"Klar ist, dass wir einen anderen Umgang mit der Thematik brauchen als bisher", erklärte Hoffmann. Die Sanktioniereung von Pyro-Vergehen seitens des DFB habe zu keiner Besserung geführt. "Ganz im Gegenteil", wie der 56 Jahre alte Vorstandsvorsitzende des Zweitliga-Spitzenreiters bemerkte.
Wenn man sich eingestehe, "dass Pyro ein Teil der Fankultur ist, und das haben wir, dann muss man zumindest über alternative Lösungen ernsthaft nachdenken", ergänzte Hoffmann und meinte damit die sogenannte "kalte Pyro".
Diese wird im Gegensatz zu den herkömmlichen Bengalos nicht 2000 Grad, sondern "nur" 230 Grad heiß und entwickelt beim Abbrennen so gut wie keinen Rauch.
Die "kalten" Pyrofackeln, die vom dänischen Pyrotechniker Tommy Cordsen im Auftrag des Erstligisten Bröndby IF in den vergangenen Jahren entwickelt worden waren, wurden im Dezember erstmals großflächig getestet. Vertreter der DFL, sowie Fan-Beauftragte des FC St. Pauli, von Schalke 04, Mainz 05 und Werder Bremen ließen sich Cordsens "kalte Pyro" bereits vorführen.
"Kalte Pyrotechnik" als Alternative? Fanforscher Gabler sieht Chancen
Wie das Hamburger Abendblatt weiter berichtet, haben Hoffmann und andere Verantwortliche des HSV bereits erste Gespräche mit diversen Ultragruppierungen geführt und wollen im nächsten Schritt auch mit der Polizei, der Feuerwehr, der Stadt Hamburg und dem DFB über die Thematik sprechen.
Während Fanforscher Jonas Gabler gegenüber dem kicker das Produkt aus Dänemark lobte und in ihm eine Chance sieht, "das Konfliktfeld Pyrotechnik im Stadion" sogar aufzulösen, verwies das NRW-Innenministerium bereits im November auf Nachfrage der ARD auf die "erheblichen Unfallrisiken bei großen Menschenansammlungen", die auch von "kalter Pyrotechnik" ausgehe. Daher dürfe sie aus polizeilicher Sicht in Stadien nicht zum Einsatz kommen.
Nach Informationen des Hamburger Abendblatts soll sich die Polizei jedoch bezüglich des Anliegens von Hoffmann durchaus gesprächsbereit gezeigt haben. In der vergangenen Saison musste der HSV von allen deutschen Klubs von der 1. bis zur 3. Liga am meisten für die Vergehen seiner Fans bezahlen. Der DFB belegte die Hanseaten mit insgesamt 225.000 Euro an Strafen, über 200.000 Euro musste der HSV nach Angaben des Hamburger Abendblattes für Pyrovergehen der eigenen Fans bezahlen.
DFB-Leitfaden zur Sanktionierung von Pyrovergehen
Art des Vergehens | Bundesliga | 2. Liga | 3. Liga | Junioren-Bundesliga |
Abbrennen von Pyro-Gegenständen (je Gegenstand) | 1000 Euro | 600 Euro | 350 Euro | 200 Euro |
Abschießen/Werfen von Pyro-Gegenständen (je Gegenstand) | 3000 Euro | 1500 Euro | 750 Euro | 350 Euro |