Nach einer Bundesliga-Hinrunde zum Vergessen mit nur sechs Punkten konnte der 1. FC Köln frühzeitig für die 2. Liga planen. Die beachtlichen Vertragsverlängerungen von Timo Horn, Jonas Hector und Marco Höger schafften zusätzliche Planungssicherheit. Aber hat der Effzeh auch an den richtigen Stellschrauben gedreht, um den Wiederaufstieg zu schaffen?
SPOX nimmt den aktuellen Kader von Markus Anfang unter die Lupe.
1. FC Köln: Die Situation im Tor
Personal: Timo Horn, Thomas Kessler, Brady Scott, Jan-Christoph Bartels
Fragezeichen: keine
Kandidaten: keine
Situation: Schon frühzeitig war klar, dass sich im Tor des Effzeh nicht viel tun wird. Im Mai setzte Stammtorwart Timo Horn ein starkes Ausrufezeichen, als er seinen Vertrag frühzeitig bis 2023 verlängerte.
Der gebürtige Kölner ist nicht nur ein guter Bundesligakeeper, sondern auch eine Identifikationsfigur, die seit 2008 beim FC unter Vertrag steht. Er soll jetzt umso mehr eine Führungsrolle ausfüllen.
Mit Thomas Kessler hat der neue Trainer Markus Anfang einen weiteren Ur-Kölner in der Hinterhand, der nach zwei einjährigen Leihgeschäften bei St. Pauli und Eintracht Frankfurt seit 2007 die Rolle des Ersatztorwarts inne hat. Auf ihn ist Verlass, wenn er gebraucht wird.
Dahinter kämpfen zwei talentierte Nachwuchstorhüter um die Nummer drei. Der Amerikaner Brady Scott, der seit einem Jahr unter Vertrag steht, stand schon im letzten Jahr einige Male im Kader, als den Kölnern die Ersatzspieler ausgingen.
Mit dem ebenfalls 19-jährigen Jan-Christoph Bartels rückt ein Juniorennationalspieler nach, der beim DFB bislang die U15 bis U19 durchlief.
1. FC Köln: Die Situation in der Abwehr
Personal: Jorge Mere, Frederik Sörensen, Lasse Sobiech, Rafael Czichos, Yann Aurel Bisseck, Jonas Hector, Jannes Horn, Tim Handwerker, Benno Schmitz, Matthias Bader
Fragezeichen: keine
Kandidaten: Alex Kral
Situation: Derzeit stehen für die Innenverteidigung fünf Spieler unter Vertrag, die sich um zwei Plätze streiten werden. Die beiden etablierten Mere und Sörensen hegen weiterhin Abwanderungsgedanken. Neben Bisseck hat der FC mit Czichos und Sobiech zwei der besten Innenverteidiger der vergangenen Zweitliga-Saison verpflichtet.
Czichos, den sein ehemaliger Kieler Trainer gleich mit in die Domstadt nahm, füllte bereits in den Testspielen die Rolle des linken Innenverteidigers aus. Es ist davon auszugehen, dass er dies auch zum Saisonstart tun wird. Er ist als einziger Linksfuß in der Innenverteidigung wichtig für die Spieleröffnung und zudem der einzige, der die Spielidee seines Trainers bereits gut kennt.
Auch Sörensen wäre allemal zuzutrauen, diese Rolle zur Zufriedenheit seines Coaches auszufüllen. Der Däne war bereits in den vergangenen drei Erstliga-Spielzeiten des Effzeh großteils Stammspieler, wenn er auch im Vorjahr in seinen Leistungen deutlich abfiel.
Nicht klar ist jedoch, ob Sörensen weiterhin beim FC bleibt. Er würde lieber erstklassig spielen, der Verein ihm wohl keine Steine in den Weg legen. Einen neuen Klub konnte er jedoch bislang nicht finden. Mit Bisseck steht ein Youngster als Ersatz bereit, der intern sehr geschätzt wird und als Rohdiamant gilt. Mit einer schnellen Entscheidung Sörensens ist allerdings nicht zu rechnen.
Die beiden übrigen Innenverteidiger Mere und Sobiech kämpfen um den zweiten Stammplatz. Dabei ist jedoch auch bei Mere noch nicht sicher, ob er bleibt. Nachdem bislang niemand die festgeschriebene Ablösesumme von 12,5 Millionen Euro zu zahlen bereit scheint, ist derzeit sogar eine Vertragsverlängerung im Gespräch.
Körperlich hat der 21-jährige Spanier noch Aufholbedarf, schon im Trainingslager musste er Extraschichten einlegen. Dennoch wissen die Geißböcke durchaus um Meres spielerische Qualitäten. Diese könnten auch zum Vorteil gegenüber Sobiech werden. Aktuell aber dürfte Abwehrhüne Sobiech mit seiner Kopfball- und Zweikampfstärke sowie jahrelangen Zweitligaerfahrung die Nase vorn haben.
Sollten Sörensen und Mere noch gehen, könnte Sportdirektor Armin Veh über einen weiteren Neuzugang nachdenken. Ein Kandidat wäre der tschechische U21-Nationalspieler Alex Kral, dem in der vergangenen Saison der Durchbruch beim FK Teplice gelang. Krals Berater bestätigte bereits, dass er Gespräche mit dem FC geführt habe.
Als linker Verteidiger ist Kapitän Hector vorgesehen, der nach einigen Spielen auf der Sechs auf seine Stammposition zurückkehren soll. Der erste Ersatz des Nationalspielers wäre Jannes Horn, der den Verein allerdings verlassen will. Bei einem guten Angebot ist der Effzeh durchaus gesprächsbereit.
Dann bliebe Handwerker die Ersatzrolle. Der 20-Jährige, der vor der vergangenen Saison aus der Leverkusener Jugend gekommen war, weist im defensiven Eins-gegen-eins sowie im taktischen Verhalten aber noch Schwächen auf.
Auf der rechten Seite stehen mit Schmitz und Bader zwei Neuzugänge zur Verfügung. Während Schmitz in der vergangenen Saison nur zu zwei Kurzeinsätzen für RB Leipzig kam, war Bader Stammkraft beim Karlsruher SC, der die beste Abwehr der 3. Liga stellte.
Bader ist ein schneller, agiler Spieler und interpretiert die Position offensiver als sein neuer Vereinskollege. Auch wenn Schmitz als leichter Favorit gilt, wird sich Anfang wohl erst kurz vor Saisonbeginn auf einen Rechtsverteidiger festlegen.
1. FC Köln: Die Situation im Mittelfeld
Personal: Matthias Lehmann, Vincent Koziello, Salih Özcan, Marco Höger, Niklas Hauptmann, Nikolas Nartey, Chris Führich, Louis Schaub, Marcel Risse, Christian Clemens
Offene Positionen: Linksaußen
Kandidaten: Marvin Spielmann, Kristoffer Petersen, Dominick Drexler
Situation: Auf der Sechs war Höger bis zu seiner Verletzung (Schultereckgelenkssprengung, bis zu drei Monate Pause) gesetzt. Sein Ausfall schwächt den FC. Mit dem 35-jährigen Routinier Lehmann und dem 18-jährigen Talent Nartey stehen nur zwei echte Alternativen zur Verfügung.
Ersterer hat seinen Zenit schon erreicht, in einigen Situationen fehlt ihm das nötige Tempo. Bei Nartey ist fraglich, inwieweit der FC ihm schon einen Stammplatz zutraut. Da Hector als Linksverteidiger benötigt wird, hat Anfang noch knapp vier Wochen Zeit, sich zwischen den beiden Sechsern zu entscheiden.
Eine Reihe weiter vorne auf der Acht ist der FC personell gut aufgestellt. Für zwei Stammplätze kommen nach dem Abgang von Jojic fünf Spieler in Frage: Koziello, Özcan, Hauptmann, Nartey und Schaub. Da Nartey erstmal auf der Sechs eingeplant ist, verbleibt ein Quartett.
Koziello hat als kreativster der genannten Spieler gute Chancen auf einen Stammplatz. Wer den Platz neben ihm einnehmen könnte, ist derzeit noch schwer einzuschätzen. Hauptmann hat bereits in der vergangenen Zweitliga-Saison bei Dynamo Dresden bewiesen, dass er die Rolle gut ausfüllen kann.
Schaub, der einen guten Torabschluss besitzt, werden ebenfalls gute Chancen auf einen Stammplatz attestiert. Jedoch könnte seine Zukunft auch auf der rechten Außenbahn liegen, wo er bereits getestet wurde.
Eine weitere Option fürs offensive Zentrum könnte dem Vernehmen nach Dominick Drexler vom FC Midtjylland sein. Der 28-Jährige und Trainer Anfang kennen sich aus gemeinsamen Kieler Zeiten. Drexler wechselte zwar in diesem Sommer erst zu den Dänen, soll übereinstimmenden Medienberichten aber am Freitag beim Effzeh vorgestellt werden.
Dünner besetzt ist der Kader auf den Außenbahnen. Links verließ Stammspieler Bittencourt den Verein, einen Ersatz holte man bislang nicht. In den Tests wechselten sich Nachwuchsmann Führich und der offensiv agierende Linksverteidiger Handwerker ab. Auch der zuletzt formschwache Clemens oder Schaub könnten hier zum Einsatz kommen, auch wenn ihnen die rechte Seite besser liegt.
Nicht zuletzt denkt Anfang auch darüber nach, ob nicht einer der beiden Angreifer Guirassy oder Zoller ebenfalls auf links spielen könnte. Anfang wird wohl in der nächsten Zeit entscheiden, ob er noch einen neuen Linksaußen benötigt. Diese Position dürfte Veh nach den beiden schwachen Tests (0:1 gegen Bonn, 2:2 gegen Wuppertal) gemeint haben, als er einen weiteren Neuzugang in Aussicht stellte.
Wunschlösung Joseph Paintsil wechselte bereits zum KRC Genk. Als Alternativen sind Marvin Spielmann vom FC Thun und Kristoffer Peterson von Heracles Almelo im Gespräch. Beide sind flexibel einsetzbar und könnten auch die rechte Seite bekleiden. Spielmann ist eher der explosive und trickreiche Spieler, Peterson zeichnen vor allem seine starke Physis und Technik aus.
Auf rechts steht den Kölnern neben Clemens und Schaub noch Risse zur Verfügung. Sollte dessen Knie nach langer Verletzungspause halten, dürfte er sich auch in der 2. Liga durchsetzen. Schaub dagegen könnte wie erwähnt auch auf der Acht oder als Linksaußen zum Einsatz kommen. Bei Clemens muss ohnehin eine deutliche Leistungssteigerung zur vergangenen Saison her, um Ambitionen auf einen Stammplatz zu untermauern.
1. FC Köln: Die Situation im Angriff
Personal: Jhon Cordoba, Simon Terodde, Sehrou Guirassy, Simon Zoller
Offene Positionen: keine
Kandidaten: keine
Situation: Mit vier etatmäßigen Stürmern ist Köln im Angriff gut aufgestellt. Vor allem in Anbetracht dessen, dass Anfang mit nur einem Stürmer spielen lassen wird. Auch aufgrund des harten Konkurrenzkampfes testet Anfang Guirassy und Zoller nebenbei auf links.
In der Vorbereitung präsentierte sich ohnehin noch keiner der vier Stürmer als echter Goalgetter. Diese Rolle traut man aber vor allem Terodde zu, der sich schon mehrmals als hervorragender Zweitligastürmer präsentiert hat.
Bei 17-Millionen-Mann Cordoba bleibt abzuwarten, ob er sich in seiner zweiten Saison in der Domstadt akklimatisieren kann.
Ob Guirassy und Zoller langfristig außen oder zentral zum Einsatz kommen, wird sich noch zeigen müssen. Sollte keiner der Stürmer die Lösung für die linke Seite werden, ist auch ein weiterer Abgang möglich. Am ehesten könnte es dann wohl Guirassy treffen.