Es war nochmal Zittern angesagt bei den Geißbock-Anhängern. Bochum ging verdient durch Danny Latza kurz vor der Pause in Führung und drohte, die geplante Aufstiegs-Party platzen zu lassen. Doch einmal mehr waren die FC-Fans, die mit einem Schnitt von 46.000 auch in der Bundesliga zu oberen Zehn gehören würden, zur Stelle und peitschten das Team vor allem nach der Pause unermüdlich nach vorne.
"Zwei Jahre haben wir Höhen und Tiefen erleben müssen, aber mit dieser Unterstützung mussten wir es einfach schaffen", erklärte Abwehrchef Dominic Maroh. Gleichzeitig hatte er aber im Moment des Erfolgs eine indirekte Warnung parat: "Wenn man gut arbeitet, kann man in den nächsten Jahren in der ersten Liga bleiben."
Aufstieg mit neuer Garde
Keine Frage: Köln ist ein verdienter Aufsteiger. Der FC stellt mit Abstand die beste Defensive der Liga, kassierte die wenigsten Niederlagen und bewies gegen Bochum, dass er auch Rückschläge verarbeiten kann. Die Kölner kamen offensiv aus der Pause und der eingewechselte Marcel Risse glich fünf Minuten nach Wiederanpfiff aus. "Ich habe auch nach dem Rückstand jede Sekunde geglaubt, dass wir es heute schaffen", strahlte Torhüter Timo Horn.
Risse und Horn stehen stellvertretend für die neue, junge Kölner Mannschaft mit Spielern, die einen Bezug zur Stadt haben - beide wurden in Köln geboren. Als dann der ebenfalls aus Köln stammende Patrick Helmes nach Foul von Jonas Acquistapace, der dafür vom Platz flog, einen Strafstoß im Nachschuss verwandelte, brachen alle Dämme. "Der FC gehört nach ganz oben. Ab Sommer geht es endlich wieder auf die richtige Fußballbühne", freute sich Helmes.
VfL-Coach Peter Neururer dagegen witterte Verschwörungen: "Es erscheint mir, dass bei dem ein oder anderen heute, und der war nicht auf Seiten des VfL Bochum, es nur um die Meisterschaft des 1. FC Köln ging, und nicht darum, dass der VfL Bochum hier auf unglaubliche Art und Weise versucht hat, hier frühzeitig den Klassenerhalt klar zu machen. Es war eine Sauerei, was hier teilweise abgelaufen ist."
Spinner: "Jetzt können wir in Ruhe planen"
Anthony Ujah beseitigte neun Minuten vor Schluss nach tollem Pass von Risse letzte Zweifel und ebnete so den Weg für die komplette Ekstase - das Spielfeld war wenige Minuten nach dem Abpfiff mit Fans überflutet. Präsident Werner Spinner erhielt vor laufender Kamera eine satte Bierdusche, behielt aber dennoch klaren Kopf: "Jetzt können wir in Ruhe für die erste Liga planen."
Etwas in Ruhe zu planen war im vergangenen Jahrzehnt nicht gerade die Stärke der Kölner, die oft durch chaotische Zustände in der Klubführung negativ auffielen. Allerdings steht Spinners Aussage stellvertretend für den neuen Trend bei den Geißböcken, dank dem die Fans auf ein Ende der Fahrstuhlfahrt zwischen erster und zweiter Liga hoffen dürfen.
Die wichtigen Positionen in der Vereinsführung wurden in den letzten beiden Jahren neu besetzt, neben dem Präsidium liefern auch die Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle sowie Trainer Peter Stöger gute Arbeit ab. So vermittelt Köln den Eindruck, dass das Wohl des Vereins endlich über allen Egos steht.
Stöger: "Nicht ganz chancenlos"
Und doch muss sich der FC weiter entwickeln. "Ganz chancenlos werden wir nicht sein, aber wir werden noch an der ein oder andren Schraube drehen müssen", kündigte Stöger im Interview an und Schmadtke fügte hinzu: "Natürlich werden wir punktuell versuchen, eine qualitative Verbesserung hinzubekommen."
Nach wie vor hat Köln Verbindlichkeiten im zweistelligen Millionenbereich. Teure Transfer sind also nicht drin, von Stöger aber auch überhaupt nicht beabsichtigt: "Wir werden sicher nicht zwölf Neue holen, die für etwas belohnt werden, woran sie keinen Anteil haben."
Alles beim FC ist auf Stabilität und langfristiges Denken ausgerichtet. Wenn das gelingt, müssen die Kölner Fans in den kommenden Jahren dann auch weniger zittern als für 50 Minuten am Montagabend.
Der 1. FC Köln im Überblick