Müller-Gala zum Auftakt

Andreas Lehner
17. Juni 201418:15
Das DFB-Team feiert einen Auftakt nach Maß. Hummels (M.) erzielte per Kopf das zwischenzeitliche 2:0
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Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einem beeindruckenden Sieg in die WM 2014 in Brasilien gestartet. Gegen Portugal gewann das Team von Bundestrainer Joachim Löw 4:0 (3:0).

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Vor 51.081 Zuschauern in der Arena Fonte Nova in Salvador machte Deutschland schon in der ersten Halbzeit alles klar. Thomas Müller war der überragenden Mann auf dem Platz, erzielte einen Dreierpack (12./FE, 45., 78.) und hat nun acht WM-Tore auf dem Konto. Mats Hummels erzielte das zwischenzeitliche 2:0 (32.).

Portugals Abwehrspieler Pepe sah wegen einer Tätlichkeit gegen Müller die Rote Karte (37.). Er wird den Portugiesen mindestens im zweiten Gruppenspiel gegen die USA fehlen. Außerdem wurden Hugo Almeida und Fabio Coentrao verletzt ausgewechselt.

Für Deutschland war es im 100. WM-Spiel der siebte Sieg im Auftaktspiel in Folge. Außerdem verlor die DFB-Elf nur eines seiner letzten 19 Gruppenspiele (0:1 gegen Serbien 2010). Deutschland trifft am zweiten Spieltag auf Ghana.

Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestrainer): "Thomas hat es sehr gut vorne gemacht. Er hat immer wieder Lücken gerissen. Die Mannschaft war unheimlich kompakt, und wir haben kaum Konterchancen zugelassen. Wir haben schnell nach vorne gespielt. In der zweiten Halbzeit war es dann ein anderes Spiel, da ging es um das Ballhalten und darum, schnell zu kontern. Boateng hat es klasse gegen Ronaldo gemacht."

Paulo Bento (Nationaltrainer Portugal): "Das Spiel müssen wir in Ruhe analysieren. Zu diesem Zeitpunkt gibt es eigentlich nicht viel dazu zu sagen. Abgesehen von den ersten fünf Minuten haben wir nie ins Spiel gefunden. Wir haben versucht, in der zweiten Hälfte nicht noch tiefer einzubrechen. Über den Schiedsrichter sage ich am besten gar nichts."

Thomas Müller: "Drei Tore in einem solchen Spiel ist schon etwas Herrliches. Eines war schöner als das andere. Wenn du 1:0 führst, dann bekommst du natürlich Rückenwind. Das 2:0 war dann ein großer Vorteil, vor allem bei dem Wetter. Danach mit einem Mann mehr, war das Spiel so gut wie gelaufen. Bei dem Platzverweis habe ich eine Faust im Gesicht gespürt, was danach passiert ist, damit habe ich nichts mehr zu tun."

Philipp Lahm: "Wir wissen, dass wir funktionieren können, aber es gehört so viel dazu. Heute hat selbst die vordere Reihe unglaublich gut gearbeitet. Es ist ein schöner Sieg, aber wir sind nicht am Ende. Portugal hat eine super Mannschaft, die bei den letzten Turnieren immer weit gekommen ist. Aber wir haben heute gut gearbeitet, und das war das Wichtigste."

Jerome Boateng: "Die ganze Mannschaft hat gut gearbeitet: Sie hat Druck gemacht, den Portugiesen wenig Raum gelassen und gut gekontert. Man hat gesehen, dass auch Cristiano Ronaldo heute einen schweren Stand hatte. Auch da haben wir gut gearbeitet und stets gut gedoppelt. Das war insgesamt eine gute Mannschaftsleistung."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Neuer ist fit und steht im Tor. Deutschland im 4-3-3 und mit der erwarteten Viererkette mit Boateng und Höwedes außen. Lahm im Mittelfeld als Sechser und Khedira und Kroos auf den Halbpositionen. Die offensive Dreierreihe bilden Müller, Özil und Götze.

Portugal ohne Überraschungen. Auch Ronaldo ist fit und beginnt. Im Sturm bekommt Hugo Almeida den Vorzug vor Eder und Helder Postiga.

8.: Lahm verliert den Ball im Aufbau, Ronaldo wird auf halblinks geschickt und zieht aus spitzem Winkel ab. Neuer kann nur abklatschen lassen, aber dann ist Lahm zur Stelle und bügelt seinen Fehler wieder aus.

8.: Auf der anderen Seite muss Khedira nach einem Riesenbock von Rui Patricio eigentlich das 1:0 für Deutschland erzielen. Der portugiesische Schlussmann steht sechs Meter neben dem Tor und will den Ball lang herausschlagen. Das misslingt komplett. Khedira bekommt den Ball genau in den Fuß, schiebt ihn aus 25 Metern aber knapp links am leeren Tor vorbei.

12., 1:0, Müller: Pereira zieht Götze im Strafraum zu Boden. Müller tritt zum Strafstoß an und verwandelt sicher links unten.

25.: Nani zieht von rechts nach innen und hält aus 20 Metern drauf, knapp am linken Winkel vorbei.

32.: Ballgewinn im Mittelfeld. Kroos spielt einen langen Ball in den Lauf von Özil. Der legt links im Strafraum zurück auf Götze, dessen Schuss aus elf Metern im letzten Moment zur Ecke geblockt wird.

32., 2:0, Hummels: Kroos mit der Ecke von rechts. Alves springt unten durch und Hummels wuchtet den Ball aus fünf Metern ins Tor.

35.: Coentrao kommt links im Strafraum an den Ball und ist völlig frei, er will nochmal quer spielen. Hummels ist dazwischen und fälscht den Ball gefährlich ab. Die Kugel kullert um wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei.

45., 3:0, Müller: Kroos mit der Flanke aus dem linken Halbfeld. Alves viel zu halbherzig beim Klärungsversuch, Müller blockt den Ball und schiebt aus acht Metern mit links ein.

52.: Ronaldo verliert an der Mittellinie den Ball. Götze reagiert blitzschnell und steckt durch auf den startenden Özil. Der muss aus halbrechter Position eigentlich das 4:0 erzielen, schießt aber Torhüter Patricio an. Der Abpraller landet auf dem Kopf von Müller, der den Ball aber nicht mehr drücken kann und übers leere Tor legt.

73.: Hummels humpelt verletzt vom Platz. Für ihn kommt Mustafi.

78., 4:0, Müller: Schürrle mit dem flachen Pass von rechts nach innen. Patrico lässt den Ball nach vorne abprallen und Müller legt den Ball ganz sanft im Fallen links am Torwart vorbei über die Linie.

90.: Ronaldo mit einem Freistoß-Hammer aus 25 Metern, Neuer faustet den Ball weg.

Fazit: Deutschland mit einer Galavorstellung zum Auftakt. Portugal erschreckend schwach.

Der Star des Spiels: Thomas Müller. Besetzte die Position im Sturmzentrum und hielt diese meistens auch. Stark mit dem Rücken zum Tor und eiskalt im Abschluss. Machte in seinem siebten WM-Spiel seine Treffer sechs, sieben und acht.

Der Flop des Spiels: Pepe. War zu Beginn noch der stabilste und aggressivste in der portugiesischen Defensive, leistete sich dann aber einen Aussetzer und flog mit Rot vom Platz. Schadete damit seiner Mannschaft, die mit zehn Mann erst recht chancenlos war.

Der Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien). Leistete sich eine krasse Fehlentscheidung zu Ungunsten Portugals, als er beim Stand von 3:0 Höwedes' Foul an Eder nicht ahndete. Der Elfmeter für Deutschland und dabei Gelb für Pereira waren richtig, die Rote Karte für Pepe regelkonform. Hätte Coentrao für seinen Ellbogenschlag im Luftkampf gegen Khedira auch Gelb zeigen können. SPOX

Das fiel auf:

  • Deutschland kontrollierte das Spiel von Beginn an und variierte das Tempo nach Bedarf. Bis auf zwei Wackler in der Anfangsphase, mit denen die DFB-Elf den Portugiesen zwei Konter über Ronaldo erlaubte, hatte sie alles im Griff.
  • Löw lobte Portugal vor der Partie als "Weltmeister im Kontern". Gegen das Umschaltspiel der Deutschen sahen die Portugiesen aber ganz schlecht aus. Bei Ballgewinn hatte Deutschland viel Raum im Zentrum und auf Außen, Portugal hatte keine Absicherung.
  • Auch die flexible offensive Dreierreihe war für Portugal zu viel. Die Verteidiger ließen sich durch die ständigen Positionswechsel der Deutschen zu oft aus ihren Positionen ziehen.
  • Deutschland nutzte die vielen freien Räume auch mit langen Bällen hinter der Abwehr oder mit Diagonalbällen auf die Seite. Die Bewegung in die Spitze funktionierte aus allen Positionen sehr gut.
  • Ronaldo hatte in der Anfangsphase zwei gute Szenen, als er mit Tempo in die Tiefe gehen konnte. Rückte von links auch immer wieder ins Zentrum, war aber kaum ein Faktor im Spiel und hatte die wenigsten Ballkontakte aller Spieler, die über die 90 Minuten auf dem Feld waren.
  • Mit der klaren Führung zur Pause im Rücken schaltete die deutsche Mannschaft in der zweiten Halbzeit einen Gang zurück, hatte aber weiterhin defensiv alles im Griff. Bei Kontern vergab die DFB-Elf sogar einen höheren Sieg.

Deutschland - Portugal: Die Statistik zum Spiel