen wehrlose Löwen richtig auf. Perisic (48.) und zweimal Mandzukic (61. und 73.) erhöhten auf 4:0.
Im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko (vier Punkte) geht es für Kroatien um alles. Mit einem Sieg stünde die Mannschaft von Niko Kovac im Achtelfinale, ein Punktverlust würde das Vorrunden-Aus bedeuten. Kamerun hingegen hat sich bereits verabschiedet.
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Volker Finke bringt Matip von Beginn an, für ihn muss Djeugoue auf die Bank. Der verletzte Eto'o wird durch Aboubakar im Sturmzentrum ersetzt.
Bei Kroatien beginnt der im ersten Spiel gesperrte Mandzukic für Jelavic im Sturm, Sammir ersetzt Kovacic. Außerdem: Pranjic ist fit, er darf als Linksverteidiger für Vrsaljko ran.
11., 0:1, Olic: Srna flankt aus dem rechten Halbfeld, N'Koulou blockt in der Mitte genau zu Perisic. Der behält Ruhe und Übersicht und legt seinerseits quer - so dass Olic aus neun Metern nur ins linke, obere Eck einnetzen muss.
18.: Und gleich die nächste Riesenchance für Olic, der nach Pass von Perisic fünf Meter vor dem Tor völlig frei steht - aber Keeper Itandje anschießt!
40.: Der Konter der Kroaten läuft über Olic, in dessen Schatten schlägt Song Mandzukic absichtlich und mit Wucht in den Rücken - klare Tätlichkeit.
48., 0:2, Perisic: Itandje mit dem schlechten Abstoß auf den eingewechselten Nounkeu. Perisic läuft den Ball ab und startet ein 40-Meter-Solo über links in den Strafraum, wo er aus spitzem Winkel in die kurze Ecke trifft und Itandje schlecht aussehen lässt.
50.: Matip lässt sich von Mandzukic abkochen, der Stürmer ist frei durch - aber irgendwie schließt der Kroate zu überhastet ab und verfehlt das Tor aus neun Metern um Haaresbreite.
61., 0:3, Mandzukic: Das dürfte dann wohl die endgültige Entscheidung gewesen sein - nach einer Ecke von links schraubt sich Mandzukic über Bewacher Choupo-Moting hinweg und nickt aus zehn Metern ohne große Mühe rechts unten ein.
73., 0:4, Mandzukic: Eduardo sucht von halbrechts den Abschluss, Keeper Itandje faustet den Ball mittig direkt vor die Füße von Mandzukic. Der hat keine Mühe, den Ball aus fünf Metern ins leere Tor einzunetzen.
88.: Den nächsten Konter der Kroaten läuft über die rechte Seite, Rebic spielt Rakitic perfekt in der Mitte an - doch dessen feiner Lupfer geht einen knappen Meter rechts neben den Pfosten.
89.: Kameruner ihre beste Chance der Partie - doch Pletikosa hält mit seiner einzigen Parade heute den Kopfball von Webo und das 4:0 auf der Linie fest.
90.: Hässliche Szene kurz vor Schluss: Assou-Ekotto und Moukandjo geraten in ein Wortgefecht - und Assou-Ekotto setzt zum Kopfstoß an! Moukandjo schubst ihn weg, Webo geht dazwischen und schlichtet.
Fazit: Absolut verdienter Sieg für spielerisch und kämpferisch überlegene Kroaten, die spätestens nach dem Platzverweis von Song nicht aufzuhalten waren.
Der Star des Spiels: Ivan Perisic. Sein Pass vor dem 1:0 war ein verdammter Geniestreich - nicht weniger. In dieser Position auf einen hektischen Abschluss zu verzichten und den startenden Kollegen zu sehen, ist bemerkenswert. Ähnlich stark: Sein Antritt vor dem 2:0 und der clevere Schuss ins kurze Eck.
Der Flop des Spiels: Alex Song. Effektiver und dämlicher kann man sein Team kaum schwächen. Womöglich wurde Song von Mandzukic provoziert, doch sein höllisch sinnloser Schlag gegen den Kroaten ist in keinster Weise zu rechtfertigen. Damit nahm er seinem Land die letzte Chance auf den Traum vom Achtelfinale.
Der Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal). Bewies in einer rau geführten Partie sinnvolles Augenmaß und eine angemessene Zweikampfbewertung. Ahndete Songs Schlag folgerichtig mit glatt Rot. Einzig bei M'Bias Ringkampf mit Mandzukic zu Beginn der Partie hätte der Kameruner mindestens Gelb sehen müssen, kam aber mit einer Ermahnung davon.
Das fiel auf:
- Die Kameruner begannen agil und motiviert, vor allem über die rechte Seite von M'Bia und Choupo-Moting. Vorne im Sturmzentrum machte Aboubakar einen merkbaren Unterschied zu Eto'o, der im Auftaktspiel gegen Mexiko deutlich statischer agierte. Aboubakar hingegen machte anfangs Wirbel, wenngleich er dabei kaum effektiv blieb.
- Nach hektischer Anfangsphase fing sich Kroatien und setzte fortan das eigene System konsequent um. Vorne wurden die Kameruner mannorientiert angelaufen, um sich zu Fehlern zu zwingen. Besonders über das Defensivzentrum konnten die Löwen kaum vielversprechende Angriffe starten, da das Pressing der Kroaten Kameruns Sechser kaum Reaktionszeit ließ.
- In Unterzahl versprühte Kamerun kaum noch Gefahr. Kroatien hingegen machte über die unermüdliche Flügelzange Olic/Perisic weiterhin Dampf. Das Pressing funktionierte gegen die dezimierten Löwen noch effektiver, wie der Treffer zum 2:0 von Perisic bewies.
- Spätestens nach dem 2:0 fielen die Löwen komplett auseinander. Die Abstimmung zwischen Abwehrkette und Mittelfeldzentrale, die vorher schon ausbaufähig war, löste sich beinahe komplett auf. Vorne zeigten sich Aboubakar, Choupo-Moting und Co. nur noch durch Verzweiflungsaktionen.