Die verheerendste Botschaft ist Ismaiks Verbleib

1860 München steigt in den Amateurfußball ab
© getty

Der TSV 1860 München hat nach dem sportlichen Abstieg in die 3. Liga mit dem Lizenzentzug den zweiten Magenschlag innerhalb weniger Tage hinnehmen müssen. Dass Investor Hasan Ismaik allerdings weiter die Leitlinie im Verein vorgibt, lässt nicht unbedingt auf bessere Zeiten hoffen. Zumal er es sich durch seine Machtdemonstration auch mit den letzten, wenigen Unterstützern verscherzt hat. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Rabe.

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Die 22. Kalenderwoche des Jahres 2017 geht als eine der dunkelsten in die Vereinschronik des TSV 1860 München ein.

Zuerst stieg der Traditionsverein am Dienstagabend sportlich in der Relegation gegen den SSV Jahn Regensburg aus der 2. Liga ab - und das durch die Ausschreitungen unter unschönen Begleitumständen.

Drei Tage später folge die nächste Hiobsbotschaft: Investor Hasan Ismaik hat die vom DFB gefoderte Millionenzahlung, die für die finanzielle Rettung der Löwen nötig gewesen wäre, nicht rechtzeitig überwiesen. Die Drittligalizenz für die Sechziger ist futsch, die somit in den Amateurfußball abrutschen.

Mit seiner Machtdemonstration hat Ismaik seine Allmachtsstellung im Klub unterstrichen und diesen sehenden Auges vor die Wand fahren lassen. Umso verheerender ist es, dass er im gleichen Atemzug angekündigt hat, weiterhin als Alleinherrscher beim TSV tätig zu sein. Weil ihm der Verein so viel bedeute.

Eine Nachricht, welche für die Zukunft und den Neuaufbau der Blauen weitreichende Folgen hat.

Wenn der Verein schon durchgereicht wird, ist die weitere Zusammenarbeit mit Ismaik der falsche Weg und ein fataler Fehler. Denn er bedeutet weitere Abhängigkeit und die völlige Abwesenheit von Gestaltungsspielraum für Verantwortliche, die Sachverstand und eine sportlich sinnvolle Vision haben.

Ismaik hat seit dem Beginn seines Engagements im Jahr 2011 sukzessive die 50+1-Regel pulverisiert und infolgedessen eine Unzahl an Fehlentscheidungen getroffen, deren logische Kulmination der Abstieg war. Diese Struktur bleibt nun bestehen. Ob der bayrische Fußball-Verband seinen Finger drauf legt oder nicht.

Und die breite Unterstützung für diese ist weg. Das Verhältnis zwischen Ismaik und dem Hauptverein ist wohl unkittbar zerstört, vor allem nachdem der Jordanier ihn derart hat hängen lassen. Das hat die Pressekonferenz am Freitagabend deutlich gezeigt. Doch wenn Ismaik bleibt - das ist genauso klar - wird er nicht wie ein Kätzchen kuschen.

Darüber hinaus ist auch der Teil der Anhängerschaft, der Ismaik unterstützte, mittlerweile von ihm abgekehrt. Der Teil der Anhängerschaft, der den Verlust der Werte des Vereins für einen möglichen sportlichen Erfolg durch finanzielle Mittel in Kauf nahm. Nicht gerade die Basis für eine goldene Zukunft.

Denn Geld ist eben nicht alles. Es geht darum, was man damit anstellt. Der TSV 1860 aus den letzten Jahren ist das strahlendste Beispiel für diesen vor Plattitüden triefenden Satz. Ohne Sachverstand, mit einer beinahe unfassbaren Hybris hat Ismaik die Löwen in seiner Amtszeit nun zum Absturz in den Amateurfußball geführt.

Die letzte Saison des TSV 1860 München in der Chronologie: Ein Löwen-Jahr zum Brüllen!

Das hätte 1860 vor sechs Jahren auch ohne ihn haben können. Mit einer geordneten Insolvenz und einer nachhaltigeren Gesundung.

Das könnte 1860 auch jetzt haben. Ebenfalls mit einer Insolvenz, mit einem nachhaltigen Neuanfang, aufbauend auf einem gesunden Fundament, womöglich mit vielen Jugendspielern, einem frischen Trainer, der ein Konzept und nicht nur einen Namen hat.

All das wird es aber nun voraussichtlich nicht geben. Denn der Alleinherrscher herrscht immer noch alleine. Und deswegen ist ein Ende des Chaos nicht abzusehen. Schade.

Der TSV 1860 München im Profil

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