Der Böller am Betzenberg ging schon vor Silvester hoch: Der 1. FC Kaiserslautern steht zum Jahresende völlig überraschend ohne Trainer da. Tayfun Korkut hat seinen Vertrag beim viermaligen Meister aufgelöst und verlässt die Roten Teufel auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung. Obwohl die Entscheidung schon vor Weihnachten feststand, gab sie der FCK erst am Dienstag bekannt.
Der 42-Jährige hatte das Amt vor dem Beginn der laufenden Saison übernommen, sein Vertrag lief bis zum 30. Juni 2018. Eine Woche vor dem geplanten Trainingsauftakt am 3. Januar muss sich der zweimalige DFB-Pokal-Sieger, der auf dem 13. Tabellenplatz überwintert, nun im Schnellverfahren einen neuen Übungsleiter beschaffen.
"Dieser Schritt kam plötzlich und hat uns alle überrascht", sagte FCK-Sportdirektor Uwe Stöver der Rheinpfalz: "Wir haben unmittelbar, nachdem die Entscheidung feststand, mit der Suche nach geeigneten Nachfolgern begonnen und befinden uns bereits in Gesprächen mit potenziellen Kandidaten."
"Wir bedauern diesen Schritt"
Korkut, dessen Mannschaft fünf Punkte vor dem Relegationsplatz liegt, hat den Verantwortlichen seine Entscheidung bereits am vergangenen Mittwoch mitgeteilt. Offizielle Gründe für den Abschied des Trainers, dessen Assistent Xaver Zembrod die Pfälzer ebenfalls verlässt, gibt es bisher nicht.
Es wird aber bereits darüber spekuliert, dass der in Stuttgart geborene Deutsch-Türke trotz seiner intakten Beziehung zu den Profis keine Perspektive mehr für sich und das Team sah. Die Chefetage der Lauterer bedankte sich trotz des unerwarteten Schritts bei Korkut, der von Dezember 2013 bis April 2015 Hannover 96 in der Bundesliga betreut hatte.
"Wir bedauern diesen Schritt und danken Tayfun Korkut und Xaver Zembrod für die geleistete Arbeit für unseren Verein", sagte Vorstandsboss Thomas Gries: "Sie haben den FCK in einer schwierigen Situation übernommen und kontinuierlich daran gearbeitet, das neu zusammengestellte Team zu stabilisieren und zu verbessern."
Drohender Absturz in die Regionalliga
Korkut hatte in der Tat ein schwieriges Umfeld bei den Pfälzern vorgefunden. Nach dem Abgang von Klubchef Stefan Kuntz im Frühjahr wurde der große Umbruch in allen Bereichen eingeleitet. So kamen im Sommer 14 neue Spieler zum FCK, der zuletzt 2012 aus der Bundesliga abgestiegen war.
Die Verantwortlichen machten zudem keinen Hehl daraus, dass der chronisch klamme Klub aus wirtschaftlichen Gründen mittelfristig in die Eliteklasse zurückkehren müsse. Andernfalls drohe der Absturz in die Regionalliga. Um handlungsfähig zu bleiben, haben die Pfälzer einen Kredit in Höhe von drei Millionen Euro aufgenommen.
Korkut identifizierte sich zunächst mit den Zielen des Traditionsvereins. Nach fünf Spielen ohne Sieg zu Saisonbeginn schaffte der 42-malige türkische Nationalspieler und zweimalige EM-Teilnehmer (1996 und 2000) trotz anhaltender Verletzungsprobleme die sportliche Konsolidierung.
Nun sollte Korkut im Trainingslager vom 12. bis 20. Januar 2017 in San Pedro del Pinatar (Spanien) die Grundlagen für eine stabile Rückrunde legen. Doch daraus wird nichts - trotz der Versuche Stövers: "Wir haben mit Tayfun Korkut gesprochen. Aber seine Entscheidung war definitiv."
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