Zumindest Sokratis war halbwegs zufrieden. "Wir haben 52 Minuten in Unterzahl gespielt, dafür haben wir es gut gemacht", sagte der Verteidiger von Borussia Dortmund nach dem hart erkämpften 0:0 seiner Griechen gegen Japan.
Die Hoffnung wollte der 26-Jährige so schnell nicht aufgeben: "Wir müssen jetzt unser letztes Spiel gewinnen. Dann können wir es noch ins Achtelfinale schaffen."
Doch genau das ist Problem. Um am Dienstag die Elfenbeinküste zu bezwingen, muss irgendwie ein Tor her, und das ist nicht unbedingt die Stärke der Hellenen. Die Horror-Bilanz in Zahlen: Griechenland bestritt in Natal sein insgesamt achtes WM-Spiel. Siebenmal blieben die "Piraten" dabei ohne Torerfolg.
Kein Problem, findet Fernando Santos. "Wir müssen im letzten Spiel gar nicht viele Tore schießen. Eins reicht, wenn Kolumbien und Japan unentschieden spielen." Recht hat der Mann. Zur Sicherheit schickte der Portugiese aber doch noch ein Flehen um Schützenhilfe hinterher: "Bitte lasst Japan nicht gewinnen, Kolumbien!"
Wer soll die Tore schießen?
Die Frage bleibt: Wer soll das Tor schießen? Der am Niederrhein aufgewachsene Konstantinos Mitroglou, einzige echte Spitze gegen Japan, musste schon nach 35 Minuten verletzt ausgewechselt werden. Sein Ersatz, der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Theofanis Gekas, ließ wie schon beim 0:3 gegen Kolumbien auch beste Chancen ungenutzt.
Mut macht immerhin der Blick zwei Jahre zurück. Bei der EM 2012 hatte Griechenland nach zwei Spielen ebenfalls nur einen Punkt auf dem Konto. Dann traf Giorgos Karagounis zum 1:0 gegen Russland, und plötzlich stand das Santos-Team im Viertelfinale, das mit 2:4 gegen Deutschland verloren ging.
Verzichten muss Griechenland in seinem "Endspiel" in Fortaleza auf Kapitän Konstantinos Katsouranis. Die frühe Gelb-Rote-Karte gegen den Europameister von 2004 ärgerte BVB-Profi Sokratis auch noch lange nach Spielende. "Das waren zwei Fouls, und er zeigt bei beiden die Karte. Da kann man auch mal sagen: Letzte Warnung", sagte der Innenverteidiger.
Ein Tor könnte reichen
"Ohne den Platzverweis hätten wir vielleicht gewonnen. Das hat das Spiel fundamental beeinflusst", sagte auch Trainer Santos, der nun zumindest eine einfache Rechnung vor sich hat: "Wir müssen gewinnen, ein Unentschieden reicht nicht. Wir müssen so wie vor zwei Jahren gegen Russland spielen." 1:0 eben - ein einziges Tor könnte reichen.
In einer ähnlichen Situation befindet sich Japan. Auch der viermalige Asienmeister hat erst einen Punkt auf dem Konto und muss unbedingt gewinnen. "Mit dem Ergebnis heute bin ich nicht zufrieden. Wir wollten unbedingt gewinnen, wollten aggressiv spielen", sagte Nationaltrainer Alberto Zaccheroni. Den Verzicht auf den Ex-Dortmunder Shinji Kagawa begründete der Italiener mit rein taktischen Überlegungen.
Es gibt indes noch ein drittes Szenario. Eines, das den Griechen kaum schmecken wird. Wenn sowohl Japan als auch Griechenland am Dienstag ihre Spiele gewinnen, entscheidet die bessere Tordifferenz im Kampf um den zweiten Platz. Ein Tor-Wettschießen mit Beteiligung Griechenlands also? Wie das gehen soll, weiß wohl nicht einmal Trainer Santos.