Stefan Effenberg war ein großer Spieler. Mit dem FC Bayern feierte er etliche Meisterschaften und gewann die Champions League, für Gladbach stemmte er vor mehr als 20 Jahren den letzten Pokal in die Luft. Effenberg war einer dieser "Typen", die noch heute oft thematisiert und vermisst werden. Gleichzeitig hängt ihm nach, aufgrund seiner unbequemen Art nie das Maximum erreicht zu haben, gemessen an seinem Talent und seinen Fähigkeiten.
Effenberg polarisierte. Während und nach seiner Karriere, als er wöchentlich im Boulevard von sich reden machte. Angefangen beim Verdacht der gefährlichen Körperverletzung, über das Heiraten der Frau eines ehemaligen Mitspielers, bis hin zu Beamtenbeleidigungen und seinen haltlosen wie unüberlegten Aussagen gegenüber Arbeitslosen, Effenberg war immer Thema.
Schon in Gladbach gescheitert
Seit einigen Jahren versucht Effenberg, diesem Image zu entfliehen und wieder Fuß im Sport zu fassen. Schon sein erster Vorstoß, die Initiative Borussia, als er sich als Galionsfigur vor den Karren eines geplanten Putschversuches bei Borussia Mönchengladbach spannen ließ, scheiterte kläglich. Effenberg erkannte die tatsächlich rein finanziellen Interessen der Oppositionsbewegung nicht. Gleichzeitig gab es aber durchaus auch positive Ansätze. Als TV-Experte und Co-Kommentator überzeugte Effenberg und brachte sich so wieder ins Gespräch.
Im Oktober startete er seinen zweiten richtigen Anlauf beim SCP, der nur 142 Tage später ebenfalls als Fehlschlag zu bewerten ist. Der Tiger hinterlässt in Paderborn einen letztjährigen Bundesliga-Absteiger, der der 3. Liga auf dem Vorletzten Platz entgegenschlittert.
"Penis-Affäre" versprüht Ironie
Der Verein wusste um seine Vorgeschichte, seine Persönlichkeit und seine fehlende Erfahrung, entschied sich aber dennoch zu einer Verpflichtung. Man kann Effenberg nicht vorwerfen, das Amt in Paderborn angetreten zu haben. An der jetzigen Situation und seiner abermals stark beschädigten Reputation trägt allerdings nur er selbst die Schuld.
Ein Trainer hat eine Vorbild-Funktion. Für die Öffentlichkeit, für die Fans eines Vereins und nicht zuletzt für die Mannschaft. Dabei ist es völlig egal, ob sich Effenberg zum Zeitpunkt seiner Trunkenheitsfahrt schon in Gesprächen mit dem SC Paderborn befand oder nicht. Er beteuerte bereits im Vorfeld mehrfach, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung als Trainer zu sein. Sich dann trotzdem betrunken hinter das Steuer zu setzen, ist schlichtweg ein unverantwortliches und peinliches Eigentor. Dass er im selben Monat den Strafbefehl wegen Trunkenheit am Steuer akzeptierte, in dem Nick Proschwitz beschwipst blank zog und anschließend freigestellt wurde, versprüht eine gewisse Ironie.
Effenberg hinterlässt schauriges Bild
Gleiches gilt für das bewusste Versäumen von für seine Trainerlizenz obligatorischen Fortbildungen und die Tatsache, dass er seine Frau Claudia Effenberg nicht daran hinderte, sich bei Twitter auf unmögliche Art und Weise zu vereinsinternen Themen und Schiedsrichter-Entscheidungen zu äußern.
Paderborn entschied sich bewusst für die PR-Maschine Effenberg. Dass der Verein dabei allerdings eine ganz andere Art der Berichterstattung im Sinn hatte, machte Präsident Wilfried Finke in der Pressekonferenz zu Effenbergs Entlassung unmissverständlich klar. Die Härte und Deutlichkeit seiner Aussagen zu Effenbergs Qualitäten als Trainer und seinen Eskapaden abseits des Platzes zeichnen ein schauriges Bild, das Effenberg beim SCP hinterlässt. Ralf Rangnicks Verwunderung über Effenbergs Taktik geht damit einher.
Effenberg hat die Chance in Paderborn vertan. Nicht, oder nicht nur, weil er scheinbar kein guter Trainer ist. Sondern weil er sich wie zu seiner aktiven Zeit selber im Weg steht. Eine weitere wird es so schnell nicht geben.
Der SC Paderborn im Überblick