Das Stadion in Schwarz gehüllt, dazu Spruchbänder und das Schweigen der Fans: Mit einer in ihrem Umfang bislang einmaligen Aktion wollen die Anhänger von Union Berlin erneut gegen das "Kunstprodukt" RB Leipzig protestieren. Während des Heimspiels am Sonntag ist laut "Bild"-Zeitung und "B.Z." mal wieder ein Aufstand geplant, die sportliche Krise der Eisernen tritt dabei völlig in den Hintergrund.
20.000 Einweg-Regenjacken sollen demnach von den Zuschauern dazu benutzt werden, um das ausverkaufte Stadion An der Alten Försterei komplett in Schwarz zu tauchen. Außerdem sollen für die "Anti-RB-Aktion" im Rahmen des ersten Aufeinandertreffens der beiden Klubs auch eindeutige Spruchbänder vorbereitet werden.
Zusätzlich sollen die Union-Fans die ersten zehn Spielminuten schweigen, ehe sie mit den Fangesängen beginnen. Das alles nur, um gegen den von einem österreichischen Getränkehersteller finanzierten Klub aufmerksam zu machen. Angeblich würde er die Fankultur zerstören.
"Nein zu RedBull!"
Wirklich neu ist das alles nicht. Erst Anfang August hatten sich mehrere Fanklubs mit der bundesweiten Kampagne "Nein zu RedBull!" verbündet und machen seitdem kräftig Stimmung gegen den Zweitliga-Aufsteiger mit den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.
Bei den Leipzigern, die als Tabellenzweiter mit elf Punkten aus fünf Spielen glänzend in die Saison gestartet sind, löst die Welle der Antipathie lediglich Schulterzucken aus. "Das muss man nicht verstehen", hatte Sportdirektor Ralf Rangnick unlängst gesagt.
Doch gerade bei den Berlinern, die sich selbst gerne als Kult-Klub mit einer Unmenge an Tradition darstellen, ist der Widerstand gegen den vermeintlichen "Retortenverein" groß. Als die Köpenicker 2011 um Aktionäre für den Stadionkauf warben, gab es ein Werbeplakat mit einer zerquetschten Red-Bull-Dose und dem Spruch: "Wir verkaufen unsere Seele, aber nicht an jeden."
Testspiel abgesagt
Auch ein geplantes Testspiel gegen RB wurde vor drei Jahren unter anderem auf Druck der Fans abgesagt. "Nicht alles, was aus sportlicher Sicht sinnvoll erscheint, passt zu Union", sagte Präsident Dirk Zingler damals und bezog recht eindeutig Stellung. Zuletzt hatte es in München vor dem Auswärtsspiel bei 1860 auch einen Protestmarsch unter dem Motto "Alle gegen Kommerz!" gegeben, andere Fanklubs boykottieren die Auswärtsspiele in Leipzig.
"Wir konzentrieren uns auf das Sportliche", sagte RB-Trainer Alexander Zorniger. Die Spieler der Leipziger, die mehr als 1700 Fans mit in die Hauptstadt bringen, registrieren den Hass der Gegner allerdings durchaus. "Man bekommt das schon mit. Über die Medien oder auch bei Auswärts- und Heimspielen, wenn die Fans Banner hochhalten", sagte U19-Europameister Joshua Kimmich dem SID: "Viele Fans wollen uns boykottieren, aber sie schaden damit ja ihrem eigenen Verein."
Auch für die Ultras von Union scheint es angesichts des Feindbildes RB aktuell kaum eine Rolle zu spielen, dass sich ihr Verein mitten im Abstiegskampf befindet. Das Team um den neuen Trainer Norbert Düwel liegt mit mageren drei Punkten aus fünf Spielen auf dem vorletzten Platz. Bei einer weiteren Niederlage dürfte es richtig ungemütlich werden - und der eigenen Mannschaft hilft die medienwirksame Protestaktion sicher kein bisschen.
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