Der Vater des Erfolges erhielt erst einmal eine kräftige Bierdusche. Unter ohrenbetäubendem Geschrei stürmten die Spieler des SC Freiburg die Pressekonferenz und übergossen ihren Trainer Christian Streich mit einem ordentlichen Schwung Gerstensaft. "Ich kann nicht alles steuern!", sagte Streich beinahe entschuldigend. Auch in Erfolgsmomenten hält er es mit Demut und Vernunft.
Um 20.23 Uhr am Freitagabend standen der 2:1-Sieg des SC in Paderborn und damit auch der Wiederaufstieg in die Bundesliga fest. Während seine Schützlinge wie entfesselt über den Rasen rannten und die 1200 mitgereisten Fans "Nie mehr 2. Liga" skandierten, blieben Streichs Gedanken rational und menschlich wie immer. "Ich bin ziemlich ruhig. Es war ja über das Jahr viel hoch und runter. Ich bin einfach froh, dass wir es geschafft haben - mehr nicht", sagte der Coach.
Paderborn-Spiel als Blaupause
Der 50-Jährige weiß um die Vergangenheit seiner Mannschaft. Bei kritischen Situationen schlug das Pendel in der Vorsaison häufig gegen die Freiburger aus. Das Resultat: Der Abstieg. In der 2. Liga war ihnen Fortuna gewogener. "Wir haben jetzt Auswärtsspiele gewonnen, die wir letztes Jahr alle verloren hätten", bilanzierte Streich.
Beispielhaft dafür steht der Sieg in Paderborn. Lange fehlten den Freiburgern die Mittel, das Bollwerk der Ostwestfalen einzureißen. Nur für einen kurzen Moment nach Wiederanpfiff spielte der SCF wie die Mannschaft, die sich mit dem besten Angriff der Liga den fünften Aufstieg verdiente, und kam durch Mike Frantz (46.) und Nils Petersen (48.) zu den entscheidenden Treffern.
Ansonsten bestimmte Paderborn die Partie. Mehrmals endeten die Hoffnungen des SCP auf den Ausgleich am Gebälk, es reichte nur noch zum Anschlusstreffer von Moritz Stoppelkamp (58.). Streich imponierten diese Paderborner: "Es tut mir leid, dass nicht zwei gewinnen durften."
SCP mit der roten Laterne
Tatsächlich stehen die Ostwestfalen nach dem zehnten Heimspiel ohne Sieg vor dem Absturz in die Drittklassigkeit. Noch vor einem Jahr war das Team mit Freiburg aus der Bundesliga abgestiegen. Jetzt ist man Tabellenletzter in Liga zwei.
Doch zumindest die Leistung gegen die Breigauer nährt die Hoffnungen des SCP. "Wer sich diese Mannschaft anschaut sieht, dass sie wiederkommen wird. Wir nehmen den Schwung dieser Leistung trotz des unglücklichen Ergebnisses mit", sagte Trainer Rene Müller.
Planung für Bundesliga beginnt
Nach dem Party-Marathon steht für die Freiburger nun die Planung der kommenden Bundesliga-Spielzeit an. Leistungsträger wie Torjäger Nils Petersen (21 Saisontore) oder Vincenzo Grifo (14 Saisontore, 14 Vorlagen) sind mit Verträgen bis 2019 bzw. 2018 vorerst an den Verein gebunden. "Wir haben eine super Mannschaft mit super Charakteren", sagte Mike Frantz.
Andere Erstligisten werden aufmerksam geworden sein. Im Falle möglicher Abgänge wird Christian Streich gefordert sein, die hervorragende Chemie in der Mannschaft zu erhalten. Auch dieser Herausforderung wird er sich stellen. Mit Demut und Vernunft.
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