Zoltan Stieber: Mr. Assist

Von Interview: Haruka Gruber
Zoltan Sieber (r.) ist der beste Vorbereiter der zweiten Liga und auch deswegen heiß begehrt
© Getty

Seine Obsession sind Vorlagen, seine Zukunft ist die Bundesliga: Alemannia Aachens Zoltan Stieber ist mit 14 Assists der mit Abstand beste Passgeber der 2. Liga - dementsprechend haben mehrere Bundeligisten bereits ihr Interesse bekundet. Der 22-jährige Ungar über seine Ausbildung bei Aston Villa, Verlockungen im Sommer und die harte Kritik von Trainer Peter Hyballa.

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SPOX: Nach dem 1:2 beim Vorletzten Ingolstadt war Trainer Peter Hyballa tief enttäuscht und warf der Mannschaft eine naive Spielweise vor. Fühlen Sie sich angesprochen?

Zoltan Stieber: In Ingolstadt hat nichts geklappt und mir ist unerklärlich, wie wir das Spiel verloren haben, obwohl wir nach zwei Minuten in Führung gingen und alles unter Kontrolle hatten. Auch für mich persönlich war es - ich muss es so sagen - ein scheiß Tag.

SPOX: Mit 14 Vorlagen sind Sie der mit Abstand beste Assistgeber der 2. Liga, Hyballa geht jedoch sehr kritisch mit Ihnen um. Gegenüber SPOX sagte er: "Mit den Leistungen in der Rückrunde hat Zoltan in der Bundesliga nichts zu suchen."

Stieber: Der Trainer ist ein Mann deutlicher Worte, und ich als Profi muss selbstverständlich damit umgehen. Klar, 14 Assists klingen gut, aber in einem Spiel wie in Ingolstadt wird auch mir bewusst, woran ich arbeiten muss und dass ein paar gute Partien nicht reichen. Ich muss konstanter werden, ich muss an meiner Technik arbeiten und ich muss zielstrebiger spielen. Ich muss insgesamt mehr machen.

SPOX: Sie sind also nicht sauer auf Hyballa?

Stieber: Im Gegenteil: Mit seiner Zielstrebigkeit ist er genau der richtige Trainer für die Mannschaft und für mich. Er hat die richtige Position für mich gefunden, indem er mich aus dem linken Mittelfeld in den Sturm vorgezogen hat, davon profitiere ich enorm. Dafür kann ich mich bei ihm nur bedanken und ich versuche, sein Vertrauen mit besseren Leistungen zurückzuzahlen.

SPOX: Trotz der Hyballa-Kritik liest sich Ihre Rückrunden-Bilanz sehr ordentlich: acht Spiele, sechs Scorer-Punkte - weswegen es nicht verwundert, dass Stuttgart, Kaiserslautern und Mönchengladbach an Ihnen interessiert sind. Aachens Manager Erik Meijer zeigt sich gegenüber SPOX verhandlungsbereit: "Wir sind kein Verein, der ein gutes Angebot einfach ablehnen kann." Verlassen Sie im Sommer die Alemannia?

Stieber: Ich bekomme über das Internet und die Zeitungen mit, dass sich einige Klubs offenbar mit mir beschäftigen. Das spielt für mich aber keine große Rolle, ich konzentriere mich auf die tägliche Arbeit im Training.

SPOX: Sie schließen einen Wechsel demnach nicht aus? Ihr Vertrag läuft bis 2012.

Stieber: Klar ist: Ich fühle mich bei der Alemannia sehr wohl und ich bin überzeugt, dass der Mannschaft die Zukunft gehört. Aber natürlich möchte ich persönlich irgendwann einmal in der Bundesliga spielen.

SPOX: Sie wurden dreieinhalb Jahre bei Aston Villa ausgebildet und wechselten Anfang 2009 nach Koblenz, weil Ihnen bei Villa die Perspektive für das Profiteam gefehlt hat. Waren Sie damals zu ungeduldig - und könnten in diesem Sommer womöglich den gleichen Fehler begehen?

Stieber: Natürlich denke ich darüber nach, was hätte sein können. Andererseits war es mir als damals 20-Jährigem sehr wichtig, jedes Wochenende Spielpraxis zu bekommen. Und als sich zufällig die Möglichkeit mit Koblenz ergab, entschloss ich mich zum Wechsel in die 2. Liga. Das erste halbe Jahr war auch sehr erfolgreich, die letzte Saison hingegen war ein Reinfall mit vielen Verletzungen und dem Abstieg in die 3. Liga. Aber wenn ich nicht nach Koblenz gegangen wäre, hätte ich wohl nie die Aufmerksamkeit von Aachen auf mich gezogen. Von daher hatte am Ende doch alles etwas Gutes.

SPOX: Wie sind Sie als Teenager von Ungarn zu Aston Villa gekommen?

Stieber: Ich habe bei einem Spiel der ungarischen U-15-Nationalmannschaft einen englischen Beobachter überzeugt, daraufhin absolvierte ich Probetrainings bei Manchester United und dem FC Arsenal. Weil ich jedoch bei meinem Heimatverein Ujpest Budapest noch ein Jahr unter Vertrag stand, musste ich eine Saison warten. 2005 ergab sich daraufhin die Möglichkeit mit Villa, wo ich mittelfristig größere Chancen sah, es in die Premier League zu schaffen. ManUnited und Arsenal sind ein Traum für jeden Jugendlichen, aber mir war damals schon klar, dass es noch schwieriger werden würde als bei Villa.

SPOX: Mit leichter Verzögerung gelang Ihnen der Durchbruch im Profifußball, dennoch lässt das Debüt in der ungarischen Nationalmannschaft auf sich warten. Warum?

Stieber: Die Scouts des Verbands sind häufig bei der Alemannia vor Ort, aber mein Problem ist, dass ausgerechnet meine Position am linken Flügel mit Eindhovens Star Balazs Dzsudzsak und Vladmir Koman von Sampdoria am besten besetzt ist. Dennoch hoffe ich, dass ich bald nominiert werde.

Alemannia Aachen im Steckbrief