Mit gerade einmal 19 Jahren feierte der Stuttgarter Profi am Sonntag beim 1:2 gegen die Schweiz sein WM-Debüt - und setzte damit eine sagenhafte Entwicklung fort.
Gruezo, Ende Januar 2014 nach Deutschland gekommen, debütierte erst am 27. März in der Bundesliga, spielte am 17. Mai beim 1:1 gegen die Niederlande erstmals in Ecuadors A-Team, wurde am 2. Juni in den WM-Kader berufen - und feierte nun im vierten Länderspiel sein Weltmeisterschafts-Debüt.
"Köpfe hoch nehmen"
Trotz der unglücklichen Pleite in der Nachspielzeit machte der viertjüngste Spieler des Turniers seine Aufgabe sehr ordentlich und sprach hernach wie ein alter Hase in die Mikrofone: "Man kann in letzter Sekunde gewinnen, man kann eben auch verlieren. Jetzt müssen wir die Köpfe hoch nehmen." Am Freitag dürfte Coach Reinaldo Rueda wieder auf seinen jüngsten Spieler setzen.
Und der ist nicht nur sportlich ein ganz Flotter: Mit 17 wurde er Vater von Töchterchen Danielis Juliet, Anfang 2014 folgte Söhnchen Jhaojan Jhoao. Es freute sich der Opa: Carlos Gruezo Senior ist gerade einmal 38 Jahre alt.
Von seinem "alten" Herrn hat der Junior das fußballerische Talent geerbt: Vater Gruezo schaffte es als Stürmer 1998 für ein Spiel ins Nationalteam. "Mein Sohn hatte früh den Wunsch, Profi zu werden. Ich habe aber wegen seiner Größe gezweifelt", sagte der Vater über "Gruezinho".
"Er entwickelt sich gut"
Heute zweifelt niemand mehr am 1,71 m kleinen Kraftpaket. Was an Größe fehlt, macht Gruezo mit Biss wett. Das bekam zuletzt Englands Alex Oxlade-Chamberlain zu spüren, als er im Test gegen Ecuador nach einem Zweikampf mit Gruezo verletzt vom Feld musste.
Gruezo ist ein Rohdiamant, laufstark, mitunter ungestüm. "Ein junger Kerl, der sich an viele Dinge gewöhnen muss. Aber er entwickelt sich gut", sagte Huub Stevens, zuletzt Trainer in Stuttgart: "Carlos hat Ruhe am Ball, bringt Stabilität ins Mittelfeld."
Für die Stuttgarter war Gruezo kein risikofreies Geschäft: Immerhin 1,5 Millionen Euro überwies der VfB an Barcelona Guayaquil, nachdem der Teenager im Wintertrainingslager überzeugt hatte. "Carlos ist ein Talent mit enormem Potenzial", sagte Sportdirektor Fredi Bobic.
Heimweh ausblenden
Eingewöhnungsprobleme hatte der Youngster, der mit 14 nach Uruguay gewechselt und mit 16 Profi geworden war, keine. Heimweh und die Entfernung zur Familie blendet er aus: "Das gehört nun einmal dazu, damit muss ich klarkommen." Bis 2018 haben die Schwaben das Talent gebunden, das schon jetzt das Interesse von Großklubs geweckt hat - so soll Chelsea Gruezo auf der Liste haben.
"Ich will beim VfB den nächsten Schritt machen, mich weiterentwickeln, an das höhere Tempo die größere Dynamik anpassen", sagt Gruezo. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn es bald im Rekordtempo weiter in die ganz große Fußballwelt geht.
Der Kader von Ecuador im Überblick
