"Fünf Tage Party"

SID
In Darmstadt gab es nach dem Aufstieg kein Halten mehr
© getty

Die Lilien-Fans feierten enthusiastisch die Bundesliga-Rückkehr von Darmstadt 98. Als siebter Klub schafften die Hessen den Durchmarsch von Liga 3 über Liga 2 ins Oberhaus.

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Mit ganz kleinen Augen und ohne Stimme stiegen die Darmstädter Aufstiegshelden am Montag in den Partyflieger nach Mallorca. Nach der sensationellen Saison, die mit dem Durchmarsch in die Fußball-Bundesliga endete, waren die knapp zwei Stunden in der Luft für die freudetrunkenen Profis so ziemlich die einzige Erholungspause. Erst die durchzechte Nacht im Ratskeller, dann Autokorso, Festakt im Rathaus und die nächste Sause mit den Fans - bei Darmstadt 98 und in der ganzen Stadt herrschte Ausnahmezustand.

"Deutscher Meister wird nur der SVD", grölte Klub-Präsident Rüdiger Fritsch in Richtung der Tausenden Lilien-Fans auf dem Karolinenplatz, wo die große Aufstiegsparty stattfand. Die Spieler tanzten in ihren blauen "Uffsteiger"-Shirts und "sangen" zurück: "Und schon wieder aufgestiegen SVD!"

Die längste Nacht des Jahres

Fritsch' natürlich nicht ganz ernst gemeinte, sehr zurückhaltende Ankündigung ("Irgendwo wird es noch Pommes, Currywurst und ein alkoholfreies Bier geben") war da längst hinfällig geworden. In der Sekunde des Abpfiffs am Sonntag hatten die Fans den Rasen gestürmt, Marco Sailer - auf dem Dach des Kabinengangs stehend - verpasste seinen Mitspielern mit einem riesigen Weizenglas die erste von vielen, vielen Bierduschen. In der Kabine wurde endgültig die längste Nacht des Jahres eingeläutet.

"Jetzt machen wir fünf Tage Party, heute wird Darmstadt abgerissen", sagte Hanno Behrens: "Niemand hat an uns geglaubt und jetzt sind wir direkt wieder aufgestiegen. Mehr geht einfach nicht." Ganz "nüchtern betrachtet", ergänzte Kapitän Aytac Sulu: "Haben wir es auch verdient." Tobias Kempe hatte die Sensation mit seinem goldenen Tor perfekt gemacht. "Endlich triffste auch ma' per Freistoß", bekam der 25-Jährige im Kabinengang von seinen Mitspielern zu hören - kurz vor der nächsten Bierdusche.

Mit unbändigem Einsatz und starkem Tempofußball hatte sich das Team von Erfolgstrainer Dirk Schuster das dritte Wunder innerhalb von zwei Jahren redlich verdient. "Die Mannschaft war immer im roten Bereich, immer am Limit", sagte der Coach: "Die Mannschaft hat allen Grund dazu, diese Leistungen gebührend zu feiern. Das ist einfach nur ein richtig geiles Gefühl."

Märchen, Wunder, was auch immer

In der Saison 2012/13 waren die Lilien sportlich abgestiegen und nur wegen des Lizenzentzugs der Offenbacher Kickers in der 3. Liga geblieben. In der vergangenen Saison entzauberten sie in der Relegation dann überraschend den damaligen Zweitligisten Bielefeld - nach einem 1:3 im Hinspiel. "Dass es so eine Erfolgsgeschichte, oder Märchen, oder Wunder - oder was auch immer - wird, konnte keiner absehen", sagte Fritsch.

In der Sommerpause wartet auf den Klub aber ein Kraftakt. So legendär und stimmungsvoll das Stadion am Böllenfalltor auch sein mag, es ist vollkommen veraltet und braucht für Erstliga-Spiele dringend eine Generalüberholung.

"Wir hatte im DFB-Pokal auch schon Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 zu Gast, das war schon Bundesliga-Atmosphäre", sagte Fritsch: "Da hat sich auch keiner verletzt oder ist in der Kabine krank geworden. Um das Thema an den Bayern abzuarbeiten: Wenn der Pep kommt, werden wir noch einmal durchwischen."

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