Tabellenführung behauptet, Sieg verschenkt: Der Hamburger SV ist von Union Berlins Serientätern unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.
Der Absteiger kam gegen die weiterhin ungeschlagenen Hauptstädter im Zweitliga-Topspiel trotz Führung nicht über ein 2:2 (0:1) hinaus und kassierte den ersten Dämpfer unter Trainer Hannes Wolf.
Den späten Berliner Ausgleich erzielte Suleiman Abdullahi (90.) wenige Sekunden vor dem Abpfiff. Zuvor hatten HSV-Kapitän Aaron Hunt (58.) und Lewis Holtby (65.) die Partie zugunsten der Hausherren gedreht. Joshua Mees (12.) hatte Union, das auch im 14. Saisonspiel seinen Nimbus wahrte, im ersten Abschnitt in Führung gebracht.
Für die Hamburger, die kurzfristig auf ihren Top-Torjäger Pierre-Michel Lasogga (Wadenprobleme) verzichten mussten, endete am Montagabend eine stolze Serie: Nach zuletzt vier Pflichtspiel-Siegen unter Wolf gab es das erste Remis. Fünf Erfolge zum Einstand hat noch kein HSV-Trainer geschafft.
Union Berlin in Hälfte eins überlegen
"Wir wussten, dass wir keine gute erste Halbzeit gespielt haben. Wir wollten es dann besser machen. Es ist bitter, dass wir fast mit dem Schlusspfiff den Ausgleich bekommen", sagte Hunt bei Sky: "Eine Minute hat uns gefehlt. Das wirft uns aber nicht aus der Bahn. Wir sind Erster."
Wolf sprühte nach der zweiwöchigen Länderspielpause vor Anpfiff vor Tatendrang. "Wir haben uns in eine gute Position gebracht. Es wird Zeit, dass es wieder losgeht. Das fühlte sich ja fast wie eine Winterpause an", sagte der 37-Jährige vor der Partie.
Von diesem neuen Hamburger Selbstbewusstsein war vor 45.584 Zuschauern zunächst allerdings kaum etwas zu sehen. Zwar spielten die Hausherren in der Anfangsphase munter nach vorne, doch die Berliner waren in puncto Zweikampfführung, Passspiel und Effizienz im ersten Abschnitt deutlich überlegen.
Symptomatisch: Als Mees den ersten gefährlichen Gäste-Angriff mit einem trockenen Rechtsschuss aus elf Metern zum 0:1 abschloss, sah die HSV-Hintermannschaft nicht gut aus.
Und auch in der Folge ließ Union, das mit der stabilsten Defensive aller 36 deutschen Profiklubs (8 Gegentore) in die Hansestadt gereist war, vor dem eigenen Tor nichts anbrennen und hatte die Partie im Griff. Marcel Hartel (24.) hätte für das Team von Coach Urs Fischer sogar erhöhen können.
gettyHSV vermisst Lasogga schmerzlich
Auf der anderen Seite war ein Abschluss von Aaron Hunt kurz vor dem Pausenpfiff die einzige halbwegs gefährliche Hamburger Offensivaktion im ersten Abschnitt. Top-Torjäger Lasogga, der von den bisherigen sieben HSV-Saisontoren im heimischen Volkspark sechs selbst erzielte und eines vorbereitet hatte und wegen einer Wadenverletzung kurzfristig passen musste, wurde schmerzlich vermisst.
Und doch wurde der HSV in der zweiten Halbzeit deutlich besser, trat geordneter und vor allem zielstrebiger auf . Belohnung war der Ausgleich durch Hunt, der aus dem Gedränge aus fünf Metern traf. Nur sieben Minuten später staubte Holtby nach scharfer Hereingabe von Lasogga-Ersatz Bakery Jatta ab. Abdullahi belohnte dann kurz vor Schluss die Gäste.