Der 20 Jahre alte Gio Reyna war als große US-Hoffnung nach Katar gereist, spielte dort aber überraschend nur eine Nebenrolle. Wie US-Coach Gregg Berhalter nach dem Turnier verriet, sei der BVB-Profi aufgrund von Lustlosigkeit im Training beinahe vorzeitig nach Hause geschickt worden, nachdem er über seine reduzierte Rolle beim Turnier informiert worden war.
Reyna gab sein Fehlverhalten später zu und entschuldigte sich, zeigte sich aber enttäuscht darüber, dass die Episode an die Öffentlichkeit gelangt war.
Der Fall Reyna hat nun aber weitere Folgen: Wie am Dienstag bekannt wurde, ermittelt der US-Verband gegen Berhalter aufgrund von häuslicher Gewalt.
US-Coach Berhalter gibt häuslichen Missbrauch zu und spricht von Erpressung
Der Coach selbst hatte sich mit einem Statement an die Öffentlichkeit gewandt und zugegeben, im Jahr 1991 seine damalige Freundin Rosalind Berhalter - die beiden sind mittlerweile seit 25 Jahren verheiratet und haben vier Kinder - in einer Bar bei einem Streit gegen die Beine getreten zu haben. Er habe sich daraufhin in Beratung begeben: "Die Lektionen, die ich an diesem Abend vor über drei Jahrzehnten gelernt habe, sind die Grundfesten für eine liebende und unterstützende Beziehung geworden", erklärte er.
Der Grund, warum er mit dem Fall an die Öffentlichkeit gekommen sei: Jemand habe sich an den Verband gewandt, mit Informationen, die ihn "stürzen" könnten - "offensichtlich ein Versuch, um etwas sehr Persönliches von vor langer Zeit dazu einzusetzen, um meine Beziehung mit dem amerikanischen Fußballverband zu beenden."
Der Verband bestätigte wenig später, dass er eine unabhängige Untersuchung zu dem Vorfall eingeleitet habe. Auch Berhalters Erpressungsvorwürfe würden untersucht.
Reynas Eltern gaben Informationen über Berhalter an US-Verband weiter
Am Mittwoch vermeldeten dann ESPN und The Athletic, dass Reynas Mutter Danielle Reyna die Informationen über Gregg Berhalter an den US-Verband weitergegeben habe. ESPN berichtete zudem, dass Vater und Ex-Nationalspieler Claudio Reyna sich während der WM mehrfach an die Verantwortlichen im Verband gewandt hatte, frustriert über die kleine Rolle seines Sohns beim Turnier. Er habe zudem damit gedroht, die Vorwürfe gegen Berhalter an die Öffentlichkeit zu tragen.
Claudio und Danielle Reyna wendeten sich daraufhin ihrerseits mit Erklärungen an die Öffentlichkeit: Er habe sich zwar frustriert an enge Freunde beim Verband gewandt, "aber niemals habe ich jemanden bedroht, noch würde ich das jemals tun", erklärte Claudio Reyna, aktuell Sportdirektor bei Austin FC.
Danielle Reyna erklärte bei The Athletic, sie habe sich am 11. Dezember an US-Sportdirektor Earnie Stewart gewandt, nachdem die negativen Äußerungen Berhalters über Gio Reyna publik geworden waren: "Ich wollte ihn wissen lassen, dass ich wütend und am Boden zerstört darüber war, dass Gio in eine solch schreckliche Position gebracht worden war, und dass ich mich persönlich hintergangen fühlte, von jemandem, den meine Familie und ich über Jahrzehnte als engen Freund betrachtet hatten."
Reynas Mutter weist Erpressungsvorwürfe zurück - Untersuchung gegen Berhalter eingeleitet
Besonders unfair sei gewesen, "dass Gio nach seiner Entschuldigung immer noch durch den Dreck gezogen wurde, während Greg für ein viel schlimmeres Vergehen im gleichen Alter vergeben worden war. Ohne ins Detail zu gehen, [Berhalters] Statement von gestern bagatellisieren den verübten Missbrauch an besagtem Abend deutlich. Rosalind Berhalter war meine Mitbewohnerin, Teamkollegin und beste Freundin, ich habe sie damals durch das folgende Trauma unterstützt."
Sie habe mit Stewart im Vertrauen gesprochen, "es war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass meine Worte zu einer Untersuchung führen könnten." Sie habe nicht darum gebeten, Berhalter zu entlassen, "ich habe keine Drohungen ausgesprochen und weiß nichts von einer versuchten Erpressung." Es tue ihr leid, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangt seien und dass sie damit alte Wunden aufgerissen habe."
Der US-Verband erklärte in einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass Berhalters bisheriger Co-Trainer Anthony Hudson die Nationalmannschaft in zwei Freundschaftsspielen im Januar betreuen werde. Eine Weiterbeschäftigung Berhalters, dessen Vertrag zum Jahresende 2022 ausgelaufen war, sei aber nach Abschluss der Untersuchung nicht ausgeschlossen.