Am 15. April 2012 gelingt Joel Pohjanpalo Historisches. Gegen den IFK Mariehamn erzielt der damals 17-Jährige für seinen Klub HJK Helsinki in gerade einmal 2 Minuten und 42 Sekunden einen Hattrick.
Beim ersten Treffer stielt er sich im Rücken seines Verteidigers, der den Ball völlig unterschätzt, weg und drückt den Ball nach einer Flanke mit dem Kopf ins Tor. Wenig später folgt ein satter Linksschuss aus der Drehung und zum Abschluss vollendet er nach einem kleinen Sololauf mit rechts. Der schnellste Hattrick in Finnlands Liga Nummer 1.
Noch heute spricht er von seinem "geilsten Erlebnis" als Fußballer. Und auf die Frage nach dem besten Erlebnis bei der Fortuna kommt prompt die Antwort: "Mein erstes Tor gegen Heidenheim." Man merkt schnell: Joel Pohjanpalo ist Vollblutstürmer.
Ausrufezeichen in der Kakonnen
Bei HJK Helsinki durchläuft Pohjanpalo zunächst alle Jugendmannschaften, bis er in der Saison 2011 zum Klubi-04 in die dritte finnische Liga (Kakkonen) wechselt, dort in 26 Spielen 33 Tore erzielt, und damit maßgeblichen Anteil an der Meisterschaft hat. Die Mannschaft scheitert zwar in der Relegation um den Aufstieg, doch es ist das erste Ausrufezeichen in Joels Karriere auf Landesebene.
Noch 2011 kehrt er zurück zu seinem Jugendverein HJK und gibt dort am 26. Oktober sein Debüt in der ersten finnischen Liga. Zum Saisonauftakt 2012 (Die Spielzeit in Finnland beginnt im April/Mai und endet im Oktober) gelingt ihm dann der Rekord-Hattrick, während der Saison noch acht weitere Treffer für die HJK. Helsinki wird Meister. 2013 absolviert der 1,82 m-Mann noch 21 Partien für den finnischen Klub.
Im September wird Joel Pohjanpalo dann von Bayer Leverkusen, auf Anraten von Sami Hyypiä, dem damaligen Trainer der Werkself, mit einer Vertragsoption ab Juli 2014, verpflichtet und sofort zum VfR Aalen ausgeliehen. Pohjanpalo erklärt wieso er sich damals für Deutschland entschieden hat: "Ich mag es, dass alles hier so gut organisiert ist. Der Fußball wird wirklich schnell gespielt. Außerdem sind da die besten Fans der Welt."
Holpriger Start in Deutschland
Der Start in der neuen Heimat verläuft allerdings alles andere als rund. Der Finne ist zunächst verletzt und kann erst gegen Ende der Saison 2013/2014 mit der Mannschaft trainieren.
Doch er kämpft sich ins Team und erzielt für die Schwaben in 22 Spielen fünf Tore. Mit drei Toren in den letzten beiden Spielen deutet er nochmal ein Potenzial an und Leverkusen zieht die Kaufoption, leiht den 20-jährigen aber nochmals für zwei Jahre aus. Dieses Mal geht's für den Finnen nach Düsseldorf.
Fortuna-Manager Helmut Schulte erklärt das Leihgeschäft mit Bayer: "Joel ist ein sehr talentierter Spieler, dem wir zutrauen, dass er uns sehr viel Spaß bereitet. Wir sind davon überzeugt, dass er bei uns den nächsten Schritt in seiner Entwicklung nimmt. Daher ist ein zweijähriges Ausleihgeschäft für alle Seiten sehr sinnvoll."
Das Ziel ist der Aufstieg
Der 1,82m große Angreifer hat klare Ziele - für die Fortuna und sich selbst: "Ich erwarte, dass wir in diesem Jahr in die erste Bundesliga aufsteigen werden und persönlich will ich mich als Spieler weiterentwickeln."
Zuletzt geriet der F95-Motor durch zwei Unentschieden ins stocken, allerdings gegen die starken Teams aus Ingolstadt und Kaiserslautern. Mit Platz zwei in der Liga steht man sehr gut da.
Der Finne selbst kommt dabei meist von der Bank. Vier Startelf-Einsätze stehen fünf Einwechslungen gegenüber. Trainer Oliver Reck vertraut derzeit dem Angriffs-Duo Charlie Banshop und Erwin Hofer. Die Frage ist aber: Wie lange noch?
Letzter überzeugt zwar durch Einsatz, Defensivarbeit und Laufbereitschaft, konnte aber seit dem 5.Spieltag keinen Treffer mehr verbuchen. Ganz anders als Joel Pohjanpalo. Der Beginn der Saison verlief noch etwas schleppend, doch mit seinem ersten Tor gegen Heidenheim kam der Durchbruch.
Neun Spiele, sieben Tore - Spitzname "Torjanpalo"
In einem Interview mit der "Westdeutschen Zeitung" gesteht Pohjanpalo zwar: "Man kann nicht in jedem Spiel treffen." Allerdings erscheint diese Aussage nicht auf ihn zu zutreffen, trifft er derzeit am laufenden Band und mit einer überzeugenden Quote. Alle 62 Minuten erzielt der Knipser ein Tor.
Der 20-Jährige hat schon sieben Buden bei 16 Torschüssen in neun Spielen gemacht und liegt damit in der Torjägerliste gemeinsam mit Darmstadts Dominik Stroh-Engel auf Platz drei. Gegen die Darmstädter selbst erzielte er sogar einen Dreierpack. Nur Rubin Okotie von 1860 und Simon Terrode von Bochum haben mehr Tore erzielt, dabei aber deutlich mehr Spiele absolviert bzw. mehr Einsatzminuten auf dem Konto. Wann also lässt Reck Pohjanpalo von der Leine?
Der Angreifer erzielt seine Tore auf vielfältige Art und Weise. Egal ob mit links, rechts oder dem Kopf. Der Strafraumstürmer ist vielseitig begabt. Pohjanpalo kann sich derzeit noch mit der Rolle von der Bank anfreunden. Nach seinem Tor im Spiel gegen den Ex-Verein aus Aalen gab er sich trocken: "Zur Not treffe ich halt als Joker!" In den Medien rund um Düsseldorf setzt sich langsam der Spitzname "Torjanpalo" durch.
Zurück zu Leverkusen
Nicht nur in der zweithöchsten deutschen Spielklasse sorgt das finnische Talent für Aufsehen. Auch in seinem Heimatland gilt Joel Pohjanpalo nicht zuletzt durch die jüngsten Leistungsexplosionen als großer Hoffnungsträger.
Am 5. März 2014 erzielte er in einem Testspiel gegen Ungarn sein erstes Länderspieltor. Der Fokus des 20-Jährigen liegt neben der Nationalmannschaft, aber derzeit auf der Fortuna und später wahrscheinlich in Leverkusen.
Das Jungtalent plant nach Ablauf der Leihfrist eine Rückkehr nach Leverkusen, wo der Jungstar eine Vertrag bis 2018 besitzt: "Ich habe einen Vertrag in Leverkusen, den ich gerne erfüllen will. Fortuna ist eine Top-Herausforderung, ich kann mich hier präsentieren und will der Mannschaft auf dem Rückweg in die Bundesliga helfen. Dabei will ich mich weiterentwickeln und für Bayer qualifizieren. Ich mag Leverkusen, deswegen hab' ich dort ja auch einen Vertrag."
Die zehn Tore des Mikael Forssell
Bis dahin fließt allerdings noch jede Menge Wasser den Rhein hinunter. Joel Pohjanpalo muss seine Leistungen dauerhaft bestätigen und sich langfristig in Düsseldorf durchsetzen.
Fußballer aus Finnland taten sich in Deutschland bisher immer recht schwer. Mikael Forssell erzielte immerhin einmal in einem 23:0-Testspiel-Sieg gegen Kreisligist Boffzen für Hannover 96 zehn Tore, darunter zwei Hattricks. Pohjanpalo gelang ein Dreirpack bereits in einem Pflichtspiel. Auch der Ausflug des finnischen Volkshelden Jari Litmanen zu Hansa Rostock war nicht zwingend von Erfolg gekrönt.
Der Vergleich von Karrieren aufgrund eines Hattricks aus der ersten finnischen Liga und einem Testspiel-Erfolg gegen einen Kreisligisten ist sicherlich etwas weit hergeholt. Dennoch, der Hattrick-Rekord aus der Veikkausliiga ist schön und gut, soll aber sicherlich nicht das einzige Karriere-Highlight des Blondschopfs bleiben.
Joel Pokjanpalo im Steckbrief