Jagdszenen auf den Tribünen, Drohungen gegen den Gäste-Tross, fassungslose Polizisten und schockierte Trainer: Die schweren Krawalle rund um das Südwestderby in der 2. Liga am Samstag zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC (2:0) haben die Frage nach der Sicherheit im Fußball neu aufgeworfen. Die verheerende Bilanz der Einsatzleitung bringt auch das Thema Kosten für Polizeieinsätze zurück auf die Tagesordnung.
"Die Polizei ist fassungslos über die Gewaltbereitschaft beider Fanlager", sagte Einsatzleiter Franz-Josef Brandt. Insgesamt 18 Verletzte, drei Festnahmen, gezündete Pyrotechnik, massiven Attacken auf die Sicherheitskräfte und Sachschäden listet der Polizeibericht auf.
Die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Westpfalz, der Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei hatten laut des Berichts "alle Hände voll zu tun und mussten immer wieder Auseinandersetzungen mit starkem Personalaufwand unterbinden".
Schlägereien nach Abpfiff
Polizeidirektor Brandt kündigte an, dass "alles unternehmen werden" soll, "um die Randalierer zu überführen". Dazu steht den Ermittlern nach Angaben Brandts umfangreiches Bildmaterial zu Verfügung.
Bereits vor dem Anpfiff hatten sechs Polizisten bei der Verhinderung von Auseinandersetzungen durch Böller und Pyrotechnik, die vor allem von FCK-Anhänger eingesetzt wurden, Knalltraumen oder leichte Verletzungen erlitten. Nach Spielschluss trugen bei Schlägereien zwischen zum Teil vermummten KSC-Randalieren und FCK-Rowdys jeweils sechs Ordner und Hooligans Verletzungen davon.
Beim Abmarsch zum Bahnhof griffen KSC-Anhänger die Polizei an, die drei Schläger aus Reihen der Badener Krawallmacher festnahm. FCK-Hooligans bewarfen am Bahnhof die Polizei mit Flaschen und beschädigten dabei mehrere Einsatzfahrzeuge.
KSC Trainier zeigt sich "schockiert"
KSC-Trainer Marcus Kauczinski zeigte sich nach dem Abpfiff "schockiert" über die Vorfälle. FCK-Coach Kosta Runjaic gab zu Protokoll, dass so etwas "in einem Stadion nicht passieren darf". Die Freude über den wichtigen Schritt zurück in Richtung Bundesliga war bei Runjaic dahin.
In einer Stellungnahme erklärten die Lauterer, dass sie die Krawalle "aufs Schärfste" verurteilen. Der Klub wolle "in enger Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen die Vorfälle intensiv aufarbeiten".
Dazu gehört auch das, was am Vorabend der Partie zwischen den erbitterten Rivalen vor 39.079 Zuschauern auf dem Betzenberg passiert ist. Karlsruher Delegationsmitglieder um Sportchef Jens Todt und Mannschaftsarzt Marcus Schweizer wurden auf dem Gelände des Teamhotels in der Innenstadt von etwa 20 FCK-Ultras bedroht.
"Habe ich noch nie erlebt"
"Ich bin jetzt 15 Jahre dabei, aber etwas in dieser Form habe ich noch nie erlebt", sagte Schweizer der Rheinpfalz. Um die Lage zu deeskalieren, hatten sich die Karlsruher vom Außenbereich des Hotels ins Innere zurückgezogen.
Vorfälle wie in der Pfalz oder zuletzt beim Erstliga-Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach führen Pilotprojekte wie in NRW mit weniger Einsatzkräften ad absurdum. Zudem sind sie Wasser auf die Mühlen derjenigen, die von den Klubs eine Beteiligung an den Kosten von Polizeieinsätzen fordern. So dürfte sich der Bremer Senat in seiner Haltung bestätigt fühlen.
Die Statistik zum Spiel Kaiserslautern - KSC