Algerien hat nach einem famosen 4:2 (3:0)-Erfolg gegen Südkorea gute Chancen, das Achtelfinale der WM in Brasilien zu erreichen. Die Wüstenfüchse sind das erste afrikanische Team, dem es gelang, vier Treffer in einem Spiel bei einer WM-Endrunde zu erzielen.
Vor 50.287 Zuschauern im Estadio Beira-Rio in Porto Alegre erzielten die Algerier erstmals seit 1982 in einer WM-Endrunde vier Tore (3:1 gegen Chile).
Zunächst sorgten Slimani (26.) und Halliche (28.) per Doppelschlag für die Führung, ehe Djabou noch vor der Pause auf 3:0 erhöhte (38.).
In der zweiten Hälfte hatte Südkorea durch den Treffer von Leverkusens Son (50.) kurzzeitig Hoffnung, doch nach dem 4:1 durch Brahimi (62.) war das Spiel entschieden. Koo verkürzte zwar noch auf 4:2 (72.), für ein Unentschieden reichte es aber nicht mehr.
Reaktionen:
Vahid Halilhodzic (Trainer Algerien): "Wir waren ein bisschen verärgert über die Kritik, die wir nach dem Spiel gegen Belgien zu hören bekamen. Obwohl wir da schon sehr gut gespielt haben. Heute haben wir eine fast perfekte erste Halbzeit gespielt. Wir waren sehr gut, sehr effektiv. In der zweiten Halbzeit haben wir nachgelassen. Ich widme den Sieg den algerischen Fans und dem algerischen Volk."
Myung Bo Hong (Trainer Südkorea): "Das Resultat zeigt, dass unsere Strategie nicht funktioniert hat. Das Ergebnis spricht für sich selbst. Wir haben zu viele Tore kassiert. Nein, wir haben Algerien nicht unterschätzt, wir wussten, dass sie stark sind. Unsere Defensive war schwach."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Die Südkoreaner mit derselben Startelf wie beim 1:1 gegen Russland. Heißt: Mit Son, Hong und Koo sind drei Bundesliga-Akteure auf dem Feld.
Algerien-Coach Halihodzic wechselt gleich fünf Mal: Mesbah, Mandi, Brahimi, Djabou und Slimani dürfen von Beginn an ran. Torschütze Feghouli bleibt in der ersten Elf.
2.: Erste Chance für Algerien. Feghouli erhält den Ball am Elfmeterpunkt relativ ungedeckt und zieht sofort ab. Sein Schuss geht aber klar am Tor vorbei.
4.: Riesenchance für Algerien. Feghouli wird elfmeterreif im Strafraum gefoult. Schiri Roldan lässt weiterspielen. Slimani kommt an den Ball. Sein Schuss aus fünf Metern wird gerade noch abgeblockt.
9.: Eckball für Algerien. Slimani kommt am zweiten Pfosten relativ frei zum Kopfball, kann ihn aber nicht mehr richtig drücken und setzt die Kugel ans Außennetz.
21.: Großchance für Algerien! Flanke aus dem rechten Halbfeld, am Fünfmeterraum fällt Slimani das Ding direkt vor den Fuß, der aber eher klärt, als den Ball aufs Tor zu bringen. Riesenglück für Südkorea.
26., 0:1, Slimani: Mehr ein Befreiungsschlag von Medjani. Hong und Lee pennen, Slimani ist durch und schließt überragend ab. Verdiente Führung.
28., 0:2, Halliche: Was ist denn hier los? Südkorea völlig von der Rolle. Eckball von links, Jung kommt aus dem Kasten, aber Halliche ist vor ihm am Ball und nickt zum 2:0 ein. Böser Bock des südkoreanischen Keepers.
38., 0:3, Djabou: Wieder ein weiter Ball in den Strafraum, abermals patzt die südkoreanische Innenverteidigung und köpft Slimani die Kugel vor die Füße. Querpass im Strafraum zu Djabou, der cool bleibt und rechts unten einschiebt.
50., 1:3, Son: Der erste Torschuss und direkt ein Treffer. Weiter Ball auf Son, Bougherra verschätzt sich. Die Kugel prallt an Sons Rücken, der Bayer-Stürmer schaltet am schnellsten und tunnelt M'Bohli aus acht Metern. Geht da noch was?
53.: Wieder schwimmt die algerische Abwehr. Lee flankt im Strafraum auf Koo, der den Ball aber knapp am Tor vorbeisetzt - hätte aber wegen Abseits nicht gezählt.
59.: Beinahe der Anschlusstreffer! Ki fast sich aus gut 25 Metern ein Herz und packt die Fackel aus, aber M'Bohli lenkt das Geschoss gerade so über die Latte.
62., 1:4, Brahimi: Die Entscheidung? Feghouli und Brahimi spielen sich mit einfachen Pässen durch Südkoreas Viererkette. Brahimi bleibt vor Jung ganz cool und schiebt ein.
72., 2:4, Koo: Wieder führt ein weiter Ball zum Erfolg. Über Son kommt der Ball im Strafraum irgendwie zum eingewechselten Lee. Der bringt die Kugel scharf vors Tor, wo Koo steht und den Ball über die Linie drückt.
79.: Beinahe das 5:2 für Algerien. Flanke von links, Ghilas steigt in der Mitte hoch, kann den Kopfball aber nicht mehr aufs Tor drücken. Knapp drüber.
87.: Nach einer Flanke fällt Ji das Leder vor der Füße. Der Neuzugang des BVB fackelt nicht lange und zeiht mit links von der Strafraumgrenze sofort ab. Knapp rechts am algerischen Tor vorbei.
Fazit: Sehr kurzweiliges und unterhaltsames Spiel, das so nicht zu erwarten war. Südkorea vergeigte die Partie bereits in der ersten Hälfte mit einer desolaten Defensivleistung.
Star des Spiels: Islam Slimani (SPOX-Note 2) war für Südkorea nicht in den Griff zu bekommen. Das 1:0 erzielte er sehenswert, beim 3:0 lieferte er den Assist. Der Mann von Sporting Lissabon steht nun bei elf Treffern in 22 Länderspielen.
Flop des Spiels: Jeong-Ho Hong (SPOX-Note 5,5) steht sinnbildlich für das desaströse Abwehrverhalten Südkoreas. Sah beim 0:1 und 0:3 ganz schlecht aus, auch beim 1:4 ohne Orientierung. Gewann nur die Hälfte seiner Zweikämpfe.
Der Schiedsrichter: Wilmar Roldan (Kolumbien) muss in der 4. Minute auf Strafstoß entscheiden, als Feghouli klar im Strafraum gelegt wird. Dies war zum Glück nicht spielentscheidend. Machte ansonsten keine größeren Fehler.
Das fiel auf:
- Algerien hatte nach zehn Minuten bereits vier Torschüsse verbucht. Gegen Belgien waren es über die gesamten 90 Minuten drei Abschlüsse.
- Für die Algerier ging es um alles, das war dem Team sofort anzumerken. Viel offensiver und aggressiver als noch beim 1:2 gegen Belgien.
- Südkorea wirkte in der Defensive teils vogelwild. Besonders bei hohen Bällen ins Zentrum hatten Hong und Kim enorme Probleme. Slimani kam ein ums andere Mal zu guten Möglichkeiten und traf nach einer Schlafmützigkeit der beiden. Das 3:0 entstand ähnlich.
- Zur Halbzeit wurden bei Algerien beeindruckende zwölf Torschüsse gezählt. Südkorea hatte keinen einzigen.
- Im zweiten Durchgang schaltete Südkorea dann aber drei Gänge hoch - und Algerien begann zu schwimmen. Vor allem Son drehte ordentlich auf. Auch nach dem 1:4 steckten die Südkoreaner nicht auf.