SPOX: Herr Trinks, Ihr Coach Stefan Ruthenbeck bemängelte zuletzt, dass es für die SpVgg Greuther Fürth schwer wäre, in dieser "Scheißliga" erfolgreich zu sein. Wie sehen Sie das?
Florian Trinks: Ich finde die 2. Liga durchaus interessant und spannend, alleine weil sie so ausgeglichen ist. Allerdings sehe ich jetzt nicht, dass wir mit der SpVgg Greuther Fürth nicht erfolgreich sein können. Wir haben schon bewiesen, dass wir mit unserer Art Fußball zu spielen, Punkte holen können. Aber uns fehlt eben noch die Konstanz, die in der 2. Liga entscheidend ist. Nicht umsonst ist mit dem SV Darmstadt 98 ein Team im letzten Jahr aufgestiegen, das nicht unbedingt den schönsten Fußball gespielt hat, sondern konstant gepunktet hat.
SPOX: Würden Sie sagen, dass sich das Team nach neun Spielen an den neuen Trainer und seine Vorstellung von Fußball gewöhnt hat?
Trinks: Wenn man einen neuen Weg mit einem Trainer einschlägt, ist die Entwicklung der Mannschaft nie wirklich abgeschlossen. Man versucht sich als Mannschaft immer weiter zu entwickeln. Unser Ziel muss es einfach sein, kontinuierlich Punkte zu holen und nicht einem überragenden Spiel drei schwache Partien folgen zu lassen.
SPOX: Ruthenbeck war in Aalen für seine emotionale Art bekannt und gilt als besonderer Coach mit einem interessanten Werdegang. Was zeichnet ihn aus?
Trinks: Er macht sich viele Gedanken über den kommenden Gegner, bereitet uns in der Woche perfekt auf die anstehenden Aufgaben vor. Seine emotionale Art kann ich absolut bestätigen, wobei er an der Seitenlinie nicht ganz so laut ist wie vorher zum Beispiel Mike Büskens. (lacht)
SPOX: Sie hatten durchaus schon interessante Trainer-Typen in Ihrer Laufbahn. In Bremen arbeiteten Sie mit Thomas Schaaf zusammen und galten Sie früh als großes Talent, haben dort den Durchbruch aber nicht geschafft. Was lief damals verkehrt?
Trinks: Zunächst einmal muss man festhalten, dass ich mich damals entschied, einen neuen Weg einzuschlagen. Ich war mir nicht sicher, ob ich dauerhaft bei Werder im Profiteam zum Einsatz kommen würde. Ich pendelte bei Werder zwischen der 1. und der 2. Mannschaft.
SPOX: Woran lag es, dass Sie sich nicht dauerhaft etablieren konnten?
Trinks: Ich hätte vielleicht ein paar mehr Tore schießen müssen oder die eine oder andere Vorlage mehr geben müssen, ganz einfach. Das ist mir inzwischen auch bewusst. Es ist aber schwer, wenn man in ganz jungen Jahren so früh hochkommt, das alles im Kopf richtig zu verarbeiten. Ich habe in der einen oder anderen Situation falsch reagiert und die handelnden Personen spüren lassen, dass ich mit deren Entscheidung unzufrieden war. Damit habe ich mir natürlich viel kaputt gemacht.
SPOX: Waren Sie mit der Entscheidung der Trainer nicht einverstanden oder war es mehr der Ärger über die eigens gezeigte Leistung?
Trinks: Als junger Spieler ist man einfach zu ungeduldig. Ich hatte die ersten Bundesligaspiele absolviert und wollte dann den dritten vor dem zweiten Schritt machen - das funktioniert so aber nicht. Thomas Schaaf hat mich auch mal in die 2. Mannschaft geschickt, damit ich dort Spielpraxis sammele. Das habe ich nicht verstanden und habe es nach außen offen gezeigt. Jetzt sehe ich das natürlich anders und weiß, dass mein Verhalten damals schwachsinnig war. Ich kann mir vorstellen, dass es damals nicht gerade einfach war, mit mir zu arbeiten, wenn ich nicht jede Entscheidung, die der Trainer gefällt hatte, akzeptieren konnte. Aber hinterher ist man immer schlauer. (lacht)
SPOX: Sie sagten einmal, dass Sie früher wesentlich impulsiver waren und das Leben so viel schöner sei, wenn es nicht ausschließlich aus Fußball bestehe. Kann man sagen, dass Sie inzwischen erwachsen geworden sind?
Trinks: Ich hoffe doch! (lacht) Natürlich habe ich mich entwickelt. Wenn ich jetzt schlecht trainiere oder wir verlieren, dann lasse ich das meine Mitmenschen nicht mehr so sehr spüren. Mittlerweile habe ich auch gelernt, dass es noch ein Leben außerhalb des Fußballs gibt und dass es auch nichts bringt, sich den ganzen Tag damit zu beschäftigen - im Gegenteil, so etwas hemmt einen mehr. Der Fußball ist zwar immer noch mein Lebensmittelpunkt, aber er ist nicht mehr alles im Leben. Ich habe gelernt, dass man nach einer schlechten Einheit am Morgen trotzdem noch einen schönen Nachmittag haben kann. Das war ein wichtiger Schritt für mich. Im Fußball läuft nicht immer alles so, wie man sich das vorstellt. Wie im echten Leben eben auch.
SPOX: Haben Sie sich früher selbst zu viel Druck gemacht?
Trinks: Das kann schon gut sein. Ich bin ein Mensch, der von Natur aus selbstkritisch ist. Das ist zwar noch nicht ganz abgelegt, aber schon viel besser geworden als früher. Ein Stück weit wird man immer der sein, der man ist. Manche Charakterzüge kann man eben nicht ändern. Ich arbeite weiter an mir, aber so ganz werde ich das nicht wegkriegen. (lacht)
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