Inmitten des Freudentaumels von Ecuador wollte der Mann des Tages sofort daran erinnern, welchem traurigen Schicksal er seine Rolle zu verdanken hat.
"Wir denken ständig an Christian. Er ist in unseren Herzen, er ist in unseren Gedanken", sagte Doppeltorschütze Enner Valencia nach dem hart erkämpften 2:1 (1:1) gegen Honduras, mit dem die Südamerikaner bei der WM in Brasilien auf Achtelfinalkurs bleiben.
Christian, das ist Christian Benitez. Oder besser: Er war es. Die große ecuadorianische Sturmhoffnung starb 2013 in Katar mit nur 27 Jahren nach einem Herzstillstand.
"Er ist eigentlich nicht zu ersetzen", sagt Trainer Reinaldo Rueda. Valencia hat das Erbe auf der Stammposition im offensiven Mittelfeld dennoch angetreten, und er macht seine Sache ausgesprochen gut.
Enner Valencia dreht auf
Gegen Honduras traf der 24-Jährige vom mexikanischen Erstligisten Pachuca nach dem frühen Rückstand durch Carlos Costly (31.) zum 1:1 (34.) und schließlich auch zum Sieg (65.).
Schon bei der 1:2-Auftaktpleite gegen die Schweiz hatte er Ecuador in Führung geschossen, mit drei Toren liegt er nun gleichauf an der Spitze der Torjägerliste mit Thomas Müller, Karim Benzema, Robin van Persie und Arjen Robben.
Die Gesellschaft der Topstars ist ihm aber egal. "Ich achte nicht darauf, wo ich in solchen Statistiken stehe", sagte Valencia: "Wichtig ist allein, dass wir heute drei Punkte geholt haben.
Und dass wir jetzt gegen Frankreich die Chance auf das Achtelfinale haben." Durch den Sieg verdrängte Ecuador die Schweiz (beide 3 Punkte), die zuvor beim 2:5 gegen Frankreich (6) einen schwarzen Abend erlebt hatte, vom zweiten Platz der Gruppe E.
Honduras noch im Rennen
Auch das sieglose Honduras (0), das am letzten Spieltag der Vorrunde auf Ottmar Hitzfelds "Nati" trifft, besitzt noch eine kleine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale.
Auf Ecuador wartet derweil am kommenden Mittwoch in Rio de Janeiro ein echtes Endspiel Frankreich. "Natürlich wird das sehr schwierig. Wir wissen genau, wo die Franzosen in den Fußballwelt steht", sagte Coach Rueda.
Der wird nun vor allem daran arbeiten müssen, den Leichtsinn in seiner Mannschaft abzustellen, der schon gegen die Schweiz zur unnötigen Pleite geführt hatte.
In einem Duell zweier Mannschaften, die mit völlig offenem Visier spielten, hatte es Ecuador vor allem der Naivität der Honduraner zu verdanken, dass die Nachlässigkeiten am Ende ungestraft blieben.
Antonio enttäuschend
Ecuadors Topstar Antonio Valencia, Namensvetter des Doppeltorschützen, blieb dagegen erneut weit hinter den Erwartungen zurück. "Er wird zu der Stärke zurückfinden, die er 2006 hatte. Und heute hat eben statt seiner Enner geglänzt", sagte Rueda.
Der kolumbianische Coach hatte 2010 mit Honduras das WM-Achtelfinale verpasst, seinem Landsmann und Nachfolger Luis Suarez gelang in Curitiba immerhin das, was Rueda verwehrt geblieben war:
Costlys Treffer war das erste WM-Tor des mittelamerikanischen Landes seit 32 Jahren. Aber auch im achten WM-Spiel blieb Honduras trotz einer couragierten Leistung ohne Sieg.
"Wir haben vieles richtig gemacht. Keinen Vorwurf an das Team", sagte Suarez. Große Hoffnungen auf das Achtelfinale macht er sich nicht - gegen die Schweiz soll es am Mittwoch in Manaus im neunten Anlauf aber zumindest mit dem ersten Sieg klappen.