Tops
Top-Starts: Eintracht Braunschweig hat einen fehlerfreien Saisonstart hingelegt und führt nach vier Spieltagen und vier Siegen die Tabelle an. Mit nur einem Gegentor stellt Braunschweig darüber hinaus die beste Abwehr, lediglich Paderborn konnte Keeper Daniel Davari bislang überwinden.
In Schlagdistanz zu Braunschweig befinden sich derzeit Cottbus und der FSV Frankfurt (jeweils 10 Punkte). Die Frankfurter profitieren dabei auch dieses Jahr wieder von ihrer Heimstärke.
Seit dem 0:2 gegen Bochum am 17. Dezember 2011 ist Frankfurt zuhause ungeschlagen, auch dieses Jahr wurden bislang beide Heimspiele gewonnen. Kapitän Björn Schlicke tritt im "Kicker" trotzdem auf die Euphoriebremse: "Das ist eine schöne Momentaufnahme für uns. Aber wir wissen, dass es trotzdem gegen den Abstieg geht."
Auch Energie, in der Vorsaison nur knapp dem Abstieg entgangen, überrascht bislang. Kein Team hat mehr Tore als die Lausitzer erzielt (8), außerdem stimmt der Trend: Nach dem 2:2 in Ingolstadt zum Saisonauftakt gab es drei Siege ohne Gegentor: 3:0 gegen Aue, 2:0 gegen St. Pauli und 1:0 in Köln. Einziger Schönheitsfehler: Das 0:3-Pokalaus in Sandhausen in der ersten Runde.
Boubacar Sanogo: Maßgeblichen Anteil an dem Cottbuser Höhenflug in der Liga hat Boubacar Sanogo. Der Stürmer von der Elfenbeinküste stand nach seiner Zeit bei Werder Bremen, dem HSV und 1899 Hoffenheim bis März 2012 beim AS Saint-Etienne unter Vertrag, war zuletzt aber vereinslos.
Die Chance, die ihm Cottbus gegeben hat, um wieder auf sich aufmerksam zu machen, hat Sanogo bislang absolut genutzt: Vier Ligaspiele, vier Tore - im Schnitt ließ es der 29-Jährige alle 85 Minuten klingeln. Auch seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat sich Sanogo schon gesichert: Mit seinem Doppelpack beim Auftakt gegen Ingolstadt ist er erst der 28. Spieler, der bei seinem Zweitliga-Debüt mindestens zwei Treffer erzielte.
Die jungen Wilden: Auch hier ist einer in Cottbus zuhause: Marco Stiepermann. Der 21-Jährige war in der vergangenen Saison von Dortmund an Aachen ausgeliehen und wurde dieses Jahr für 200.000 Euro von Energie verpflichtet. Vier Spiele absolvierte Stiepermann in der Liga, legte dabei vier Tore auf und erzielte selbst noch einen Treffer. Der Anspruch von Trainer Rudi Bommer ist dabei klar: "Er ist jetzt 21, diese Saison muss der Knoten platzen."
Hendrick Zuck aus Kaiserslautern ist ein weiterer Kandidat. Der Saarländer erhielt im Juni einen Profivertrag bis 2014 und konnte bislang in vier Spielen (zwei Mal nach 80 bzw. 70 Minuten eingewechselt) einen Treffer und einen Assist verbuchen. Gleich beim 3:3 gegen Union Berlin zum Saisonauftakt begann Zuck in der Startelf, steuerte einen Treffer bei und wurde von Trainer Franco Foda als "positiver Lichtblick" gelobt.
Der vermeintlich auffälligste der jungen Wilden war gleich mal eine Spur zu auffällig - und ist gar nicht mehr in der Liga: Kevin Kampl erzielte in den ersten drei Spielen für Aufsteiger Aalen zwei Tore und steuerte zwei Assists bei, nur um dann überraschend zu Red Bull Salzburg zu wechseln. Nur wenige Monate spielte Kampl für die Ostalbstädter, durch den Wechsel soll er jetzt aber immerhin drei Millionen Euro in die VfR-Kasse gespült haben.
Der Vierte im Bunde ist Leon Goretzka. Mit gerade mal 17 Jahren ist er der Jüngste in dieser Liste. Ein Treffer gelang dem Bochumer bereits, direkt bei seiner Zweitliga-Premiere gegen Dresden. Goretzka wurde außerdem mit der Fritz-Walter-Medaille für den besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs ausgezeichnet.
Die No-Name-Aufsteiger: Chancenloser Aufsteiger? Direkter Wiederabstieg? Von wegen! Der VfR Aalen und der SV Sandhausen haben bisher gezeigt, dass sie alles andere als Punktelieferanten sind. Sandhausen liegt mit fünf Zählern bereits vier Punkte vor dem Relegationsplatz, Aalen hat sogar noch einen Punkt mehr auf dem Konto.
Bemerkenswert: Während Sandhausen vier seiner fünf Zähler zuhause eingefahren hat, verlor Aalen beide Heimspiele - gewann aber beide Auftritte in fremden Stadien. Beide haben außerdem mit einem 3:0-Erfolg über einen Liga-Konkurrenten die 2. Pokal-Runde erreicht: Aalen gegen Ingolstadt, Sandhausen gegen Cottbus.
Flops
MSV Duisburg: Die Zebras sind als einziges Team noch ohne einen einzigen Punkt und haben mit zwölf Gegentore bereits nach vier Spieltagen vier Gegentore mehr kassiert als die zweitschwächste Defensive (Dresden, Union Berlin). Im Pokal gab es ein müdes 1:0 beim Hallescher FC.
Nach nur drei Saisonspielen musste Trainer Oliver Reck schon gehen, nach Milan Sasic der zweite Coach, der innerhalb von zehn Monaten bei den Duisburgern scheiterte. Unter den Interimstrainern Ivica Grlic und Bernard Dietz lief es aber nicht wirklich besser - sechs Tage nach der Reck-Entlassung setzte es gegen 1860 München eine 0:3-Niederlage.
Nun darf sich Kosta Runjaic vom Drittligisten SV Darmstadt auf dem Trainerstuhl in Duisburg versuchen. MSV-Legende Dietz weiß, wo der Hund begraben liegt: "Die Spieler müssen eine Einheit bilden. Es ist auch wichtig, ins Training eine gewisse Lockerheit zu bekommen."
1. FC Köln: Mit fünf Gegentoren ist Köln zwar Durchschnitt - nur ein mageres erzieltes Törchen nach vier Spielen ist aber der schwächste Wert in der zweiten Liga. Seit 13 Ligaspielen ist der Absteiger saisonübergreifend ohne Sieg, lediglich ein Punkt sprang bisher in dieser Spielzeit heraus: Ein 1:1 zuhause gegen Aufsteiger Sandhausen.
Zu allem Überfluss entwickelt sich der Fall Kevin Pezzoni zunehmend zur Schlammschlacht. Der 23-Jährige, der vor seiner Haustür sowie im Internet attackiert worden war, hatte in der "Welt am Sonntag" seinen früheren Verein direkt angegriffen: "Man wollte mich loswerden. Ich wollte nie meinen Vertrag auflösen."
Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann sieht das ganz anders: "Es gab von Seiten der Vereinsführung keinerlei Überlegungen, sich von ihm zu trennen. Die von ihm erhobenen Vorwürfe sind substanzlos und unangebracht. Wenn es etwas zu klären gibt, machen das die Anwälte."
Pikant darüber hinaus: Pezzoni soll eine Verschwiegenheits-Klausel in seinem Auflösungsvertrag haben - gegen die er mit seinem Interview verstoßen hätte. Eine Klage von Seiten der Kölner könnte also folgen.
Bekannte Namen auf absteigendem Ast: Wenn ein Zweitligist einen Bundesliga-erprobten, erfahrenen Spieler verpflichtet, dann meist, um der Mannschaft Stabilität und Sicherheit zu geben. Einige dieser großen Namen finden sich aber derzeit auf der Bank eines Zweitligisten wieder.
Einer davon ist Florian Kringe. Der 30-Jährige, der sich immerhin Meister und Pokalsieger mit Dortmund nennen darf, wechselte im Sommer von der Borussia zum FC St. Pauli. Nach drei durchwachsenen Spielen hat Kringe, der seit September 2009 aufgrund von zwei Mittelfußbrüchen nur 25 Punktspiele bestritten hat, seinen Platz in der Stammelf vorerst verloren - und sah so den ersten Pauli-Saisonsieg von der Bank aus.
Ähnlich geht es Florian Fromlowitz. Der 26-Jährige ging von Hannover nach Duisburg und verlor dort nach einigen Patzern früh seinen Stammplatz. Also wechselte er im Sommer nach Dresden, doch auch dort muss er sich wieder hinter einem anderen Torhüter einreihen. "Natürlich bin ich hier hergekommen, um zu spielen. Aber der Trainer hat erst mal die Entscheidung für Benny Kirsten gefällt", beschreibt Fromlowitz zähneknirschend seine Lage.
Auch ohne Zweitliga-Einsatz in dieser Saison ist Felix Bastians, der im Winter zur Hertha nach Berlin gewechselt war. Dabei musste der Linksverteidiger sogar noch auf Geld verzichten, um auch nach dem Abstieg bei der Hertha zu bleiben, und verzichtete nach eigener Aussage auf "eine sehr reizvolle" Anfrage aus der Bundesliga.
Union Berlin: Wie auch die Kölner hat Union Berlin nur einen Punkt aus den ersten vier Spielen mitgenommen, lediglich die mehr erzielten Tore (4) lassen Union in der Tabelle vor dem FC stehen. Es ist gleichzeitig der schlechteste Zweitliga-Start für die Eisernen seit sechs Jahren.
Dabei sollte dieses Jahr der nächste Schritt gemacht werden: Nach Platz sieben in der Vorsaison wurde Rang fünf ins Visier genommen. "Im Moment scheinen wir sehr weit davon entfernt zu sein. Nun haben wir einige Wochen vor der Brust, nach denen wir vielleicht das Ziel korrigieren müssen, wenn wir gar nicht da unten wegkommen", relativiert Trainer Uwe Neuhaus bereits die gesteckten Ziele.
Die 2. Liga im Überblick