Was ist passiert?
Das Exekutivkomitee der WADA hat Russland für vier Jahre gesperrt. Das bedeutet, dass das Land mit einem eigenen Team unter anderem nicht an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und Peking 2022 sowie der Fußball-WM 2022 in Katar teilnehmen darf. Russische Sportler, die nachweisen können, dass sie nicht vom Dopingskandal betroffen sind, dürfen bei diesen Events nach Prüfung als "neutrale Athleten" starten.
Was wurde Russland vorgeworfen?
Die neuesten Strafen wurden wegen Manipulationen von Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor ausgesprochen. Dort sollen Tausende Dateien gelöscht oder verändert worden sein. Das Ziel, so die WADA, sei gewesen, das Ausmaß des Dopingskandals zu verschleiern. Mindestens 145 Sportler sollen so geschützt worden sein.
Was sagt die WADA?
Die Dopingjäger stellten klar, dass die Geduld mit Russland restlos erschöpft sei. "Das russische Doping hat dem sauberen Sport viel zu lange geschadet. Russland wurde jede Gelegenheit gegeben, reinen Tisch zu machen. Aber stattdessen hat es sich entschieden, weiter zu täuschen und zu leugnen", sagte WADA-Chef Craig Reedie.
Was sagt Russland?
Die russischen Reaktionen lagen zwischen uneinsichtig und resigniert. Ministerpräsident Dmitri Medwedew geißelte die Sanktionen als "antirussische Hysterie". Juri Ganus, Chef der erneut suspendierten russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, sagte, das Urteil sei eine Tragödie für die sauberen russischen Athleten. Schon jetzt würden Sportler überlegen, Russland zu verlassen, um international starten zu dürfen.
Wie geht es jetzt weiter?
Russland hat 21 Tage Zeit, die WADA-Entscheidung zu akzeptieren oder Einspruch einzulegen. Dieser würde vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt werden. Wann dies der Fall und wann mit einem Urteil zu rechnen wäre, ist unklar. Es droht wie schon vor Rio 2016 eine Hängepartie, die bis kurz vor der Eröffnungsfeier der am 24. Juli 2020 beginnenden Spiele in Tokio andauern könnte.
Wieso kam es nicht zu einem Komplett-Ausschluss russischer Sportler?
Ein solcher "Blanket Ban" stand durchaus zur Debatte, stellte Jonathan Taylor, Chef der WADA-Prüfungskommission CRC klar. Mit einer solchen Entscheidung hätten Athleten aus Russland, egal ob belastet oder nicht, keinerlei Möglichkeit gehabt, wenigstens unter neutralem Status an Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften teilzunehmen. Laut Taylor habe aber vor allem CRC-Mitglied Penny Heyns, Schwimm-Olympiasiegerin aus Südafrika die Kommission dazu bewegt, einstimmig gegen einen Generalbann zu votieren. "Es wäre unfair gewesen, dass Sportler, die nachweislich nichts mit der Zeit zwischen 2012 und 2015 zu tun hatten, nicht mehr antreten dürften", sagte Taylor.
Welche Wettkämpfe sind nicht von den WADA-Sanktionen betroffen?
Zum einen weltweite Sportereignisse, die nicht unter die Kategorie Weltmeisterschaft fallen. Am Beispiel Biathlon: Russland dürfte nicht bei der WM im Februar in Antholz antreten, wohl aber bei den Weltcup-Rennen. Russlands Fußball-Nationalmannschaft dürfte auch unter ihrem Verbandsmantel mit Flagge und Hymne in der Qualifikation zur WM 2022 spielen - nicht aber bei der Endrunde. Nicht betroffen sind auch "kontinentale Einzelsportereignisse". Russland dürfte somit an Europameisterschaften teilnehmen, nicht aber an Europaspielen mit mehreren Sportarten. Die Ausrichtung von Partien bei der Fußball-EM 2020 in St. Petersburg bleibt ebenso unberührt wie die Austragung von Europapokal-Endspielen.