Beim offiziellen Mannschaftsfoto alberten Niklas Süle und Marvin Plattenhardt herum, beim anschließenden Teamabend in der luxuriösen Fünf-Sterne-Herberge Villa Kennedy war die Stimmung prächtig: Vor dem Abflug am Donnerstag nach Sotschi zum lange Zeit als lästige Pflichtaufgabe geltenden Confed Cup ist die Vorfreude bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft inzwischen riesig. "Man spürt die große Lust", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Der Delegationsleiter glaubt zwar auch weiterhin nicht an eine Zukunft des Turniers, wie er in der Zentrale des DFB am Mittwoch noch einmal deutlich machte, doch bei der am Samstag beginnenden Generalprobe für die WM 2018 sollen die jungen Wilden im Team von Bundestrainer Joachim Löw für Furore sorgen. "Man merkt mit welcher unglaublichen Freude am Spiel zu Werke gegangen wird", betonte Grindel: "Wir freuen uns alle auf das Turnier. Wir sehen die große sportliche Bedeutung."
Seit Dienstag bereitete Löw sein Perspektivteam in Frankfurt/Main auf die Mini-WM mit den Gruppenspielen gegen Australien, Chile und Kamerun vor. Nach den Ausfällen von Diego Demme (Rückenprobleme) und Leroy Sané (Nasen-OP) werden am Donnerstag 18 Feldspieler und drei Torhüter an Bord des Fluges LH 342 steigen. Eine Nachnominierung wird es nicht geben. "Wir haben genug Puffer", stellte Teammanager Oliver Bierhoff klar.
Das große Potenzial des deutschen Fußballs wurde auch beim gemeinsamen Abend mit der U21-Auswahl deutlich, die bei der parallel zum Confed Cup ausgetragenen EM in Polen nach dem Titel strebt. "Es war beeindruckend auf einem Fleck die 40, 45 talentiertesten Spieler Deutschlands zu sehen. Es gibt so viele junge Spieler mit so viel Potenzial für die Zukunft", sagte Löw-Assistent Marcus Sorg.
Der DFB beim Confed Cup: Aktiv, Frech, Mutig
Beim Confed Cup bietet sich die große Chance, sich nachhaltig für einen Platz im WM-Kader des Titelverteidigers zu empfehlen. Die Spieler sollen dafür in Russland "aktiv, frech und mutig" auftreten, betonte Sorg. Man wolle auf sich und nicht zu sehr nach dem Gegner schauen. So sei auch das Training ausgerichtet.
Mit dem bisherigen Ergebnis sind die Verantwortlichen äußerst zufrieden. Beim Länderspiel in Dänemark (1:1) und in der WM-Qualifikation gegen San Marino (7:0) überzeugte das zusammengewürfelte Team. "Wir sind sehr überrascht, was die Mannschaft in diesen beiden Spielen gezeigt hat", sagte Sorg. Das zeige, wie viel Qualität in den Spielern stecke.
Das wollen sie auch in Russland unter Beweis stellen und Eigenwerbung betreiben. "Man merkt, dass das Turnier für jeden Spieler wichtig ist", sagte Innenverteidiger Süle über die Stimmung in der DFB-Auswahl. Löw freut sich derweil auf eine "längere Phase, in der wir mit der Mannschaft und dem Team hinter dem Team zusammen sind. Ich finde den Confed Cup wirklich spannend für uns, weil wir da gewisse Erfahrungen und Eindrücke sammeln können."
Confed Cup auch menschlich eine Herausforderung
Dies gilt auch abseits des Rasens. Grindel kündigte zahlreiche sportpolitische Vorstöße des DFB beim Confed Cup und der WM an. Unter anderem will der DFB-Präsident Dopingtests durch die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA durchführen lassen und die Menschenrechtssituation kritisch beäugen. Auch die Nationalmannschaft soll laut Grindel "in die gesellschaftspolitischen Aktivitäten eingebunden werden".
Man wolle die Integrationskraft des Fußballs nutzen, um Partnerschaften in der Zivilgesellschaft wachsen zu lassen, sagte der DFB-Boss: "Die Menschen sollen sich begegnen - nicht nur die Mächtigen sich begeistern." Auch diese Mission startet am Donnerstag.