Holland? Miguel Herrera zuckte nur kurz mit den Schultern. "Wir sind bereit", sagte der kleine untersetzte Mann und setzte ein schelmisches Grinsen auf, "oder sehen sie mich zittern?"
Während sein Land nach dem imponierenden 3:1 gegen Kroatien und dem erneuten Achtelfinal-Einzug, dem sechsten in Folge bei einer WM, im kollektiven Freudentaumel versank, richtete der mexikanische Nationaltrainer den Blick bereits nach vorn - und schickte vor dem Duell am Sonntag (18.00 Uhr im LIVE-TICKER) gleich mal eine Kampfansage in Richtung Arjen Robben und Co.
"Wir haben im Turnierverlauf schon bewiesen, dass wir gegen große Mannschaften bestehen können", sagte Herrera, "deswegen habe ich keine Angst. Wir wollen bei diesem Turnier Geschichte schreiben und bis ins Finale vordringen." Vor allem will Mexiko endlich seinen Achtelfinal-Fluch besiegen und nach 28 Jahren erstmals wieder ins Viertelfinale einer WM einziehen.
"Wir haben unsere Waffen"
Auch Kapitän Rafael Marquez warf unmittelbar nach der taktischen Meisterleistung gegen die Kroaten den Fehdehandschuh in den Ring. "Die Holländer sind ein großes Team, ein großer Rivale. Aber Mexiko ist in der Lage, es mit jedem aufzunehmen. Wir haben unsere Waffen", sagte der Team-Oldie, der zuvor mit seinem Treffer zum wichtigen 1:0 (72.) zum Matchwinner avanciert war.
Die größte Waffe, das mussten am Montag nach den Brasilianern (0:0) auch die völlig überforderten Kroaten leidvoll erfahren, ist das Defensiv-Bollwerk um Abwehrchef Marquez und Torhüter Guillermo Ochoa. Immer wieder rannte das Bundesliga-Trio Ivan Perisic, Ivica Olic und Mario Mandzukic auf die Fünfer-Abwehr-Kette zu, immer wieder zerschellte es förmlich an der mexikanischen Mauer.
Und als bei den Europäern schließlich die Kräfte schwanden, schlug El Tri durch Marquez, der gegen die Niederlande sein viertes WM-Achtelfinale nach 2002, 2006 und 2010 bestreiten wird, den Leverkusener Andres Guardado (75.) und Superstar Javier Hernandez (82.) eiskalt zu. Das späte Gegentor durch den Wolfsburger Ivan Perisic (87.), das erste bei der WM nach 267 Minuten, ging im Jubel beinahe unter.
"Welch ein Stolz"
"Welch ein Stolz! (...) Ihr seid ein großes Team! Viva Mexico!", twitterte Staatspräsident Enrique Pena Nieto. Und auch die mexikanische Presse feierte ihre neuen Helden. "Der Traum, Geschichte zu schreiben, lebt weiter. Beim nächsten Duell gegen Holland heißt es: töten oder getötet werden", schrieb die Tageszeitung Record. Reforma titelte trocken: "Holland kann kommen!"
Auch Niko Kovac, Trainer der unterlegenen Kroaten, sieht Mexiko in der Runde der letzten 16 nicht in der Außenseiterrolle. "Wenn man 40.000 Menschen im Rücken hat, dann ist das ein großer Vorteil. Sollte es auch in Fortaleza so kommen, haben die Mexikaner eine große Chance", sagte der langjährige Bundesliga-Profi.
In der Tat könnten die Anhänger im weiteren Turnierverlauf zum entscheidenden Vorteil für die Mittelamerikaner werden. Wie schon beim Auftaktsieg gegen Kamerun (1:0) verwandelten die mexikanischen Schlachtenbummler auch das Stadion von Recife in einen wahren Hexenkessel. "Wir hören unglaubliche Geschichten von den Fans, was sie alles auf sich genommen haben, um uns hier so zahlreich anzufeuern", erzählt Herrera: "Jetzt wollen wir sie glücklich machen."