"Bei Bayern weißt du nicht, woran du bist"

Patrick Weihrauch hat unter Pep Guardiola nie in einem Pflichtspiel für Bayern gespielt
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SPOX: Dann reden wir doch mal über diesen Schritt nach Würzburg. Seit wann bestand der Kontakt zu den Kickers?

Weihrauch: Der kam erst im Sommer zustande. Klar habe auch ich das Projekt bei den Kickers in den letzten Jahren mitverfolgt, schließlich haben wir auch ein paar Mal gegeneinander gespielt. Es ist schon beeindruckend, was hier in den letzten zwei Jahren passiert ist. Aber zu Gesprächen kam es erst jetzt.

SPOX: Sie wohnen nun auch erstmals einige hundert Kilometer von zu Hause weg. War es bei den Überlegungen ein wichtiges Argument für Sie, im süddeutschen Raum zu bleiben?

Weihrauch: Eigentlich überhaupt nicht. Ich bin schon mit 18 von zu Hause ausgezogen, weil meine Eltern nicht direkt in München wohnen, sondern in einem Vorort. Deswegen bin ich ohnehin schon sehr früh selbstständig geworden. Und ob mein neuer Verein jetzt zwei oder vier Stunden von zu Hause weg ist, war für mich nicht entscheidend.

SPOX: Sondern?

Weihrauch: Mich hat vor allem das Gespräch mit Trainer Bernd Hollerbach überzeugt. Das war super und für mich letztlich der ausschlaggebende Punkt, nach Würzburg zu wechseln.

SPOX: Sie sprechen Ihren Trainer an. Bernd Hollerbach gilt eher als Schleifer denn als Laptoptrainer - was sich bei den Kickers auch drei Jahre hintereinander in der Rückrunde ausgezahlt hat. Hand auf's Herz: Wie hart waren die ersten Trainingseinheiten unter ihm?

Weihrauch: Die erste Einschätzung klingt schon sehr nach Klischee. Da muss man differenzieren. Aber: Es war schon knackig, keine Frage. (lacht) Es ist etwas völlig anderes. Wir haben bei Bayern zuletzt anders trainiert, mehr mit Ball und in Spielformen. Da hat jeder Trainer seinen Weg, das ist auch gut so. Die Mentalität hier bei den Kickers ist einfach komplett anders als bei Bayern, das lässt sich überhaupt nicht vergleichen.

SPOX: Inwiefern?

Weihrauch: Bei Bayern hast du nur Topstars und hier kommen wir verstärkt über die Mannschaft, über den Willen, über die Laufbereitschaft, den Teamgeist. Wir müssen fit sein, also richtig fit sein, um viel laufen zu können. Da ist klar, dass man hart dafür trainieren muss. So einfach ist das. Aber wir alle merken schon jetzt, dass es uns etwas gebracht hat. Klar war die Umstellung am Anfang schwierig. Ich habe auch meine Zeit gebraucht und mein Körper hat jeden Tag nach dem Bett gerufen. Aber jetzt fühle ich mich aktuell sehr gut. Fleiß zahlt sich aus.

SPOX: Was zeichnet Hollerbach als Trainer aus?

Weihrauch: Er ist sehr direkt und jeder Spieler weiß jederzeit, woran er bei Bernd Hollerbach ist. Für mich war das in München immer das Schlimmste: Bei Bayern weißt du nicht, woran du bist. Wenn der Trainer nicht mit dir spricht und du nicht weißt: Was mache ich falsch? Warum spiele ich nicht? Als junger Spieler machst du dir da viele Gedanken und weißt nicht so recht, wo jetzt gerade dein Platz ist. Ich habe bei der Ersten trainiert, aber dann doch wieder bei der Zweiten gespielt. Das war einfach viel Hin- und Hergeschiebe. Hier ist das ganz anders. Der Trainer spricht viel mit mir. Ich weiß genau, was er von mir verlangt und das versuche ich, bestmöglich umzusetzen.

SPOX: Was genau verlangt er denn, wie ist Ihre Rolle? In der Vergangenheit wurden Sie in vielen Medienberichten als Mittelstürmer bezeichnet, beispielsweise beim angesprochenen Vergleich mit Mandzukic und Götze. Eigentlich spielen Sie offensiv aber meist überall, nur nicht ganz vorne. Wo sehen Sie persönlich Ihre beste Position?

Weihrauch: Also Mittelstürmer ist Quatsch. (lacht) Ich könnte das schon spielen, aber ich bin nicht der klassische Spieler, der die Bälle mit dem Rücken zum Tor festmacht. Ich sehe mich eher auf der Zehn. Mit meinem Tempo kann ich zwar auch auf dem linken oder rechten Flügel spielen, aber am liebsten spiele ich zentral. Auf der Zehn oder als zweiter, hängender Stürmer fühle ich mich am wohlsten.

SPOX: Bis zur Verpflichtung von Junior Diaz galten Sie bei den Fans als Stareinkauf. Wie haben Sie den Empfang empfunden?

Weihrauch: Bei uns ist kein Platz für irgendwelche Allüren. Fakt ist, dass ich sehr gut aufgenommen worden bin. Das gilt für Verein, Mitspieler und Fans gleichermaßen. Die Stimmung hier ist super. Den ganz großen Hype um mich gab es nicht, das habe ich zumindest so nicht empfunden. Natürlich wurde hier ein bisschen mehr über mich geschrieben als noch in München, aber es war nicht so, dass ich keine freie Sekunde mehr hatte. Hier in Würzburg ist gerade etwas am Entstehen, der Verein hat vor gut zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt. Das sollten wir alle nicht vergessen. Mein Ziel ist es, dem Klub zu helfen, sich in der Klasse zu etablieren.

SPOX: Wie weit denkt man als junger Spieler schon in die Zukunft? Sie haben bei den Kickers einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Was sind mittel- und langfristig Ihre persönlichen Ziele?

Weihrauch: Bis jetzt läuft es hier top. Ich mache mir keine großen Gedanken, was in Zukunft ist, dafür ist der Fußball schlicht zu schnelllebig. Ich denke, wer hart arbeitet, der wird für seinen Einsatz auch belohnt und das mache ich Woche für Woche. Im Fußball geht alles so schnell, das habe ich auch schon selbst erlebt. Deswegen lasse ich alles auf mich zukommen. Ganz wichtig ist es, dass ich zuvorderst gesund bleibe und voll trainieren kann.

Patrick Weihrauch im Steckbrief

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