Hansa funkt SOS

SID
Das Nordderby gegen den FC St. Pauli musste wegen Ausschreitungen unterbrochen werden
© Getty

Das brisante Nordderby zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli ist erneut von Ausschreitungen überschattet worden und musste sogar kurzzeitig unterbrochen werden. Hansa sieht sich der zunehmenden Gewaltproblematik nicht mehr gewachsen und fordert Unterstützung aus anderen gesellschaftlichen Bereichen.

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Von den hässlichen Szenen auf den Rängen gezeichnet wollte Pauli-Trainer Andre Schubert nur noch weg. "Ich bin einfach nur froh, dass wir alle heil vom Platz gekommen sind, und wir wollen so schnell wie möglich auch alle heil zu Hause ankommen", sagte Schubert nach dem 3:1 (1:0)-Sieg des FC St. Pauli im erneut von Ausschreitungen und einer Spielunterbrechung überschatteten Zweitliga-Nordderby bei Hansa Rostock.

Video: Rostocker Chaoten feuern gezielt Leuchtraketen in den Gästeblock

Während es vor dem Spiel noch relativ ruhig geblieben war, wüteten nach dem Abpfiff frustrierte Hansa-Anhänger auch außerhalb des Stadions. Ein Streifenwagen der Polizei sowie drei Shuttlebusse der Gästefans wurden mit Steinen beworfen. Insgesamt wurden zehn Personen verletzt, darunter acht Polizisten. Gegen 33 Randalierer wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Rostocker Polizei zog dennoch ein positives Fazit: "Dass es im gesamten Einsatzverlauf zu keinem direkten Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppierungen kam, ist das Ergebnis des massiven und konsequenten Polizeieinsatzes." Insgesamt hatten 2000 Beamten das Spiel abgesichert.

Verein braucht Hilfe

Gastgeber Hansa sieht sich der zunehmenden Gewaltproblematik nicht mehr gewachsen und fordert Unterstützung aus anderen gesellschaftlichen Bereichen. "Wir können uns keinen Vorwurf machen. Als Verein sind wir nicht in der Lage, noch mehr zu tun als im Vorfeld dieser Partie, um Gewalt zu verhindern", sagte Hansas Vorstandschef Bernd Hofmann: "Wir bitten die Verbände, die Politik und die Judikative, uns Vereine mit diesem gesamtgesellschaftlichen Problem nicht alleine zu lassen."

Das Hochsicherheitsspiel musste in der 41. Minute unterbrochen werden. Nach dem 1:0-Führungstreffer der Gäste durch Max Kruse (40.) hatten St.-Pauli-Anhänger Rauchbomben gezündet und Knallkörper abgeschossen, daraufhin feuerten Rostocker Chaoten gezielt Leuchtraketen in den Gästeblock. Um die Gemüter zu beruhigen, schickte Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) die Teams in die Kabine und pfiff die Partie erst nach einer knapp viertelstündigen Pause wieder an.

"Das hat der Schiri gut gemacht. Da konnten sich die Krawallmacher nochmal Gedanken machen - sofern sie dazu in der Lage sind", sagte St.-Pauli-Manager Helmut Schulte: "Wir wollen keinen Hass. Aber es gibt leider immer einige wenige, die aus so einer tollen Sache wie ein Fußballspiel eine Schlacht machen wollen."

Panne bei Einlasskontrolle

Die Spielunterbrechnung ist auch auf eine Panne bei der Einlasskontrolle zurückzuführen. Als die ersten Pauli-Fans das Stadion erreicht hatten, stürmten sie die Kontrollpunkte und überrannten die Ordner. Rund 100 Personen gelangten so unkontrolliert in den Gästeblock.

Hansa droht als Wiederholungstäter eine drakonische Strafe durch den DFB, sogar ein Geisterspiel ohne Zuschauer ist im Bereich des Möglichen.

Rostock war in dieser Saison bereits nach dem Spiel bei Eintracht Frankfurt für seine gewalttätigen Fans verurteilt worden. Hansa musste zwei Auswärtsspiele auf seine Anhänger verzichten und den betroffenen Vereinen Erzgebirge Aue und Fortuna Düsseldorf je 25.000 Euro Schadenersatz zahlen.

Der FC Hansa Rostock im Steckbrief

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