Die sechs rüstigen Rentner am Geißbockheim staunen nicht schlecht. Sie hatten sich mit ihrem Angeltisch hinter den Trainingsplatz des 1. FC Köln zurückgezogen, um Skat zu klopfen, als plötzlich Peter Stöger und Jörg Schmadtke den Kopf über die Bande strecken.
"Hättest du mal dein Ass geopfert", meint Sportdirektor Schmadtke. Und Trainer Stöger nickt zustimmend.
Es ist eine Szene, die viel sagt über die beiden Macher des Fußball-Zweitligisten. Als kongeniales Duo an der Spitze haben sie ohne große Show, aber doch volksnah den zuletzt so chaotischen Traditionsverein endlich zur Ruhe kommen lassen.
Schmadtke, der Düsseldorfer
Mit Erfolg: Mit einem Sieg am Montag gegen den VfL Bochum kann der erste Bundesliga-Meister schon am viertletzten Spieltag auch die letzten rechnerischen Zweifel am Aufstieg beseitigen.
Dass sich der - für Kölner allerdings in der falschen Metropole (Düsseldorf) geborene - Rheinländer Schmadtke und der Wiener Stöger so gut verstehen, ist ein Glück für den Verein. Denn sie haben sich zwar gefunden, aber nicht gesucht.
Als der Sportdirektor Ende Juni 2013 verpflichtet wurde, war der Trainer schon da. "Mit der Personalie Peter Stöger habe ich nichts zu tun", stellt Schmadtke klar: "Aber ich bin sehr froh, dass diese Entscheidung so gefallen ist."
Stöger, der Ausgestoßene
Wie gut sich die beiden verstehen, ist im rund einstündigen Doppel-Interview mit dem "SID" jederzeit zu spüren. Sie sind inhaltlich immer einer Meinung, foppen sich aber gerne. "Ich bin Wiener", sagt Stöger. "Ist ja nix Schlimmes", entgegnet Schmadtke. "In Österreich schon", meint Stöger.
Und beide lachen. So auch als Schmadtke über Stögers österreichische Fachbegriffe wie "Out-Einwurf" schmunzelt und verrät: "Wir haben in der Kabine einen großen Zettel hängen mit allen Übersetzungen."
Die beiden haben auch durchaus einiges gemein. Beide sind akribische, eher stoische Arbeiter, über jeden Verdacht der Hektik erhaben, aber doch mit einem trockenen Humor ausgestattet. "Es hat vom ersten Tag an extrem gut funktioniert", betont Schmadtke: "Und das ist bis heute so geblieben."
Erfolg ohne Herzlichkeit
Dass man auch mit weniger Herzlichkeit sportliche Erfolge feiern kann, weiß der 50-Jährige aus seiner Zeit bei Hannover 96 (2009 bis 2013). Dort waren Schmadtke und Trainer Mirko Slomka alles andere als befreundet - und führten die 96er dennoch zweimal in Folge in den Europacup.
"In der Rückbetrachtung haben Mirko Slomka und ich dreieinhalb Jahre extrem professionell gearbeitet, denn die Ergebnisse waren gut", erklärt Schmadtke: "Aber natürlich will ich nicht verhehlen, dass es im Moment angenehmer ist. Weil wir uns auf der zwischenmenschlichen Ebene deutlich besser verstehen."
"Peter ist ein Feierbiest"
Am Montag werden sie wohl ihren ersten gemeinsamen Erfolg feiern dürfen. Wer das größere Feierbiest ist? "Mit Sicherheit Peter", sagt Schmadtke: "Er wirkt sehr ruhig, aber wie das eben so ist mit den stillen Wassern: Es bricht so manchmal aus ihm heraus." So am 11.11. oder am Rosenmontag, als Stöger sich in den Kölner Karneval stürzte.
"Aber karnevalsmäßig ist auch Herr Schmadtke sehr gut unterwegs", fügt der Trainer schmunzelnd an. Sie sind sich eben doch ziemlich ähnlich, die beiden Macher des neuen, soliden 1. FC Köln.
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