Frankreich steht nach dem zweiten WM-Titel vor einer goldenen Zukunft. Die meisten Säulen der Weltmeister-Mannschaft sind noch jung, dazu kommen Talente und Rekonvaleszente. Ist Frankreich frei nach Franz Beckenbauer "auf Jahre hinaus unschlagbar"? Welches Personal wird in vier Jahren versuchen, das in Mode gekommene Vorrundenaus des Titelverteidigers zu verhindern? SPOX macht eine Bestandsaufnahme der WM-Helden und möglicher Ergänzungen.
Frankreich: Die Situation im Tor
WM-Personal: Hugo Lloris (31, Tottenham Hotspur), Steve Mandanda (33, Olympique Marseille), Alphonse Areola (25, PSG)
Spieler im Blickfeld: Alban Lafont (19, AC Florenz), Paul Bernardoni (21, Olympique Nimes), Bingourou Kamara (21, RC Strasbourg)
Situation:
Hugo Lloris ist endgültig beim Legendenstatus angekommen. Mit 104 Länderspielen ist er Rekordtorhüter und der Franzose mit den sechsmeisten Länderspielen überhaupt, seit 2012 führt er die Equipe Tricolore als Kapitän an und nun war er in Moskau auch der erste, der den WM-Pokal in den Nachthimmel strecken durfte. Lloris krönte damit seine beeindruckende Nationalmannschaftskarriere und eine - abgesehen von dem dicken Bock vor dem 2:4 im Finale gegen Mario Mandzukic - starke WM.
Mit 31 Jahren ist Lloris noch nicht in einem Alter, in dem ein Torhüter seine Karriere beendet. Bei Tottenham hat er noch einen Vertrag bis Sommer 2022. Und auch in der Nationalmannschaft könnte er noch einige Jahre um große Titel mitspielen, um womöglich bei der paneuropäischen EM 2020 die Scharte des verlorenen Finals vor zwei Jahren im eigenen Land auszuwetzen.
Platz | Spieler | Nationalmannschaftskarriere | Spiele | Tore |
1 | Lilian Thuram | 1994-2008 | 142 | 2 |
2 | Thierry Henry | 1997-2010 | 123 | 51 |
3 | Marcel Desailly | 1993-2004 | 116 | 3 |
4 | Zinedine Zidane | 1994-2006 | 108 | 31 |
5 | Patrick Vieira | 1997-2009 | 107 | 6 |
6 | Hugo Lloris | 2008- | 104 | 0 |
7 | Didier Deschamps | 1989-2000 | 103 | 4 |
8 | Laurent Blanc | 1989-2000 | 97 | 16 |
Bixente Lizarazu | 1992-2004 | 97 | 2 | |
10 | Sylvain Wiltord | 1999-2006 | 92 | 26 |
Nachfolger von Hugo Lloris im Frankreich-Tor steht (noch) nicht bereit
Sollte Lloris seine Nationalmannschaftskarriere wie erwartet fortsetzen, ist sein Platz zementiert. Er hat sich den Status als Platzhirsch durch Jahre als Leistungsträger, Wortführer und Konstante verdient.
Ein Rücktritt ist schon allein deswegen unwahrscheinlich, weil es (noch) keinen klaren Nachfolger im französischen Tor gibt. Im Gegensatz zu großen Fußballnationen wie etwa Deutschland (Marc-Andre ter Stegen) oder Italien (Gianluigi Donnarumma) steht der Kronprinz noch nicht bereit. Schwer vorstellbar, dass Lloris die Franzosen in dieser Situation im Stich lässt. Deswegen wird er mindestens noch bei der EM im Tor stehen.
Mandanda ist ein Backup, aber kein Nummer-eins-Kandidat
Auf den Positionen der Stellvertreter könnte es zu Bewegung kommen. Steve Mandanda ist zwar noch immer Stammkeeper bei Olympique Marseille und stand mit seinem Team in diesem Jahr im Europa-League-Finale.
Er ist jedoch die B-Lösung, ein solider Backup. Mandanda darf sich jetzt Weltmeister nennen, damit wird er in dieser Phase seiner Karriere zufrieden sein. Höhere Ansprüche werden an dieser Stelle allerdings nicht laut werden. Es ist schwer vorstellbar, dass Frankreich - sollte Lloris jetzt oder in Zukunft seine Nationalmannschaftskarriere beenden - einen 33-Jährigen zur Nummer eins ernennt.
Alphonse Areola und die PSG-Situation mit Gigi Buffon
Als zweiter Ersatzmann war Alphonse Areola dabei. Der gebürtige Pariser war in der vergangenen Saison vor Kevin Trapp unumstrittener Stammkeeper bei PSG. Als Nummer eins des französischen Meisters wäre er prädestiniert für die Position im Tor. Mit PSG wird Areola Titel gewinnen und in den kommenden Jahren auch in der Champions League ein Wörtchen mitreden. Durch die Spielpraxis auf hohem Niveau kann sich der 25-Jährige weiterentwickeln.
Fraglich ist jedoch, wie die Kompetenzen im PSG-Tor nach der Verpflichtung von Gianluigi Buffon verteilt werden. Zwar ist dieser schon 40, es ist dennoch nur schwer vorstellbar, dass PSG ihn lediglich als PR-Stunt verpflichtet hat. Mindestens in der Königsklasse wird Buffon auf seine Einsätze kommen. Schließlich steht er mehr als alle anderen Keeper für Weltklasse und Siegeswillen.
Auf Sicht kann Areola von der Erfahrung mit Buffon profitieren, kurzfristig könnte er ihn um wertvolle Spielzeit bringen. Womöglich ist es für die Nationalmannschaft aber auch ein Trumpf: Areola lernt beim Besten, um dann ganz oben angekommen zu sein, wenn Lloris Platz macht.
Alban Lafont als Hoffnung für die Zukunft
Als größtes Torhütertalent und neues "Wunderkind" gilt in Frankreich Alban Lafont. Mit seinen erst 19 Jahren absolvierte er bereits 106 Pflichtspiele für Toulouse, davon 98 in der Ligue 1. Experten bescheinigen Lafont, einer der größten Torhüter Europas werden zu können.
Im Sommer wechselte er für etwa neun Millionen Euro zum AC Florenz, wo er Stammkeeper werden und den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen soll. Für die Viola ein Erfolg, schließlich hatten angeblich unter anderem Liverpool, Arsenal und der FC Barcelona Interesse. Konstante Leistungen in der Serie A dürften Lafont auch bald in den Kader der Equipe Tricolore spülen.
Frankreich: Die Situation in der Abwehr
WM-Personal: Raphael Varane (25, Real Madrid), Samuel Umtiti (24, FC Barcelona), Benjamin Pavard (22, VfB Stuttgart), Lucas Hernandez (22, Atletico Madrid), Djibril Sidibe (25, AS Monaco), Benjamin Mendy (23, Manchester City), Presnel Kimpembe (22, PSG), Adil Rami (32, Olympique Marseille)
Spieler im Blickfeld: Layvin Kurzawa (25, PSG), Aymeric Laporte (24, Manchester City), Lucas Digne (24, FC Barcelona), Clement Lenglet (23, FC Barcelona), Laurent Koscielny (32, FC Arsenal), Sebastien Corchia (27, FC Sevilla), Theo Hernandez (20, Real Madrid), Eliaquim Mangala (27, Manchester City), Dayot Upamecano (19, RB Leipzig), Kurt Zouma (23, FC Chelsea), Boubacar Kamara (19, Olympique Marseille), Malang Sarr (19, OGC Nizza), Abdou Diallo (22, Borussia Dortmund), Nordi Mukiele (20, RB Leipzig), Mouctar Diakhaby (21, FC Valencia), Issa Diop (21, West Ham United)
Situation:
Das Prunkstück der französischen Weltmeistertruppe war die Viererkette. Aufgrund der Altersstruktur deutet vieles darauf hin, dass sich das auch in den kommenden Jahren nicht ändern wird. Außer dem bereits zurückgetreten Adil Rami sind alle WM-Verteidiger 25 oder jünger.
Raphael Varane und Samuel Umtiti bildeten das beste Innenverteidiger-Duo bei der WM. Den beiden haftete in den letzten Jahren das Vorurteil an, bei Real Madrid und dem FC Barcelona nur die "Kleinen" neben Sergio Ramos und Gerard Pique zu sein, denen jedoch das gewisse Etwas fehle.
Mit diesem Vorurteil räumten sie in Russland auf. Sie waren stark in Zweikampf, Stellungsspiel und Spieleröffnung. Dazu waren beide gefährlich bei Standardsituationen und erzielten wichtige Tore (Varane das 1:0 im Viertelfinale gegen Uruguay, Umtiti das 1:0 im Halbfinale gegen Belgien).
Varane und Umtiti bei Frankreich gesetzt - oder macht Pavard Druck?
Varane und Umtiti spielen schon jetzt bei zwei der besten Vereine der Welt und gehören allerspätestens seit der WM auch im Mainstream zum Besten, was die Innenverteidigerposition weltweit zu bieten hat. Mit dem WM-Titel im Rücken dürften sie noch selbstbewusster zu ihren Vereinen zurückkehren und der bereits eingeleitete Prozess, neben Ramos und Pique nach und nach die wichtigere Stütze zu werden, wird fortschreiten. Sollten keine schlimmen Verletzungen dazwischenkommen, ist das Innenverteidiger-Duo vorerst gesetzt.
Spannend wird die Entwicklung von Benjamin Pavard. Nach seinen überzeugenden Auftritten in Russland buhlt halb Europa um den Stuttgarter. Spätestens 2019 wird er zu einem Spitzenklub wechseln, angeblich ist ein Wechsel zum FC Bayern München bereits eingetütet.
In der Equipe Tricolore hat sich der 22-Jährige erst einmal hinten rechts festgespielt. Sollte Pavard sich allerdings weiterhin so stark entwickeln und als Innenverteidiger auch bei einem Klub aus einem höheren Regal überzeugen, könnte er beim Weltmeister nach innen drängen und dem eingespielten Duo Druck machen. Der nächste Karriereschritt ist für Pavard entscheidend. Zwar hat er nun den Bonus einer starken WM-Performance im Rücken, aufgrund der großen Konkurrenzsituation kann er sich eine Stagnation dennoch nicht leisten.
Laporte kann sich unter Pep Guardiola entwickeln
Neben Pavard ist Aymeric Laporte ein Kandidat für die Abwehrzentrale. Nach seinem Winterwechsel von Bilbao zu Manchester City pendelte der 24-Jährige zwischen Bank und Startelf und verpasste den Sprung auf den WM-Zug. Damit war er einer der größten Härtefälle im Kader. Der Baske hat zweifelsohne das Potential, sich unter Pep Guardiola zu einem Topverteidiger zu entwickeln. Sollte er bei den Citizens national und international konstant abliefern, wird auch Didier Deschamps nicht daran vorbeikommen, ihn zumindest zu nominieren.
Dazu wird Presnel Kimpembe mit PSG künftig vermutlich eine gute Rolle spielen. Er könnte von Taktik-Freak Thomas Tuchel profitieren. Die Voraussetzungen, den Kaderplatz zu behaupten, sind gut.
Im Blickfeld wird auch die Entwicklung von Clement Lenglet bleiben. Der 23-Jährige wechselte in der vergangenen Woche für 35,9 Millionen Euro zum FC Barcelona und könnte dort auf Dauer der Partner von Umtiti werden. Das wäre zumindest ein Argument für das Aufgebot.
Fraglich ist die Zukunft von Laurent Koscielny, der die WM verletzungsbedingt verpasste. Koscielny ist bereits 32, angesichts der großen Konkurrenz hat er für die nächsten Turniere wohl kaum eine Zukunft im Team.
Linksverteidiger: Mendy und Kurzawa drängeln
Auf der Linksverteidiger-Position setzte Deschamps bei der WM auf Lucas Hernandez. Der Atletico-Mann spielte eine solide WM, hatte aber wohl in der gesamten Stammelf noch die meiste Luft nach oben.
Bleibt Benjamin Mendy dauerhaft fit (wegen eines Kreuzbandrisses hatte er beinahe die gesamte Vorsaison verpasst), wird er den Druck auf Hernandez erhöhen. Auch Layvin Kurzawa bei PSG ist links hinten im erweiterten Kreis.
Neben den Spielern, die aufgrund ihrer festen Rolle in Spitzenvereinen ohnehin schon auf dem Zettel sind, werden die Franzosen auch die Entwicklung einiger Talente beobachten. Unter anderem sind Neu-Dortmunder Abdou Diallo und Neu-Leipziger Nordi Mukiele mit ihren Anlagen ein Versprechen für die Zukunft.
Frankreich: Die Situation im Mittelfeld
WM-Personal: Paul Pogba (25, Manchester United), N'Golo Kante (27, FC Chelsea), Blaise Matuidi (31, Juventus), Corentin Tolisso (24, FC Bayern München), Steven N'Zonzi (29, FC Sevilla)
Spieler im Blickfeld: Tiemoue Bakayoko (23, FC Chelsea), Adrien Rabiot (23, PSG), Moussa Sissoko (28, Tottenham Hotspur), Geoffrey Kondogbia (25, FC Valencia), Christopher Nkunku (20, PSG), Maxime Lopez (20, Olympique Marseille), Dimitri Payet (31, Olympique Marseille), Morgan Schneiderlin (28, FC Everton), Lucas Tousart (21, Olympique Lyon), Tanguy Ndombele (21, Olympique Lyon), Houssem Aouar (20, Olympique Lyon), Mickael Cuisance (18, Borussia Mönchengladbach), Olivier Ntchan (22, Celtic), Jordan Veretout (25, AC Florenz)
Situation:
Das Mittelfeldzentrum war bei der WM eine Bank. N'Golo Kante als der beste Ballabfänger des Turniers. Und Paul Pogba als dynamischer Sechser mit riesiger Präsenz, der Wege nach vorne macht und spätestens mit seiner starken Leistung im WM-Finale die ultimative Legitimation für einen Führungsanspruch hat. Diese Kombination passt und wird in den kommenden Jahren eine Konstante im Mannschaftsgerüst bleiben.
Daneben überzeugte bei der WM Blaise Matuidi in einer Hybridrolle aus Linksaußen und drittem Sechser. Matuidi war mit seiner Zweikampfstärke bei gleichzeitig kaum vorhandenen Offensivimpulsen einer der Schlüsselspieler für die stabile Herangehensweise. Mit 31 gehört er aber auch zu den ältesten Spielern im Kader. Bei dieser WM ein nötiger Klecks Erfahrung, perspektivisch könnte es eng werden.
gettyCorentin Tolisso als neuer Führungsspieler beim FC Bayern?
Vor allem dann, wenn Corentin Tolisso in seinem zweiten Jahr beim FC Bayern München seine guten Eindrücke aus der Premierensaison bestätigt und unter dem neuen Trainer Niko Kovac zu noch mehr Einsatzzeiten kommen sollte. Argumente dafür gäbe es: Kovac setzte in Frankfurt viel auf Körperlichkeit und Dynamik, beides bringt Tolisso mit. Das Selbstvertrauen des WM-Triumphes ist sicher auch kein Nachteil.
Tolisso machte bereits während der WM fünf Spiele, bei konstanter Weiterentwicklung ist er ein dauerhafter Kandidat für die Startelf.
N'Zonzi zwischen WM-Final-Euphorie und Europa-League-Quali
Steven N'Zonzi kam im WM-Finale für Kante, der aufgrund einer Gelben Karte seiner Stärken beraubt war, und machte aufgrund seiner Zweikampfstärke und Ballsicherheit Eigenwerbung. Wichtig für ihn wird sein, wie es auf Vereinsebene weitergeht. Mit dem FC Sevilla muss er jedenfalls erst einmal in die Europa-League-Qualifikation. Ganz ohne europäischen Wettbewerb könnte es auch als Weltmeister schwierig werden, Argumente für eine Nominierung zu finden.
Im Zentrum sind künftig auch Tiemoue Bakayoko vom FC Chelsea als körperlich starker Ballabfänger und der Pariser Adrien Rabiot Alternativen. Darüber hinaus spielen unter anderem mit Maxime Lopez, Tanguy Ndombele, Lucas Tousart und Houssem Auoar zahlreiche Talente um die 20 Jahre in der Ligue 1, die bereits bei einigen europäischen Topklubs auf dem Zettel stehen.
Frankreich: Die Situation im Sturm
WM-Personal: Antoine Griezmann (27, Atletico Madrid), Olivier Giroud (31, FC Chelsea), Kylian Mbappe (19, PSG), Ousmane Dembele (21, FC Barcelona), Nabil Fekir (24, Olympique Lyon), Thomas Lemar (22, Atletico Madrid), Florian Thauvin (25, Olympique Marseille)
Spieler im Blickfeld: Kingsley Coman (22, FC Bayern München), Anthony Martial (22, Manchester United), Alexandre Lacazette (27, FC Arsenal), Wissam Ben Yedder (27, FC Sevilla), Kevin Gameiro (31, Atletico Madrid), Moussa Dembele (22, Celtic), Jonathan Bamba (22, OSC Lille), Jean-Kevin Augustin (21, RB Leipzig), Allan Saint-Maximin (21, OGC Nizza), Alassane Plea (25, Borussia Mönchengladbach)
Situation:
Im Angriff kommt die Frage der zukünftigen taktischen Ausrichtung am deutlichsten zum Tragen. Heruntergebrochen: Wird Frankreich weiter den Fokus auf die Arbeit gegen den Ball legen oder gelingt es, die hoch veranlagten Angreifer besser ins System zu integrieren und dadurch automatisch einen anarchischeren Offensivfußball zu spielen? Ein kleines bisschen Belgien zu emulieren?
Das Potential dazu wäre zweifelsohne da: Kylian Mbappe ist nach der WM zu Recht als bester Jungspieler ausgezeichnet worden. Seine Geschwindigkeit war im Umschaltspiel der Franzosen die größte Waffe. Bereits jetzt ist er aus der Equipe kaum wegzudenken - und das mit gerade einmal 19 Jahren. In der französischen Offensive der Zukunft wird er ein wichtiger Baustein sein.
gettyOusmane Dembele und Kingsley Coman drängen in die Startelf
Ousmane Dembele begann bei der WM als Stammspieler, war jedoch im Turnierverlauf außen vor. Der 21-Jährige ist einer der talentiertesten Spieler im Kader. Sollte er bei Barca ohne größere Verletzungen bleiben und sich dort festspielen, wird es schwierig vermittelbar sein, auf seine Qualitäten zu verzichten.
Auch Kingsley Coman, der die WM aufgrund einer Verletzung in der Rückrunde verpasste, wird wieder in den Kader drängen. Coman soll beim FC Bayern kurz- bis mittelfristig ein Nachfolger von Franck Ribery und Arjen Robben werden und wird voraussichtlich bereits in dieser Saison Stammspieler sein.
Bis zu seiner Verletzung machte er in der vergangenen Spielzeit unter Jupp Heynckes große Fortschritte in Sachen Effizienz. Comans Vorteil ist, dass er wie Dembele und Mbappe das Tempo für schnelles Umschaltspiel und eine flexible Offensive mit fluiden Positionen mitbringt. Mit allen drei Spielern in der Startelf könnte Frankreich einen deutlich ansehnlicheren Fußball spielen. Aber es wäre eben auch die risikoreichere Variante, da Coman, Mbappe und Dembele nicht die fleißigsten Defensivspieler sind.
Wie sieht die Zukunft von Nabil Fekir und Florian Thauvin aus?
Ähnliche Qualitäten bringt Nabil Fekir mit. Beim 24-Jährigen steht aber die nähere Zukunft noch in den Sternen. Das Theater um einen möglichen Wechsel von Lyon zu Liverpool droht eine der größten Possen des Sommers zu werden. Der Hochgeschwindigkeitsfußball unter Jürgen Klopp könnte Fekir weitere Argumente für eine häufigere Berücksichtigung in der Nationalelf liefern.
Thomas Lemar wechselte im Sommer für 70 Millionen Euro zu Atletico Madrid. Dort wird er unter Diego Simeone vermutlich vor allem in der Arbeit gegen den Ball dazulernen und sich somit stark positionieren, falls Deschamps weiterhin an seiner defensiven Spielidee festhalten wird.
Florian Thauvin kam bei der WM lediglich auf wenige Minuten im Achtelfinale gegen Argentinien. Sollte er Olympique Marseille treu bleiben, könnte es angesichts der großen Konkurrenz eng werden. Schließlich konkurriert OM in der kommenden Saison nicht in der Champions League.
Anthony Martial: Verlässt er Manchester United für eine wichtigere Rolle?
Ein Härtefall bei der WM-Nominierung war Anthony Martial. Der Außenstürmer traf bei Manchester United in der vergangenen Saison zwar neunmal. Der ganz große Hype, den er zu Beginn seiner Karriere entfachte und der im 60-Millionen-Euro-Transfer zu den Red Devils mündete, ist aber abgeklungen.
Allerdings ist Martial auch gerade einmal 22. Er hat das Potential, noch einmal richtig durchzustarten und er ist auf dem Radar von Deschamps (immerhin schon 18 A-Länderspiele).
Das Potential auf den offensiven Außenbahnen ist bei den Franzosen riesig. Mindestens sieben schnelle, kombinationsstarke und torgefährliche Spieler werden sich um die Plätze im Kader streiten. Bleibt Deschamps jedoch dabei, einen größeren Fokus auf die Defensive zu legen, wird es auf dieser Position auch in Zukunft viel diskutierte Nicht-Nominierungen geben.
Die Situation von Olivier Giroud
Weniger luxuriös ist die Auswahl im Sturmzentrum. Während der WM war die Variante mit Olivier Giroud als "Stoßstürmer" die pragmatisch beste Lösung. Und eine Lösung, die Erfolg brachte.
Giroud ist mit 31 Jahren allerdings der deutlich älteste Angreifer im Kader und hat aufgrund seiner fehlenden Torgefahr auf Dauer kaum Argumente, Stammspieler zu bleiben. Weltmeisterbonus und wichtige Defensivarbeit hin oder her, aber null Schüsse aufs Tor während der gesamten WM sprechen eine deutliche Sprache.
Antoine Griezmann ist eher ein Halbstürmer
Bei der Besetzung des Sturmzentrums sind die Alternativen aber dünner als auf den Außen. Antoine Griezmann kann die Rolle zweifelsfrei spielen. Derzeit ist er nach Giroud dort auch die erste Wahl.
Wertvoller ist Griezmann mit seinen Läufen und Pässen aus der Tiefe eher als Halbstürmer. Dort kann er seine Teamkollegen dirigieren. Wie bei der jetzt schon legendären Szene während des Argentinien-Spiels, als er das Team dazu anleitete, nicht nach vorne zu rennen, sondern abzusichern. Als Halbstürmer hat Griezmann zudem die Freiheiten, die er braucht. Auch bei Atletico bringt Griezmann seine Stärken als freier Radikaler neben einem klassischen Stoßstürmer wie Kevin Gameiro oder Diego Costa am effektivsten ein.
Gameiro wäre auch eine Alternative für Frankreich. Ähnlich wie Giroud ist aber auch er kein klassischer Knipser. Das träfe eher auf Alexandre Lacazette zu. Dieser bestätigte seine überragenden Torquoten aus der Ligue 1 nach seinem Wechsel zu Arsenal aber nicht. Celtics Moussa Dembele stand noch vor einem Jahr auf der Wunschliste vieler europäischer Topvereine. Doch er stagnierte in der vergangenen Saison in seiner Entwicklung.
Aufgrund des Überangebots an schnellen Außen auf höchstem Niveau im Gegensatz zur Qualität im Zentrum ist ein flexibles Offensivsystem mit drei nominellen Außen und Griezmann, die untereinander fluide die Positionen tauschen, möglich.