Als Bakery Jatta am Donnerstagnachmittag die Treppen hinab zum Trainingsplatz schritt, applaudierten die rund 400 anwesenden Fans des Hamburger SV. Ungeachtet des Wirbels um seine Identität ging der Angreifer aus Gambia vorweg, klatschte vor dem Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal beim Chemnitzer FC (Sonntag 18.30 Uhr) mit einigen Anhängern ab und ließ sich nichts anmerken.
Während das für Jatta zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte in seinem Fall ermittelt, sagte der HSV seinem Profi noch einmal die volle Unterstützung zu. "Wir stehen voll hinter Bakery", sagte Sportchef Jonas Boldt in einem von den Hanseaten verbreiteten Statement. Jatta werde "auch weiterhin voll umfänglich im Trainings- und Spielbetrieb" eingeplant, da er "ein wertvoller Spieler und voll integrierter, geschätzter Teamkollege ist".
Auch der DFB und DFL gaben vorerst grünes Licht. "Da es bisher keinen Beweis für eine falsche Identität des Spielers gibt, behält die Spielberechtigung für Bakery Jatta, geboren am 6. Juni 1998, aktuell ihre Gültigkeit", twitterte die DFL am Donnerstagabend. Weiter hieß es, dass die Liga und der DFB Interesse an einer "schnellen Aufklärung des Sachverhaltes" haben und hierzu mit dem Hamburger SV im Austausch stehen.
HSV: Zweifel an Jattas Identität
Am Mittwoch waren allerdings Zweifel aufgekommen, ob Jatta bei Fragen nach seiner Identität die Wahrheit gesagt hat. Laut eines Berichts der Sport Bild könnte der Offensivspieler eine Vergangenheit als Bakary Daffeh haben und zweieinhalb Jahre älter sein als bislang angenommen.
Bei seiner Einreise nach Deutschland im Sommer 2015 hatte Jatta angegeben, 17 Jahre alt zu sein. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben in Deutschland größere Chancen ein Aufenthaltsrecht zu bekommen als Volljährige.
Sollte sich der Verdacht gegen Jatta, dessen Geschichte vom Flüchtling zum Fußball-Star in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt hatte, erhärten, droht ihm im schlimmsten Fall die Abschiebung in sein Heimatland. "Die Gründe für die damalige Duldung sind ja dann weggefallen, und dann wird auch der Aufenthalt rückwirkend verwirkt", sagte Falko Droßmann, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, dem NDR-Fernsehen: "Das ist eine sehr harte Möglichkeit, aber sie würde natürlich in der letzten Konsequenz zu einer Abschiebung führen können."
DFB und DFL beschäftigen sich mit dem "Fall Jatta"
Boldt forderte derweil eine Positionierung von DFB und DFL in der Causa. Der Klub erwarte "von Liga und Verband eine eindeutige und schnellstmögliche Positionierung, was die Spielberechtigung von Bakery Jatta betrifft, damit ein rechtssicherer Ablauf des Pokal- und Punktspielwettbewerbs gewahrt bleibt", sagte der Manager.
"Schließlich hat unser Spieler seit drei Jahren einen gültigen Pass und eine Spielerlaubnis. Für uns ist es nicht akzeptabel, dass diese Spielberechtigung aufgrund von Vermutungen angefochten wird", so Boldt weiter.
Nach Informationen der Bild-Zeitung starten die Hamburger Behörden am Freitag ein Anhörungsverfahren. Demnach werde Jatta, dessen Aufenthaltserlaubnis erst vor Kurzem bis zum Sommer 2022 verlängert wurde und der noch bis 2024 beim HSV unter Vertrag steht, ein Schreiben mit dem gegen ihn erhobenen Vorwürfen zugeschickt. Dann habe er zwei Wochen Zeit, darauf schriftlich zu antworten.
FC Nürnberg legt Einspruch gegen Spielwertung ein
Boldt reagiert derweil mit Verwunderung darauf, dass der 1. FC Nürnberg "Einspruch gegen die Wertung unseres 4:0-Sieges eingelegt hat. Wir werden dazu selbstverständlich wie gefordert Stellung gegenüber dem DFB und der DFL beziehen." Am Montag hatte der HSV beim Club den ersten Saisonsieg eingefahren, Jatta stand dabei auf dem Platz.
Der HSV kämpft für Jatta. "Ich persönlich finde es unglaublich und erschütternd, dass sich unser Spieler wegen dieser öffentlichen Diskussion teilweise einem gesellschaftlichen Spießrutenlauf ausgesetzt sieht", sagte Boldt: "Baka hat uns gegenüber die Korrektheit seiner Passangaben noch einmal bestätigt."