"Warum immer ich?", steht unter dem Bild, das mehr über Mario Balotelli verrät, als es wohl ein ganzes Buch tun könnte. Auf dem Facebook-Foto, gepostet vom egozentrischen Stürmerstar höchstpersönlich, ist die italienische Teamseite seines Panini-Albums zu sehen, prall gefüllt mit kleinen Abziehbildchen - allesamt von ihm selbst.
Es sind Aktionen wie diese am Anfang der Woche, warum Balotelli im Land des Calcio so sehr geliebt wird. Der Sohn ghanaischer Einwanderer polarisiert und provoziert, ständig und überall. Und weil er dazu noch so häufig das Tor trifft, herrscht egal, wo der bullige Angreifer auftaucht, ein mächtiges Halli-Galli.
"Mario kann mehr"
In den kommenden Wochen, das hat sich Balotelli zumindest ganz fest vorgenommen, soll der Fußball im Vordergrund stehen. Und da will der Deutschland-Schreck nach seinem entscheidenden Treffer im Klassiker gegen England (2:1) am Freitag in Recife gegen das Überraschungsteam aus Costa Rica nachlegen - und die Squadra Azzurra dem fünften WM-Titel wieder ein kleines Stück näher bringen.
Doch ausgerechnet Trainer Cesare Prandelli bremst die aufkommende Euphorie um seinen 23 Jahre alten Topstürmer, der zum Turnierauftakt sein 13. Tor im 31. Länderspiel erzielte.
"Mario kann mehr, als er gegen England gezeigt hat. Er muss weiter daran arbeiten, sein enormes Potenzial auszuschöpfen", mahnte Prandelli mit Blick auf das bevorstehende Spiel gegen den frechen Außenseiter aus Mittelamerika.
Nicht immer auffällig, aber im entscheidenden Moment da, wo ein Stürmer stehen muss - so präsentierte sich "Super Mario" bei seinem WM-Debüt und ließ die Rufe nach einem Einsatz von BVB-Neuzugang Ciro Immobile erst einmal verstummen.
"Alles ist möglich"
Zu was er fußballerisch imstande ist, hatte Balotelli zuletzt immer wieder bewiesen. Vor allem in der WM-Qualifikation erwies sich der Sturmtank des AC Mailand, der die deutsche Mannschaft im EM-Halbfinale 2012 mit seinen beiden Treffern im Alleingang eliminiert hatte (1:2), für die Italiener als eine Art Lebensversicherung. Er erzielte bei seinen fünf Einsätzen fünf Tore und rief damit jüngst erst das Interesse vom FC Arsenal hervor.
"Alles ist möglich. Arsenal ist ein fantastischer Klub", sagte Balotellis Berater Mino Raiola am Dienstag bei Sky Sports: "Nur acht oder zehn Klubs könnten sich Mario Balotelli überhaupt leisten. Er ist einer der Größten." Und so könnte der italienische Torgarant schon bald mit Lukas Podolski, Mesut Özil und Per Mertesacker zusammen in einer Mannschaft spielen.
Gewöhnen müssten sich Özil und Co. dann allerdings auch an die Schlagzeilen abseits des Feldes. So beschäftigte Balotellis Verlobung mit dem belgischen Model Fanny Neguesha am Strand von Rio, die er unmittelbar vor der WM via Twitter verkündet hatte, tagelang den Boulevard.
"Mit einem Herzen aus Gold"
Das Leben des italienischen Enfant Terribles ist seit jeher gepflastert mit Skandalen. In Neapel ließ sich der Mann mit dem Faible für Baseballcaps und dicke Goldketten schon mit Mafiabossen fotografieren oder warf in Manchester aus Spaß mit Dartpfeilen auf Jugendspieler.
2010 wurde er, kaum erwachsen, in Brescia festgenommen, weil er mit seinem Luxus-Sportwagen auf das Gelände eines Frauen-Gefängnisses gefahren war.
Italiens Coach Prandelli hielt trotzdem immer zu seinem sensiblen Stürmer. "Er ist ein Junge mit einem Herzen aus Gold", sagte der Coach vor der WM. Einer, der ganz Italien vom großen Coup, dem fünften Titel in der Geschichte, träumen lässt.
Der Kader von Italien im Überblick